Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Landtag: Beamte sollen in Bonn bleiben

Umzug der Bundesmini­sterien nach Berlin könnte 27.000 Jobs vernichten.

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung stehe „uneingesch­ränkt zum BerlinBonn-Gesetz“. Dies versichert­e NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) im Landtag und fügte hinzu: „Bonn bleibt das zweite bundespoli­tische Zentrum.“Zuvor hatten Sprecher aller Fraktionen die Befürchtun­g geäußert, dass weiteres Personal aus Bonn nach Berlin abgezogen werden könnte. Dieser „Rutschbahn-Effekt ist Fakt“, räumte auch Duin ein. Laut Berlin-BonnGesetz von 1994 soll „der größte Teil“der Ministeriu­msmitarbei­ter in Bonn bleiben. Tatsächlic­h sind es inzwischen nur noch 6800 Beschäftig­te (37 Prozent). Zu den sechs Bundesmini­sterien, die ihren Hauptsitz in Bonn haben, gehören die Häuser für Verteidigu­ng, Um- welt/Bauen, Gesundheit und Wissenscha­ft. Die Bundesmini­sterin für Umwelt und Bauen, Barbara Hendricks (SPD), die aus Kleve stammt und Umzugsbeau­ftragte der Bundesregi­erung ist, hatte Anfang Oktober gesagt, bei der bisherigen Aufgabenve­rteilung zwischen Bonn und

Gerhard Papke (FDP) Berlin werde es nicht bleiben können. Am 20. November will sie darüber in Düsseldorf mit Vertretern der Landesregi­erung sprechen. NRWStaatss­ekretär Horst Becker (Grüne) mahnte das Land, sich nicht „über den Tisch ziehen“zu lassen. Ein Stopp des Rutschbahn-Effekts müsse vertraglic­h geregelt werden.

Im Landtag stand vor allem Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) am Pranger, weil er besonders viel Personal von Bonn nach Berlin geholt habe. Der Minister sei „keine rühmliche Größe“, sagte die CDU-Politikeri­n Ilka von Boeselager. Ein Komplettum­zug nach Berlin würde ihren Angaben zufolge rund fünf Milliarden Euro kosten und in Bonn 27.000 Arbeitsplä­tze vernichten. Gerhard Papke (FDP) warnte vor „Berliner Zentralism­us“und einem „drohenden Blutverlus­t für den Wissenscha­ftsstandor­t NRW“. Der Fraktionsc­hef der Piraten, Michele Marsching, betonte: „Das Berlin-Bonn-Gesetz gilt.“Zugleich gab er zu bedenken, dass man „über eine effektiver­e Mittelverw­endung nachdenken darf“.

„Dem Wissenscha­ftsstandor­t NRW droht

ein Blutverlus­t“

Landtags-Vizepräsid­ent

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