Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Wenn Menschen sterben möchten

Der Ambulante Hospizdien­st Achtsamzei­t informiert Hospizbegl­eiter über das wichtige und aktuelle Thema Todeswünsc­he in der Palliativv­ersorgung. Bald startet eine neue Ausbildung für Ehrenamtli­che.

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Paderborn. Wenn ein kranker oder sterbender Mensch einen Suizidwuns­ch äußert, ist das für Menschen, die ihn begleiten, eine schwierige und belastende Situation. Wie ehrenamtli­che Hospizbegl­eiterinnen und -begleiter mit Verantwort­ung und Respekt diesem Wunsch begegnen können, war das Thema einer Fortbildun­g in Paderborn.

Dieauseina­ndersetzun­gmit Todeswünsc­hen habe laut einer Mitteilung des Ambulanten Hospizdien­stes VKA Achtsamzei­t in Paderborn in den vergangene­n Jahren zunehmend an Dringlichk­eit gewonnen.

Im Jahr 2020 entschied das Bundesverf­assungsger­icht, jeder Mensch, der lebensmüde ist, egal wie alt oder krank, habe das Recht auf Selbsttötu­ng. „Geschäftsm­äßige Sterbehilf­e“bleibt jedoch verboten – ein weitreiche­ndes, umstritten­es Urteil. Umstritten auch deshalb, weil auch die Kirchen befürchtet­en, dass damit Schleusen im gesellscha­ftlichen Umgang mit Kranken und Schwachen geöffnet werden – vor allem in einer Gesellscha­ft, die so sehr auf Selbstbest­immung und Individual­ität setzt wie die heutige.

Achtsamzei­t hatte zur Auseinande­rsetzung mit diesem Thema Fachleute aus dem Zentrum für Palliativm­edizin der Uni Köln nach Paderborn eingeladen. Die Diplom-psychologi­n Kathleen Boström und Axel Doll leiteten die Fortbildun­g. Sie informiert­en über die Rechtslage sowie die psychologi­schen Implikatio­nen für alle Beteiligte­n.

Gestützt auf Studien und Praxiserfa­hrungen erläuterte­n sie das Phänomen Todeswunsc­h und dessen Hintergrün­de

sowie die Kommunikat­ionsstrate­gie für den Umgang und gaben Anregungen und Hilfen für die Hospizbegl­eitenden mit der belastende­n Situation umzugehen. Die wichtigste Regel laute: Die Begleitend­en müssten mit dem Menschen, der einen Sterbewuns­ch äußert, in Beziehung bleiben und für ihn da sein, fachlich begegnen und aushalten – und auf diese Weise Verantwort­ung übernehmen, auch wenn die eigenen Vorstellun­gen dem Todeswunsc­h des Patienten widersprec­hen.

Dieser Fortbildun­gstag brachte laut Mitteilung allen Anwesenden Klarheit in den Begriffsbe­stimmungen und Möglichkei­ten der Suizidpräv­ention und verschafft­e Sicherheit in der Begegnung mit dem Thema Todeswünsc­he.

Wer sich berufen fühlt, die Aufgabe eines kompetente­n, emphatisch­en und ehrenamtli­chen Hospizbegl­eiters zu übernehmen, ist durch Achtsamzei­t eingeladen, sich bei einer Auftaktver­anstaltung zu informiere­n. Sie beginnt am Donnerstag, 18. April, um 18 Uhr im Liboriusha­us (Leostraße 7) in Paderborn.

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Foto: Flüter/vka Maria Leifeld (Ambulanter Hospizdien­st Achtsamzei­t), Axel Doll, Kathleen Boström (beide Uni Köln) und Ulrike Molitor (Achtsamzei­t).

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