Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
0:1 – Leverkusen unterliegt starken Römern
Im Hinspiel um die Champions-League-Qualifikation gelingt Keita der Siegtreffer. Rassistische Fan-Gesänge überschatten das Spiel.
ROM Nach einer Viertelstunde hatte der europäische Fußballverband genug gehört. Per Stadiondurchsage forderte die Uefa den Anhang von Lazio Rom auf, Gesänge und Rufe mit rassistischem Inhalt sofort zu stoppen, sonst würde das Hinspiel der Play-offs um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League gegen Bayer Leverkusen abgebrochen werden. Der brasilianische Werkself-Verteidiger Wendell wurde kurz zuvor bei einem Einwurf mit Affenlauten beleidigt. Schade, dass Karim Bellarabi acht Minuten nach der Durchsage die geistig irrgeleiteten Lazio-Fans nicht bestrafte: Sein Schuss aus guter Position im Strafraum zischte über die Latte. Am Ende sorgte der eingewechselte Keita, ein Senegalese, für den 1:0-Sieg, den die Römer Anhänger ausgiebig feierten. Die Werkself muss diesen Rückstand im Rückspiel heute in einer Woche in der BayArena wettmachen, um in die Königsklasse einzuziehen. Dass die Lazio-Anhänger nach der Durchsage ihre Gesänge in der ersten Hälfte nahezu einstellten, lässt allem Anschein nach darauf schließen, dass Liedgut ohne rechten Hintergrund in der Römer Kurve wenig verbreitet ist – eine traurige Nachricht für den Fußball.
Eine gute Nachricht erhielt Trainer Roger Schmidt hingegen vor der Partie: Sein Kapitän war mit an Bord. Lars Bender meldete vor dem Spiel Einsatzbereitschaft, eine Rückenstauchung hinderte den Mit- telfeldspieler nicht am Einsatz. Coach Schmidt schenkte so der Elf das Vertrauen, die er bereits am Samstag beim Bundesliga-Auftakt gegen Hoffenheim (2:1) zu Beginn aufs Feld geschickt hatte. Heung-
Stefan Kießling Min Son erhielt den Vorzug vor Julian Brandt auf der linken Außenbahn und Stürmer Admir Mehmedi musste auch zunächst auf der Bank Platz nehmen. In einer zerfahrenen ersten Hälfte spielten sich die beiden Höhepunkte innerhalb der 26. Spielminute ab: Erst scheiterte Ben- der mit einem strammen Fernschuss am Pfosten, im Gegenzug verhinderte Aluminium ein Römer Tor des deutschen WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose. Sehenswert war zudem der Versuch vom Leverkusener Hakan Calhanoglu kurz vor dem Seitenwechsel, den Römer Torhüter Etrit Berisha mit einem gefühlvollen Fernschuss von der Mittellinie zu überlisten.
Zur zweiten Hälfte blieb Klose, den Jonathan Tah gut im Griff hatte, in der Kabine. Für ihn wurde Keita eingewechselt, der kurz später im Zweikampf mit Bernd Leno im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Der Leverkusener Torwart hatte aber die Hand zuvor am Ball, eine korrekte Entscheidung von Schiedsrichter Jonas Eriksson wei- terspielen zu lassen. Weniger korrekt war, bei einer brutalen Attacke von Maurício gegen Bellarabi nur die Gelbe Karte zu zeigen. Die Werkself-Spieler, die mit einem Trauerflor zu Ehren des am Montag gestorbenen Ex-DFB-Präsidents Gerhard Mayer-Vorfelder aufliefen, wurden nun etwas zielstrebiger. Mehmedi, der in der Halbzeit für den erneut enttäuschenden Son kam, verpasste mit einem Flachschuss nur knapp das Ziel, ein Auswärtstor aus Rom mitzunehmen. Calhanoglu scheiterte zweimal per Freistoß an Berisha. Nach einer Stunde Spielzeit entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit besten Torchancen auf beiden Seiten. Keita scheiterte am stark reagierenden Leno und Stefan Kießling hatte Pech, als er einen Ball ins Tor abfälschte, dabei aber knapp im Abseits stand. Dann lief Keita Tah weg und erzielte den Siegtreffer. Kießling zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: „Ich denke, wir haben hier ein sehr gutes Spiel abgeliefert.“
„Ich denke, wir haben hier ein sehr gutes Spiel
abgeliefert“