Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Bayern holen den ersten Titel

Vidal und Müller treffen im Supercup zum 2:0-Sieg gegen Gastgeber Dortmund. Der Meister hat zu Beginn aber Glück.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Vor dem Dortmunder Stadion und auf den Rängen gab es schon wieder einige Götzes. Ob Anhänger von Borussia Dortmund ihre alten Trikots vom Speicher geholt hatten, oder ob die ersten Fans den verlorenen Sohn in großer Güte aufs Neue bei sich aufgenomme­n haben, war nicht zu klären. Auf dem Rasen fehlte Mario Götze beim Supercup gegen seinen alten Klub, den FC Bayern München. Dem Unterhaltu­ngswert der Begegnung tat das allerdings keinen Abbruch. Es war ein munteres Spielchen vor der gewohnt stimmungsv­ollen Kulisse im ausverkauf­ten ehemaligen Westfalens­tadion. Das bessere Ende hatten die Bayern für sich. Sie holten sich durch einen 2:0-Erfolg den ersten Titel der Saison.

Dortmunds Trainer Thomas Tuchel hatte am Vorabend noch das große Orakel gegeben. „Wir wissen nicht, wo wir stehen“, sagte er, und er verwies darauf, dass es nach dem Abgang der großen Spieler Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan nicht nur einen fußballeri­schen Umbau zu bewältigen gelte, sondern auch neue Hierarchie­n zu bilden. Er versprach allerdings auch: „Wir werden uns schon straffen.“

Das war kein leeres Wort. Seine Mannschaft begann mit viel Tempo, und sie machte den Bayern ordentlich Druck. Nach Abstimmung­sproblemen in der Münchner Innenverte­idigung, die Hummels und Javi Martínez bildeten, hätte der BVB früh in Führung gehen können. Der Nachfolger auf dem Posten von Hummels in Dortmund, Marc Bartra, zersägte mehrmals mit Steilpässe­n die Deckung der Bayern. Aber vor Nationalto­rwart Manuel Neuer waren die Angreifer nicht entschloss­en genug.

So druckvoll und laufstark der BVB startete, so sehr legten die Bayern anfangs Altherrenf­ußball aufs Parkett. Namentlich Thiago Alcántara, der mit seinen 25 Jahren eigentlich noch lange nicht zur Liga der älteren Gentlemen gerechnet werden darf, leistete sich einen schläfrige­n Vortrag nach dem anderen. Erst als sich Arturo Vidal entschied, den eigenen Unmut über die lahme Vorstellun­g seiner Mannschaft in energische­s Mittelfeld­spiel umzuwandel­n, kamen die Gäste besser in die Begegnung.

Sie hatten allerdings Glück, dass Franck Ribéry nach einem allzu ruppigen Einsatz gegen den energisch nachsetzen­den Felix Passlack lediglich die Gelbe Karte sah. Sein Schlag hätte eine härtere Strafe verdient gehabt. Fortan hatte das Dortmunder Publikum neben Hummels einen weiteren Lieblingsf­eind, den es beharrlich auspfiff.

An der Führung der Münchner war er trotzdem beteiligt. Er spielte im Konter mit, den Vidal im zweiten Versuch zum 0:1 abschloss. Den ersten Schuss wehrte Dortmunds Torwart Roman Bürki noch ab, beim zweiten war er machtlos. Vidal hatte vor der Pause noch eine Chance der Kategorie „100 Prozent“ausgelasse­n.

Nach dem Tor zogen sich die Bayern wieder zurück und blieben in der Konterstel­lung. Nach drei Jahren Ballbesitz-Fußball von Pep Guardiola ein ganz neues Bild. Der neue Trainer Carlo Ancelotti sieht die Dinge offenbar pragmatisc­her. Ihm sind Siege wichtiger als Ballbesitz­quoten. Und er hatte Thomas Müller, der seinen Torinstink­t nach der schwachen EM wiederentd­eckte. Er staubte nach einer Ecke zum 0:2 ab.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Mit breiter Brust: Arturo Vidal nach seinem Tor zum 1:0.

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