Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
NPH im Hochstift mit Millionen-überschuss
Der Nahverkehrsbetreiber verbucht einen beachtlichen Überschuss. Was bedeutet das für die Neuorganisation des Verkehrsangebotes – und wann profitieren die Kommunen?
Kreis Paderborn. Die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs auf dem Lande steht vor großen Umbrüchen – im Hochstifthatdernahverkehrsverbund Paderborn/höxter (NPH) sich selbst eine Neuorganisation auferlegt, unter anderem läuft eine Potenzialanalyse des Verkehrsangebotes. In die Kritik vieler Kommunen geraten war die Umlage, die die Städte im Rahmen der Umstellung auf Gemeinwirtschaftlichkeit an den Verband seit dem Jahr 2023 zahlen müssen.
Damit sollen eigentlich die Defizite des NPH ausgeglichen werden. Nun aber kann der Verband mit einem glänzenden Jahresabschluss punkten, der ihm sogar einen Überschuss in Höhe von knapp 6 Millionen Euro beschert. Wie kann das sein – und was bedeutet das für die Kommunen?
Laut eigenen Angaben hat der Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr in den Kreisen Paderborn und Höxter 2023 einen Jahresüberschuss in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro erzielt. Mehrere zentrale Effekte haben laut einer Mitteilung zu dem „sehr guten Jahresergebnis“beigetragen. Dazu gehörten unter anderem eine positive Entwicklung der Erlössituation in den gemeinwirtschaftlichen Verkehrsverträgen sowie gezielte Einsparungen im Öpnv-bereich und in der Geschäftsstelle. Demnach setzte der NPH unter anderem „weniger finanzielle Mittel für Rechtsberatung und Marketingmaßnahmen ein“. Auf Nachfrage der „Neuen Westfälischen“betont Nphsprecher Matthias Hack, dass dieeinsparungenimverkehrsbereich „auf Angebotsänderungen vom wenig frequentierten Linienbus zum bedarfsorientierten On-demand-angebot zurückzuführen“seien. „Diesen Weg wollen wir weitergehen und die Marke Holibri im Hochstift etablieren“, sagt er.
Holibri ist ein Bussystem, das nur dann kommt, wenn es gerufen wird und das in der Stadt Höxter und einigen Ortsteilen im Einsatz ist. Mittlerweile gibt es auch Holibri-ableger in Lichtenau und Willebadessen. Überdies, so Hack, sei der NPH „mit einer konservativen Planung in das Jahr 2023 eingestiegen“. Die positiven Abweichungen ergäben sich „insbesondere durch erhöhte Ansprüche aus dem Gemeinschaftstarif und Ausgleichsleistungen zum Deutschlandticket, das im Mai 2023 eingeführt worden ist“. Zusätzlich wirke sich die vorteilhafte Entwicklung des Zinsniveaus positiv auf das Jahresergebnis aus. „Die gezielten Maßnahmen zur Optimierung der finanziellen Situation geben uns einen wertvollen finanziellen Spielraum für die Zukunft. Durch den Jahresüberschusskönnenwirauch die Kommunen bei der Verbandsumlage in den Folgejahren entlasten“, betonen Verbandsvorsteher Christoph Rüther und Geschäftsführer Marcus Klugmann.
Auf „Nw“-nachfrage erläutert Hack, dass die überschüssigen Gelder nicht einfach so an die zahlenden Kreis und Kommunen zurückzahlen können – in etlichen finanziell klammen Kommunen wäre das sicherlich willkommen. Aber: „Die finanziellen Auswirkungen sind verbindlich in der Gemeindeordnung geregelt. Umlagen funktionieren grundsätzlich nach dem Jährlichkeitsprinzip.“Heißt: Zahltag ist immer am Ende eines Jahres. Im Kreishaushalt 2024 sind für die Umlage an den NPH 5,9 Millionen Euro veranschlagt.
In den Augen von Hack ist „der erfreuliche Jahresüberschuss“ein „positives Signal“: „Er zeigt unsere ständigen Bemühungen, in dem Spannungsfeld zwischen Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit das Öpnv-angebot zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.“Aus heutiger Sicht würden Kostensteigerungen bei Personal und Material in den kommenden Jahren „großen Einfluss auf die gemeinwirtschaftlichen Verträge haben“.