Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gericht stellt Verfahren um Biss von Gutshund Willi ein
(wuk) Wer viele Tiere hat, der hat damit viel Freude – und manchmal etwas Ärger. Das wissen die Eigner des Streichel-Bauernhofes „Grütersaap“in der Knittkuhl mindestens seit 2008. Damals hatte ein liebestoller Pfau sein Spiegelbild im fabrikneuen Hochglanzlack einer geparkten Limousine entdeckt – und hatte den vermeintlichen Rivalen hart attackiert. Lackschaden damals: rund 2800 Euro. Gestern stand beim Amtsgericht der gutseigene Jack-Russell-Terrier „Willi“im Fokus. Bei einem Kindergeburtstag hatte der 13-jährige Rüde einer Besucherin (33) ins Bein gebissen. Wegen fahrlässiger Körperverletzung jetzt 1200 Euro Strafe zu zahlen, blieb dem Guts-Chef (46) allerdings erspart. Sein Verfahren wurde sogar eingestellt.
Einen Hofhund auf dessen angestammten Terrain immer anzuleinen – das fand Strafverteidiger Joachim Müller im Prozess „einfach unzumutbar“. Zumal Gutshund „Willi“vorher noch nie als Beißer aufgefallen sei, sondern allenfalls als eifriger Schwanzwedler, der sich vor Besuchern gerne auf den Rücken rollte und den Bauch kraulen ließ. Was genau den Rüden an jenem Augustnachmittag 2014 dazu brachte, bei einem Kindergeburtstag plötzlich auszurasten und zuzuschnappen, wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben.
Ob die „Willi“-Attacke vorhersehbar war, der Gutsherr sich als Hundehalter also fahrlässig strafbar gemacht hatte, zweifelte die Richterin gestern jedoch an. Auch war der Besucherin von der Hundehaftpflicht bereits ein Schmerzensgeld von 1000 Euro zugestanden und gezahlt worden. Unter diesen Umständen erhielt „Willi“sozusagen eine Bewährungs-Chance – und das Verfahren gegen Herrchen wurde ohne Auflagen eingestellt „wegen geringer Schuld“. Auch, weil „Willi“seitdem nicht noch mal aus der Rolle gefallen ist.