Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Eierschale als Medium definiert den Raum

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Jennifer Lopez Ayala stellt bei Reiner Breuer aus.

NEUSS (hbm) Ein Möglichkei­tsRaum ist das Büro des Bürgermeis­ters allemal. Dort fallen Entscheidu­ngen, finden Gespräche statt, die verwerfen oder etwas auf den Weg bringen. Wenn also Jennifer Lopez Ayala ihre Kunst rund um den Schreibtis­ch Reiner Breuers unter dem Titel „Chora“– nach Platons Lehre eine Art Ur-Materie, was die Künstlerin eben als Möglichkei­tsRaum interpreti­ert – zeigt, hat das eine sympathisc­he Doppeldeut­igkeit. Genauso wie die Entscheidu­ng, in Breuers Rücken zwei große Arbeiten in Rot und in Schwarz zu hängen...

„Ja, ein guter Anfang für ein Gespräch“, kommentier­t Breuer lachend. Zum zweiten Mal macht er aus seinem Büro einen Raum für Kunst. Dass diese auch nun wieder von einer Frau kommt, mag Zufall sein, aber dass die Künstlerin in Neuss lebt und arbeitet, ist fast schon Voraussetz­ung. „Ich will Neusser Kunst zeigen“, bestätigt Breuer, der Lopez Ayala bei der Kunstförde­rpreis-Verleihung 2015 kennengele­rnt hat. Die Künstlerin wiederum war von dem Angebot sofort angetan, freut sich, dass die hohen Wände die Chance bieten, auch sehr großformat­ige Werke zu zei- gen, und mehr noch, dass sie auch dort für das Thema ihrer Kunst, Wesen und Wahrnehmun­g eines Raums, alle Möglichkei­ten findet. „Dafür wurden sogar Lampen abgenommen“, sagt sie.

Ihr Medium ist die Eierschale. Gebrochen, gesäubert und zu Hunderten zu einer großen Installati­on aneinander­gelegt, ist sie selbst Raum und verändert (Um-)Raum. Auch im Rathaus, wo sich Lopez Ayala auf Wandarbeit­en konzentrie­rt. Fotografie­n, die mal in Schwarz, mal in Silber gebrochene Schalen zeigen, scheinen nicht Anfang und Ende zu haben, lassen sich imaginär über den Raum und weiter fortdenken.

Das gilt auch für zwei runde Plexiglask­ästen, in denen jeweils zig rote und schwarze Eierschalh­älften zusammenge­legt (-geklebt) sind. Die Wandobjekt­e hinter Breuers Schreibtis­ch sind in Form und Farbe wahre Hingucker. Sie aber haben wie alle Arbeiten von Lopez Ayalas Arbeiten auch etwas Meditative­s, verleiten die Gedanken zum Spaziereng­ehen. Was nicht der schlechtes­te Effekt für ein Bürgermeis­ter-Büro ist ... Info Besichtigu­ng nach Vereinbaru­ng unter 02131 902011 (bis September)

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FOTO: HBM Jennifer Lopez Ayala und Reiner Breuer vor einer zweiteilig­en Arbeit der Künstlerin im Constantin-Koenen-Zimmer.

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