Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Andenken an Kevelaer
Um die Weihnachtszeit 1641 hörte der Hausierer Hendrik Busmann dreimal den geheimnisvollen Anruf: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!“, als er an einem Hagelkreuz bei Kevelaer betete. Im Folgejahr 1642, einen Monat vor Pfingsten, erschien seiner Frau Mechel bei Nacht ein großes glänzendes Licht, in dessen Mitte sah sie ein Heiligenhäuschen und in diesem ein Andachtsbild, wie es zuvor von zwei Soldaten zum Kauf angeboten worden war. Nach diesem Traum erbat sich Mechel dieses Bildchen von ihrem Mann Hendrik. Trotz geringer finanzieller Mittel erfüllte er seiner Frau diesen Wunsch und führte den Bildstock so aus, wie Mechel ihn in ihrer Vision gesehen hatte. Am 1. Juni 1642 weihte der Pfarrer von Kevelaer das Bildstöckchen mit dem Gnadenbild der Gottesmutter Maria „Consolatrix Afflictorum“(Trösterin der Betrübten). Schon am selben Tag kam zu dem Heiligenhäuschen eine große Menge Menschen und es geschahen die ersten Wunder an diesem Ort. Damit beginnt die Geschichte des Wallfahrtorts in Kevelaer, den in jedem Jahr etwa eine Million Gläubige besuchen.
Bilder von „Maria Kevelaer“sind heute aber nicht nur auf Andachtsbildchen zu finden. Ein ganzer Industriezweig hat sich das Kevelaerer Marienbild einverleibt und druckt es auf Teller, Tassen, Münzen oder klassischer Weise auf Wallfahrtsfähnchen (siehe Abbildung). Die ursprüngliche Funktion war das „Anrühren“des Heiligenbildes mit dem Fähnchen, wodurch Schutz und Segen übertragen wurden. Neben diesem religiösen Aspekt, spielte aber auch der Andenkenwert eine große Rolle. Die Wallfahrtsfähnchen kamen deshalb später in die Küche oder über die Stalltür. Mit der alljährlichen Ausweißung der Zimmer wurden sie vernichtet. Die Verpflichtung der jährlich zu wiederholenden Pilgerfahrt lag auch in diesem „Haussegen“, den man sich wieder beschaffen musste. Bis heute erfreuen sich Andenken an Wallfahrten großer Beliebtheit. Am heiligen Ort gekauft, dienen sie als Erinnerung an die Reise. Ebenso konnte man durch die mitgebrachten Souvenirs die Daheimgebliebenen am Segen der Wallfahrt teilhaben lassen.
Die Ausstellung „Souvenirs, Souvenirs!“im „Feld-Haus – Museum für Populäre Druckgrafik“wird sich ab dem 23. Juli dieses Jahres dem Thema der Reiseandenken widmen und eine große Vielfalt an Souvenirs präsentieren.