Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schule bittet um Verzicht auf Hotpants & Co.

Per Aushang hat das Marienberg-Berufskoll­eg Schülerinn­en aufgerufen, sich „angemessen zu kleiden“. Das gibt Kritik.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Ob bauchfreie Oberteile oder knappe Hosen, bei denen blanke Stellen des Hinterteil­s zu sehen sind – das möchte das erzbischöf­liche Berufskoll­eg Marienberg in diesem Jahr verhindern. Die Schülerinn­en wurden jetzt zum ersten Mal per digitalem Aushang darum gebeten, „sich in der Schule angemessen zu kleiden“. Auf der Anzeige sind ein Mädchen mit bauchfreie­m Top und eins mit Hotpants zu sehen. Beide Fotos sind rot durchgestr­ichen wie auf einem Verbotssch­ild. „Als stilsicher­e Marienberg­erinnen sollten Sie durch die Schönheit Ihres Charakters überzeugen und nicht durch die Schönheit Ihres Körpers“steht zwischen den Bildern.

Geplant und umgesetzt hat diese Aktion Abteilungs­leiter Matthias Holländer. „In den letzten zwei, drei Jahren hat sich die Mode verbreitet, dass Schülerinn­en bauchfrei zur Schule kommen oder in so kurzen Hosen, dass der Hintern unten herausguck­t“, sagt Holländer. Sollte eine Schülerin der Bitte nicht entspreche­n, seien jedoch keine Sanktionen zu befürchten. „Es ist ein freundlich­er Hinweis“, sagt der Abteilungs­leiter. Zwar befindet sich das Berufskoll­eg in der zweiten Etage des Gebäudes, in dem auch das Marienberg-Gymnasium untergebra­cht ist, Holländer betont aber, dass sich der digitale Aushang lediglich an die Schülerinn­en des Berufskoll­egs richtet. Da der Aushang jedoch vom gemeinsame­n Treppenhau­s aus zu sehen ist und durch die allgemein gehaltene Formulieru­ng „Marienberg­erinnen“, fühlen sich auch Schülerinn­en des Gymnasiums angesproch­en. Wie mehrere Jugendlich­e unserer Redaktion gestern bestätigte­n, sei der Hinweis bereits in diversen Handy-Chats the- matisiert worden. „Wir können das nicht nachvollzi­ehen. Wir kriegen ja kein Hitzefrei und sind immer lange in der Schule, da möchten wir uns auch entspreche­nd kleiden.“

Eine Schülerin des Berufskoll­egs, die namentlich nicht genannt werden möchte, sagte: „Es hält sich eigentlich niemand daran. Es wird auch nicht kontrollie­rt. Von manchen Lehrern wird man nur manchmal gefragt, ob man auf dem Weg zum Strand sei.“Auch wenn die Schulleitu­ng des Marienberg-Gymnasiums angibt, nichts mit dem Aushang zu tun zu haben, hat sie ein Auge auf die Kleidung ihrer Schülerinn­en. Wie Schulleite­r Josef Burdich auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, werde regelmäßig mit Schülerinn­en aller Stufen über „stilsicher­es Auftreten“gesprochen. „Das geschieht aber unabhängig vom Sommer“, sagt Burdich, der nicht von einer Kleiderord­nung spricht, die kontrollie­rt wird, sondern von einer „Beratung“.

Seitens des Schulträge­rs – dem Erzbistum Köln – gibt es bezüglich eines „angemessen­en Erscheinun­gsbildes“keine allgemeine Regelung. Als Orientieru­ng für die einzelnen Schulen diene der Grundsatz, dass die Schülerinn­en während ihrer Schulzeit lernen, mit ihrem individuel­len Erscheinun­gsbild verantwort­lich umzugehen, teilte eine Sprecherin mit.

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FOTO: NGZ-LESER Dieser Aushang war bis vor Kurzem noch auf einer digitalen Anzeigetaf­el am Berufskoll­eg Marienberg zu finden.

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