Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
AfD wehrt sich im Karnevalsstreit
Beatrix von Storch hat sich mit einer drastischen Wortmeldung eingeschaltet.
KÖLN In dem Streit um den Parteitag der AfD im April in Köln haben sich nun Politiker der Partei zu Wort gemeldet. Zuvor hatten Kölner Karnevalsstars gegen den AfD-Bundesparteitag in der Domstadt protestiert. „Köln stand, steht und soll immer stehen für Weltoffenheit, Toleranz und nicht zuletzt Nächstenliebe“, hieß es in einer Erklärung, die Bands wie die Bläck Fööss, Brings, Höhner oder Paveier und Comedians wie Marc Metzger oder Bernd Stelter unterzeichnet hatten. Sie kritisieren, dass das Maritim Hotel der Partei mit einer „gefährlichen und demagogischen Ausrichtung“eine Bühne biete und forderten, der Partei eine Absage zu erteilen.
Sven Tritschler, Bundesvorsitzender der Jungen Alternative für Deutschland und Landesvorsitzender in NRW, sagt: „Es ist nicht das erste Mal, dass die AfD eine Veranstaltung im Maritim abhält, und es gibt nun einmal diesen Vertrag. Für mich ist der Protest deshalb eine Aufforderung, Recht zu brechen.“Die Künstler, die nun protestieren, würden sich profilieren wollen. „Weil sie gut singen können, heißt das noch nicht, dass sie Ahnung von Politik haben“, sagt Tritschler, der in der Prinzen-Garde Mitglied ist. Seine Position dort sieht er nicht gefährdet: „Ich habe nicht den Eindruck, dass ich aus der PrinzenGarde rausgedrängt werden soll. Der Präsident hat mir gegenüber auch nie geäußert, dass ich unerwünscht bin.“Für diese Session hat er sich allerdings beurlauben lassen. Auf eigenen Wunsch, wie er sagt.
Auch Karl Bommermann ist als Fraktionsvorsitzender im Hildener Stadtrat AfD-Mitglied und aktiver Karnevalist. Er ist Vorsitzender des Karnevalsmuseums und Mitglied der KG Musketiere. Er hält nichts davon, dass Karnevalisten gegen die AfD aktiv werden. „Karnevalsvereine sollen sich der Brauchtumspflege widmen. Sie sollen Frohsinn verbreiten.“Sein eigenes politisches Engagement für die AfD sei in seinem Verein kein Thema, er werde selten darauf angesprochen.
Mit einer drastischen Wortmeldung hat sich AfD-Politikerin Beatrix von Storch in den Streit um das Bundestreffen ihrer Partei eingeschaltet. Karnevalisten, die dagegen protestierten, nennt sie „erbärmliche antidemokratische Gutmenschenfanatiker“. Auch die AfD im Kölner Stadtrat schaltete sich in die Diskussion ein. Der offene Brief mit dem Titel „Irgendwann ist auch gut!“ging an den Vorstand der Kölsche Funke Rut-Wiess vun 1823. „Leider haben wir den Eindruck, dass die Meinungsfreiheit bei manchen offenkundig nur für die eigene Meinung gilt“, heißt es. Unterzeichnet haben den Brief der Kölner Fraktionsvorsitzende Roger Beckamp und Roland Quinten, Sprecher des Kreisverbandes Köln.
Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly lobt die Proteste gegen die AfD. „Die Kölner reagieren da richtig gut.“Man solle extrem kritisch gegenüber der AfD sein und zu Wasser, zu Lande und in der Luft protestieren. „Die Partei hat einen starken rechtsextremen Flügel, gegen den man Flagge zeigen muss.“