Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Köln verliert auch mit Pizarro
Der FC erarbeitet sich gegen Leipzig viele Chancen, hat aber beim 1:2 einmal mehr in dieser Saison das Nachsehen.
KÖLN Als Jhon Cordoba sich an den Oberschenkel fasst, ruft Kölns Trainer Peter Stöger seinen neuen Torjäger zu sich: Claudio Pizarro macht sich vor der Südkurve auf den Weg zur Einwechslung. Jubel brandet auf. Es ist die 54. Minute im Spiel gegen RB Leipzig, und das Publikum empfängt den Peruaner wie einen Heilsbringer. Denn auch gestern wird wieder überaus deutlich: Der sieglose 1. FC Köln braucht dringend einen Torjäger, will er sich aus dem Tabellenkeller der FußballBundesliga befreien. Aber auch Pizarro kann das 1:2 nicht verhindern.
Morgen feiert Claudio Pizarro seinen 39. Geburtstag. Ein Alter, in dem erfolgreiche Profifußballer gerne nach China oder Katar wechseln, um das finanzielle Polster für den kurz bevorstehenden Ruhestand etwas dicker werden zu lassen. Nicht so der peruanische Torjäger. Pizarro will seinen bisher 191 Toren in der Fußball-Bundesliga noch einige folgen lassen und heuerte deshalb beim 1. FC Köln an. Der Effzeh hat nach dem Weggang von 25-ToreMann Anthony Modeste ein Vakuum im Sturmzentrum. Zugang Cordoba konnte dieses bisher nicht füllen, ist noch torlos in der Liga. Ein stark leistungsbezogener Vertrag soll Pizarro zum Tore schießen animieren.
Stöger setzt gestern aber zunächst auf altbewährte Kräfte. Bis auf eine Ausnahme – Lukas Klünter beginnt als Rechtsverteidiger für Christian Clemens – ist es die Elf, die beim 0:1 gegen Belgrad in der zweiten Halbzeit richtig Alarm gemacht hatte. Und es geht gegen den Vizemeister genau so weiter. Der Effzeh bietet eine hervorragende erste Halbzeit. Der Kampfgeist stimmt, das Umschalten nach Ballgewinn funktioniert, die Kombinationen sind zu großen Teilen sehenswert. Einzig: Das Tor macht erneut der Gegner. Schuld sind zwei Minuten, in denen die Kölner Mannschaft völlig die defensive Ordnung verliert. Erst hilft der Pfosten, dann pariert Torhüter Timo Horn zweimal überragend gegen Marcel Halstenberg und Namensvetter Sabitzer. Gegen Lukas Klostermann hat Horn dann aber das Nachsehen – 0:1 (30.).
Was der Effzeh auf der anderen Seite an Chancen ungenutzt lässt, ist kaum zu glauben. Yuya Osako scheitert zwei Mal per Kopf. Leonardo Bittencourt verliert das Tempo bei einem Alleingang. Konstantin Rausch trifft den Ball perfekt, doch Peter Gulacsi im Tor der Gäste pariert bärenstark. Die größe Möglichkeit hat aber Milos Jojic kurz vor dem Halbzeitpfiff. Der Serbe wird lehrbuchmäßig von Bittencourt im Rückraum freigespielt, sein Schuss aus acht Metern geht aber neben das Tor. Das Publikum ist hin- und hergerissen zwischen der tollen kämpferischen Leistung und der miserablen Chancenverwertung.
Wer denkt, in der zweiten Halbzeit würde es schon besser werden, sieht sich direkt getäuscht. Keine zwei Minuten sind gespielt, als Bittencourt die nächste hundertprozentige Gelegenheit vergibt. Dann kommt Pizarro, die große Hoffnung. Zu mehr als der Vorbereitung eines Abseitstors von Bittencourt reicht es bei den ersten 36 Minuten im Kölner Trikot nicht.
Auf der anderen Seite trifft Yussuf Poulsen per Kopf zum 0:2 (80.). Auch nach dem Anschlusstreffer von Osako (82.) drängt der Effzeh wieder auf den Ausgleich – vergebens. „Es ist einfach gerade eine Phase, die unglaublich schwierig ist für uns“, sagte Horn, „aber mehr Chancen als heute haben wir uns in dieser Saison noch nicht herausgearbeitet.“
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