Neue Westfälische - Zeitung für das Lübbecker Land
Stemwede-paris: Die Xxl-radtour
Seit einigen Jahren pflegen die Gemeinde Stemwede und die Stadt Lardy bei Paris eine Freundschaft. Der jüngste Besuch in Frankreich war außergewöhnlich.
Stemwede/lardy. Es war ein ambitioniertes Projekt. Und es war anstrengend. Aber es hat alles geklappt. Radfahrer aus Stemwede haben ihre Radtour geschafft und sind wohlbehalten in Stemwedes französischer Partnerstadt Lardy angekommen. An der Kathedrale Notre Dame im Herzen von Paris wurden die Stemweder von ihren französischen Freunden empfangen und radelten den letzten Abschnitt der Xxl-radtour von Paris nach Lardy gemeinsam. Am Wochenende wurde eine erste Bilanz gezogen.
Vor mehreren Jahren schlossen die Gemeinde Stemwede und die Stadt Lardy eine Partnerschaft. Beide Kommunen möchten gemeinsam am europäischen Haus bauen und das Zusammenwachsen Europas und das Überwinden von Grenzen fördern. In beiden Orten gibt es aktive Partnerschaftsvereine und bei zahlreichen Besuchen sind schon zahlreiche deutsch-französische Freundschaften geschlossen worden.
Auch über das lange Wochenende waren Stemweder wieder zu Gast in Lardy, doch war dieser Besuch anders als alle bisherigen. Stemwede und Lardy trennen mehrere 100 Kilometer. Und die wollten Stemweder auch mit dem Fahrrad angehen. „Ich habe das in Schuld“, lacht Hervé Guennoc, Vorsitzender des Stemweder Partnerschaftsvereins. „Ich hatte die Idee. Aber möglich wurde das nur durch das Team des RSC.“Das Team des Radsportclubs Westfalia Niedermehnen plante die Route für die ambitionierte Tour, kümmerte sich um die Verpflegung. „Es war viel Arbeit, aber es hat uns allen Spaß gemacht“, merkt Hervé Guennoc an. Viel Zeit zum Training habe es nicht gegeben, weil die Saison ja gerade erst begonnen habe. Aber die Teilnehmer seien alle Radfahrer.
Haltern am See war das erste Etappenziel auf der 830 Kilometer langen Tour. Weiter ging es über Roermond (Niederlande) und Namur (Belgien) nach Frankreich. Über Noyen wurde am Donnerstagabend mit Mitry Mory das letzte Etappenziel vor Paris erreicht. In Mitry Mory traf auch Jörg Bartel auf die Rsc-gruppe und checkte im selben Hotel ein.
Der allgemeine Vertreter von Bürgermeister Kai Abruszat war am Mittwoch in aller Frühe gestartet und erreichte am Abend Namur. Nach drei Stunden Schlaf sei es dann weiter Richtung Paris gegangen, berichtet Jörg Bartel. Pannen habe er unterwegs nicht gehabt. „Aber dafür wäre in den 30 Stunden netto Fahrzeit auch keine Zeit gewesen.“Bartel fährt viel Rad. Seine Solo-tour ohne Begleitung nach Lardy war 719 Kilometer lang und dauerte insgesamt 40 Stunden. Im Schnitt fuhr Bartel 24 Stundenkilometer. „Meine längste Radtour“, merkt er an.
Radtour führte vorbei an Orten des Ersten Weltkriegs
Die Rsc-gruppe hatte eine etwas weitere Strecke. Ein paar Reifen waren unterwegs platt, einmal mussten auch Pedale getauscht werden, berichtet Hervé Guennoc. „Aber sonst war alles gut.“Von Stürzen oder anderem Ungemach blieben die Stemweder verschont. Auch das Wetter habe größtenteils mitgespielt. Nur zwei, drei Stunden habe es auf der gesamten Strecke geregnet. Schön sei die Strecke gewesen, so Guennoc. Meistens habe man Radwege nutzen können. Manchmal ging es entlang von Kanälen oder auch mal auf alten Bahntrassen gen Paris.
Vor Notre Dame in Paris erwarteten Vertreter der Partnerschaftsvereine aus Stemwede und aus Lardy um Jean Armand am Freitagmittag die Stemweder. Die Schluss-etappe von Notre Dame nach Lardy radelten Deutsche und Franzosen gemeinsam. An der Route lagen auch der Eiffelturm und der Louvre, bevor am Freitagabend Deutsche und Franzosen in Lardy auf ihre Partnerschaft anstießen.
Und am Samstag begann der Tag womit? Mit einer Radtour. Ob sie das Radeln nach den vielen Kilometern nicht leid seien? „Nein“, sagt Hervé Guennoc gegenüber der Redaktion.
„Wir können uns dem nicht entziehen.“Und so etwas wie Entzug, das wolle niemand. „Aber die Tour war auch nur 15 Kilometer lang“. Auch Jugendliche seien mitgeradelt. Stopps legte die Gruppe an zwei Schlössern nahe Lardy ein. Am Samstagabend aber wurden die Fahrräder auf einem Anhänger verladen, anschließend gab es ein geselliges Treffen. Am gestrigen Sonntag war die Rückfahrt angesagt.
Unterstützt wurde die Aktion über die EU durch einen Bürgerfonds. „Es ist ja nicht nur eine sportliche Leistung“, betont Hervé Guennoc. „Es ist auch ein Beitrag für die deutsch-französische Beziehung.“Dass die nicht immer so gut waren wie heute, daran wurde die Rsc-gruppe unterwegs erinnert. Östlich von Paris besuchten sie während ihrer Anreise das Museum in Compiègne. Hier wurde am 11. November 1918 in einem Eisenbahnwaggon der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Deutschland unterschrieben, Deutschland hatte den Ersten Weltkrieg verloren. Am 22. Juni 1940 ließen die Nationalsozialisten den historischen Waggon aus dem Museum holen und ließen hier nach der französischen Niederlage einen Waffenstillstand durch die Franzosen unterschreiben.
Anlässlich des 100. Jahrestages des Endes des Ersten Weltkrieges hätten sich in Compiègne der französische Präsident Emmanuel Macron und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen, merkt Hervé Guennoc an. Für die Radler sei der Besuch dieses Ortes sehr eindrucksvoll gewesen. Auch das gemeinsame Erinnern durch Franzosen und Deutsche sei wichtig. „Damit es nie wieder Krieg zwischen unseren Ländern gibt.“