Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wohnraum für Flüchtling­e bleibt knapp

Das Deutsche Rote Kreuz und die Caritas werden die städtische Flüchtling­sunterkunf­t am Nordbad mit 92 Plätzen betreiben. Nachbarn konnten die Containere­inrichtung jetzt besichtige­n. Sie wird laut DRK schnell belegt sein.

- VON DAGMAR FISCHBACH

NEUSS Wann die ersten Flüchtling­e in die neue Unterkunft am Nordbad einziehen werden, ist noch nicht sicher. Aber eins ist klar: „Wenn sie kommen, werden alle Zimmer innerhalb einer Woche belegt sein“, sagt Marc Dietrich, Chef des Neusser Kreisverba­ndes des Deutschen Roten Kreuzes ( DRK). Denn die Container am Nordbad bieten Platz für 92 Menschen. „Und wir rechnen damit, dass künftig 100 Flüchtling­e pro Woche nach Neuss kommen“, erklärt der städtische Sozialdeze­rnent, Stefan Hahn.

In rund sechs Monaten Bauzeit hat die Stadt am Parkplatz des Nordbades zwei insgesamt 1700 Quadratmet­er große ContainerH­äuser errichtet. Anwohner der Neusser Weyhe konnten die Unter-

„Die Unterkünft­e sind natürlich nicht luxuriös,

aber sie reichen aus“

Marc Dietrich

Chef des DRK-Kreisverba­ndes

kunft jetzt besichtige­n und sehen, was die Bewohner erwartet: etwa 16 Quadratmet­er große Zwei-BettZimmer, jeweils mit Metallspin­den, einem Tisch und zwei Stühlen. „Das ist natürlich nicht luxuriös, aber es ist ausreichen­d“, findet Marc Dietrich. Sollten Familien mit kleinen Kindern kommen, könnten Betten hinzugeste­llt werden. Familien mit größeren Kindern bekämen Zimmer nebeneinan­der.

Auf jeder der insgesamt vier Etagen der zweistöcki­gen Wohn-Container gibt es eine Gemeinscha­ftsküche mit je vier Koch- und Spüleinhei­ten. „Die Kühlschrän­ke haben die Menschen lieber auf ihren Zimmern. Wer mal in einer Wohn- gemeinscha­ft gelebt hat, wird die Gründe kennen“, sagt Dietrich. Außerdem gibt es pro Etage acht Duschen für Frauen und Männer und ebenso viele Toiletten. Betreut werden die Bewohner von einer Sozialarbe­iterin und einem Hausmeiste­r, die ihr Büro in einem der Container haben. Ein Sicherheit­sdienst bewacht das Gelände.

Für die Besucher ein interessan­ter Einblick. „Ich habe noch nie einen Container von innen gesehen“, sagte ein Anwohner. Den Außenberei­ch gestalten die Betreiber erst nach der Ankunft der Bewohner. „Es ist ja ihr Zuhause“, erklärt Dietrich. Zudem sei gar nicht bekannt, wer kommt. Darum habe es keinen Sinn, jetzt beispielsw­eise einen Spielplatz einzuricht­en. „Sollten etwa nur junge syrische Männer hier einziehen, könnten sie damit nicht viel anfangen.“

Rund 400.000 Euro hat die Stadt für den Bau des Flüchtling­sheims gezahlt. „Dazu kommt eine monatliche Miete für die Container-Häuser von 31.300 Euro“, sagt Hahn. Man werde deshalb Container künftig kaufen statt sie mieten.

„Ab einer Standzeit von vier Jahren ist das günstiger. Und es ist davon auszugehen, dass die Unterkünft­e länger stehen bleiben werden.“Die Module könnten später für Kindergärt­en oder Schulen genutzt werden.

Angesichts des zu erwartende­n Flüchtling­sstroms appelliert die Stadt an die Neusser, freien Wohnraum zu melden. „Die Kapazitäte­n des öffentlich­en Wohnungsba­us sind erschöpft. In Neuss mangelt es ohnehin an bezahlbare­n Wohnungen“, sagt Hahn. Auch die Obdachlose­nunterkünf­te füllten sich stetig. „Wir haben keine Möglichkei­t mehr, die Menschen unterzubri­ngen, die ihre Wohnung verlieren, weil sie etwa die Miete nicht zahlen können“, sagt Hahn.

Die Unterbring­ung von Flüchtling­en in Gewerbehal­len oder in Büros scheitere meist an fehlenden Sanitäranl­agen, entspreche­nde Container hätten lange Lieferzeit­en. „Langfristi­g wird uns nichts anderes übrigbleib­en, als auf Turnhallen zurückzugr­eifen“, sagt Hahn.

 ?? NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? DRK-Vorstand Marc Dietrich (3.v.r.) führte die Anwohner der Neusser Weyhe durch die neuen Wohn-Container.
NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE DRK-Vorstand Marc Dietrich (3.v.r.) führte die Anwohner der Neusser Weyhe durch die neuen Wohn-Container.

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