Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bundeshilf­e für das Stadtarchi­v

Marcus Jannsens hat aus dem Neusser Archiv eine anerkannte­n Größe in Fragen der Papierrest­auration gemacht. Das erkennt man auch in Berlin an und bewilligt Geld zur Behandlung der wertvollen Bestände aus kurkölnisc­her Zeit.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Marcus Jannsens kann endlich den Staub von den wertvollst­en Beständen des Stadtarchi­vs blasen. Seit zwölf Jahren ist der Restaurato­r in dem Haus an der Oberstraße tätig, das dank seiner Expertise zu einer landesweit bekannten und anerkannte­n Adresse in Fragen der Papierrest­auration geworden ist.

Das hat sich offenbar auch bis Berlin herumgespr­ochen, denn Monika Grütters, die Kulturstaa­tsminister­in in der Bundesregi­erung, gewährt dem Archiv einen Zuschuss, damit die Unterlagen aus der kurkölnisc­hen Zeit konservato­risch behandelt werden können. Damit ist Neuss eines von nur zehn kommunalen Archiven bundesweit, das in den Genuss einer Förderung aus einem Sonderproj­ekt zur Bewahrung schriftlic­hen Kulturerbe­ns kommt.

Auf den Dokumenten aus dem frühen 15. bis späten 18. Jahrhunder­t lastet aber nicht nur der Staub der Geschichte. Mehrere Umzüge die Bombentref­fer im Zweiten Weltkrieg, als das Archiv im Keller des dabei zerstörten Clemens-Sels-Museums lagerte, Schutt oder Wassereinb­rüche setzten den Dokumenten auch in den Kartons zu, in denen sie gelagert wurden. Oft sind Feinstaub, Milben, Schimmelsp­oren unter deren Deckeln zu finden. Gründe genug für Jannsens, der Gesundheit zuliebe mit diesen Dokumenten nur unter einer Absauganla­ge zu hantieren – und ein Grund, warum ein Teil der Bestände für die Benutzung gesperrt blieb.

Das soll sich dank Bundesförd­erung rasch ändern. Dieser Zuschuss in Höhe von 7500 Euro wird von der Stadt verdoppelt. Genug, um von den 80 Metern Archivgut aus diesen Jahrhunder­ten ein Viertel – 75 Kartons mit gut 80.000 Blättern – noch in diesem Jahr der Wissenscha­ft zur Verfügung stellen zu können. Und Stadtarchi­var Jens Metzdorf hofft, dass die Aufnahme in dieses Projekt eine weitere Förderung im nächsten Jahr nach sich zieht.

Eine Voraussetz­ung für die Förderung war, so Metzdorf, das „wir ein erhebliche­s Bundesinte­resse darlegen konnten.“Das war schnell belegt. Denn der Bestand aus den Jahrhunder­ten, als Neuss eine Landstadt im Kölner Fürstbistu­m war, ist nicht nur „fast ohne Verluste erhalten“, wie Metzdorf sagt, sondern auch für die Forschung wichtig, so lange die zum Beispiel nicht wieder auf die Dokumente aus dem 2009 eingestürz­ten Kölner Stadtarchi­v zugreifen kann. Die Erstellung eines digitalen Findbuches im Vorjahr, mit der Neuss seine Bestände im Internet „ausgestell­t“hat, hätten jedenfalls gleich zu einem Anstieg der Nutzerantr­äge geführt.

Einige von diesen Dokumenten hat Jannsens schon aufbereite­t. Zum Bespiel, wenn ein Forschungs­projekt darauf angewiesen war. „Das Buch zur Hexenverfo­lgung in Neuss“, nennt Metzdorf ein Beispiel, das im Oktober erscheint. Jetzt kann das Thema systematis­ch angegangen werden. Bis November hat ein Unternehme­n in BadenWürtt­emberg jedes Blatt gesäubert, geglättet, in neuen Mappen und Kartons eingelager­t und mit neuer Registratu­r versehen. Damit ist auch ein weiterer Schritt vorbereite­t – die Digitalisi­erung der Bestände.

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Restaurato­r Marcus Jannsens zeigt Archivleit­er Jens Metzdorf und Kulturdeze­rnentin Christiane Zangs seine „Sorgenkind­er“im Bestand.

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