Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neue Flüchtlingsunterkunft im Westen?
An der Ludwig-Erhard-Straße soll eine weitere soziale Wohnanlage entstehen – in konventioneller Bauweise.
KAARST Der Anruf von der Bezirksregierung kann jeden Tag kommen. „Wenn er kommt, ist es wahrscheinlich, dass das neue Wohnheim für soziale Zwecke an der Vom-SteinStraße innerhalb kürzester Zeit bezogen wird“, sagt Stephan Adams vom Bürgermeisterbüro. „Die Unterkunft ist seit dem 14. August bezugsbereit.“Etwa 45 Flüchtlinge sollen dort, in Büttgen, ein neues Zuhause finden. 15 Schlafräume mit jeweils drei Feldbetten, Gemeinschaftsräume sowie sanitäre Anlagen stehen in den Containerbauten zur Verfügung. Doch das reicht noch lange nicht aus.
Kaarst braucht mehr Platz für Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Armut aus ihrer Heimat fliehen. Eine zweite neue Flüchtlingsunterkunft in Modulbauweise soll demnächst am Vorster Friedhof entstehen, der Bauantrag ist schon gestellt. Über die Ausschreibungen für die Nummern drei und vier am Hoverkamp und an der alten Kläranlage/Bauhof entscheidet am kommenden Donnerstag der Rat.
268 Flüchtlinge sind derzeit in Kaarst gemeldet. Klar ist mittlerweile: Dabei bleibt es nicht. „Die Ankunftszahlen, die uns im März prognostiziert wurden, sind deutlich übertroffen worden“, sagte Bürgermeister Franz-Josef Moormann be- reits Anfang August. So hieß es, dass das Land NRW im Juli wohl 7000 Flüchtlinge pro Monat aufzunehmen habe. „Jetzt wissen wir: Jede Woche im Juli kamen 5000 Flüchtlinge.“
Für den Bau neuer Unterkünfte nimmt die Stadt deshalb eine ganze Menge Geld in die Hand. Für die Errichtung der Modulbauten in Bütt- gen und Vorst beispielsweise wurden aus dem laufenden Haushalt außerplanmäßige Finanzmittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – 750000 Euro pro Unterkunft. Im Haushalt 2016 sind je Unterkunft nochmals 940000 Euro investiver Mittel vorgesehen. Neben mobilen Heimen will die Stadt aber auch Wohnanlagen in konventioneller Bauweise schaffen. Denn die, so die Überlegung, können bei einer entsprechenden räumlichen Gestaltung sowohl der Unterbringung von Flüchtlingen als auch als „normale“Sozialwohnung dienen. Für den Standort Hubertusstraße in Büttgen gibt es bereits erste Pläne und Kostenschätzungen. Eine Präsentation ist für den Sozial- ausschuss am 22. September geplant. Im Haushalt 2016 sind dafür zwei Millionen Euro angemeldet.
Weil die Verwaltung davon ausgeht, dass sich die Flüchtlingssituation mittelfristig nicht entspannen wird, drängt sie jetzt zudem darauf, im kommenden Jahr mit den Planungen für eine weitere Unterkunft in konventioneller Bauweise zu beginnen. Die Stadt schlägt dafür den Standort Ludwig-Erhard-Straße im Kaarster Westen vor. Für den Haushalt 2016, heißt es, seine dafür bisher investive Mittel für Planungskosten in Höhe von 100000 Euro und weitere zwei Millionen Euro für 2017 vorgesehen.