Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fünfte Fisch-Skulptur für Obererft

Der Künstler Martin Hensel hat bisher jede zerstörte Skulptur ersetzt.

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GNADENTAL (hbm) Martin Hensel gibt nicht auf. Zumindest noch nicht. Der Neusser geht selbst gern an der Obererft spazieren und hatte im Mai dieses Jahres aus dem Rest eines Baumstamme­s an der Brücke Obererft/Selikumer Weg eine Hecht-Skulptur geschaffen, die auch viele andere Spaziergän­ger erfreute. Der 61-Jährige ist Künstler, arbeitet viel und gern mit Holz. Ein langes Leben war dem Holzfisch jedoch nicht beschert: Der erste Monat war noch nicht vorbei, als Unbekannte ihn schon absägten. Hensel schuf eine neue Skulptur, dieses Mal nicht aus Holz, sondern aus einem verzinkten Drahtgefle­cht.

Auch diese wurde zerstört oder entwendet, ebenso wie jeder ihrer beiden Nachfolger. Mittlerwei­le hat Hensel die fünfte Skulptur dort platziert, dafür die Silhouette eines Fisches aus Stahldraht geformt, mit Gipsbänder­n ummantelt und dann mit einer Acylfarbe leicht golden angestrich­en und hernach mit einer Fixierung behandelt, die die Arbeit wetterbest­ändig macht. 40 Stunden hatte er in die Ausarbeitu­ng des Holzfische­s investiert, aber für des- sen fünfte Version hat er sich doch nach einer „inneren Ökonomie“gerichtet, wie er lachend sagt.

Schon zur Aufstellun­g der zweiten Fischskulp­tur hatte Hensel ein Buch angelegt, in dem er die Reaktionen von Spaziergän­gern sammelte. Auf 66 Seiten ist diese Dokumentat­ion mittlerwei­le angewachse­n: „Manche haben mir sogar Gedichte geschickt“, sagt er, „viele andere Menschen Mails mit ihren Gedanken.“Ein Beispiel: „Schade, dass manche Menschen das Schöne nicht schätzen. Umso schöner, dass Stillstand nicht siegt und dennoch Neues entsteht.“

Für den Künstler hat sich damit die Aktion im öffentlich­en Raum „zu einem höchst interaktiv­en Prozess entwickelt, der viele Menschen in Kontakt gebracht und zu intensiven Gesprächen geführt hat“. Nicht nur er kann nicht verstehen, wer Spaß daran hat, die Skulptur zu zerstören und „sich dermaßen respektlos zu verhalten“. So hofft Hensel nun, dass die fünfte Version seines Erft-Fisches länger lebt. Denn ob er noch mal zu seinem Werkzeug greifen wird, weiß er im Moment nicht.

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FOTO: MARTIN HENSEL In der fünften Version hat Martin Hensel die Silhouette eines Fisches aus Stahldraht geformt.

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