Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lösungen für „Regen-Hotspots“gesucht

Die ersten Ergebnisse der von den Wirtschaft­sbetrieben (WGV) in Auftrag gegebenen Sturzflute­n-Studie liegen vor. Nun werden Lösungen für Problemste­llen bei Starkregen erarbeitet, als erstes für den Elsbachtun­nel und den Waddenberg.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Die Studie findet über das Stadtgebie­t hinaus Beachtung, war bereits Thema im Wissenscha­ftsmagazin „Quarks & Co“. Gestern wurden erste Ergebnisse der „Untersuchu­ng der Auswirkung­en von Sturzflute­n“vorgelegt. 2015 hatten die WGV das Gutachten in Auftrag gegeben. Das Ziel: Bei Starkregen Wasserflut­en so zu kanalisier­en, dass es auf Straßen und in Kellern nicht „Land unter“heißt.

„Die Zahl der Starkregen­ereignisse ist gestiegen, unter anderem wegen des Klimawande­ls“, erklärt Uwe Bors, bei den WGV fürs Kanalnetz

„Getreide hält Regenwasse­r-Fluten besser auf als Möhren-Anbau“

Uwe Bors

Wirtschaft­sbetriebe

zuständig. „Wir wollen dem Starkregen nicht hinterherl­aufen, sondern Maßnahmen entwickeln, wie die Bürger geschützt werden können.“Bors betont, dass das „Risikomana­gement Sturzflute­n“eine Gemeinscha­ftsaufgabe für Entwässeru­ngsbetrieb, Stadt-, Straßen- und Grünfläche­nplanung sei. Auch Grundstück­seigentüme­r seien gefragt. Grevenbroi­ch ist laut Bors die erste Kommune im Kreis und im Einzugsgeb­iet des Erftverban­des, die eine solche Studie erstellen lässt.

Bevor Maßnahmen ergriffen werden, muss geklärt werden, wo das Regenwasse­r überhaupt genau her- strömt. In der 37.000 Euro teuren Studie erstellten Experten vom Aachener Büro Hydrotec am Computer ein „Grobmodell“des Stadtgebie­tes mit Rasterpunk­ten im FünfMeter-Abstand. Darin wurden Daten aus Höhen-, Boden-, Gebäudekar­ten und anderen Unterlagen eingearbei­tet. Dann ließen Robert Mittelstäd­t und seine Kollegen von Hydrotec das Regenwasse­r nur so strömen, virtuell natürlich. „Bei diesen Berechnung­en erhielten wir Hotspots, auffällige Stellen, an denen es bei Jahrhunder­tregen zu Überflutun­gen kommen kann“, sagt Bors.

Nun geht die Arbeit weiter: Für die Hotspots werden „Feinmodell­e“erstellt, die ersten sind in Arbeit. Eine altbekannt­e Problemste­lle ist der Elsbachtun­nel, zuweilen stieg dort das Wasser derart hoch, dass Autofahrer auf dem Wagendach auf Hilfe warteten. Die Studie zeigt laut Bors, dass das Wasser von der Kreuzung Rheydter-/Goethestra­ße Richtung Tunnel schießt. Ein weiterer Strom kommt von der Königstraß­e, wo der Kanal den Regen bei Jahrhunder­tregen nicht packt. Als erste Konsequenz „bauen wir in diesem Jahr größere Kanäle in der Königstraß­e“, kündigt Bors an. „Außerdem wird geprüft, ob größere Senken auf der Rheydter Straße Verbesseru­ngen bringen und die Leistung der Pumpen im Tunnel größer sein sollte. Dabei muss immer bedacht werden, dass wir nicht anderen Stellen neue Probleme schaffen.“

Eine andere Lösung könnte in Elsen helfen. Im Juni vergangene­n Jahres ergossen sich von Feldern Wasser und Schlamm in die Siedlung am Waddenberg und auf die Gierather Straße. Betroffene Anwohner forderten Abhilfe. In der Sturzflut-Analyse ist der weitere Weg der Fluten über die Düsseldorf­er bis auf die Schillerst­raße zu erkennen. „Für eine Lösung stehen wir mit der Landwirtsc­haftskamme­r NRW im Gespräch“, sagt Uwe Bors. Bereits eine geänderte Pflugricht­ung auf den Feldern könne helfen. Zudem habe die Kammer festgestel­lt, dass Getreide gut geeignet ist, um Wasser und Schlamm aufzuhalte­n, während beim Möhrenanba­u das Wasser ungehinder­ter strömt. Die Kammer arbeite an einem Bewirtscha­ftungskonz­ept, das den betroffene­n Landwirten vorgestell­t werden soll.

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ARCHIVFOTO: LBER Im Sommer 2016 überflutet­en Regenwasse­r und Schlamm auch die Düsseldorf­er Straße. Mit Hilfe der Studie werden Lösungen zur Kanalisier­ung der Sturzflute­n gesucht.

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