Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Notfallsanitäter üben am Bustedter Weg
In Enger prüft der Kreis ab diesem Jahr alle Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter aus dem Kreisgebiet. Die Simulations-räume geben den Helfern wertvolles Feedback für den Einsatzalltag.
Kreis Herford. Eine gemütliche Sofaecke, eine volle Garderobe, ein kleines Schränkchen und eine urige Lampe. Ein paar Meter weiter eine Patientenliege, ein Behandlungstisch und das Abbild eines menschlichen Körpers. Der Betrachter könnte meinen, er befände sich in einer Wohnung und in einer Arztpraxis. Doch tatsächlich sind das Schulungsräume des Kreises Herford für sämtliche Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter im Kreisgebiet.
Am Bustedter Weg in Enger ist das Amt für Bevölkerungsschutz des Kreises untergebracht. Ungefähr zwölfmal jährlich und erstmals ab diesem Jahr finden hier jeweils die Kompetenzüberprüfungen für die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter im Kreis statt. Auch das Rettungspersonal der Städte Herford und Löhne legt hier seine Prüfungen ab. „Das sind rund 240 Rettungsdienst-mitarbeitende, die hier bei uns geprüft und geschult werden“, sagt Simon Bertram, der die Abteilung für den Rettungsdienst leitet.
Markus Altenhöner, Kreisdirektor und Dezernent für Bevölkerungsschutz, schaute jüngst vorbei und ließ sich die Abläufe und Räume zeigen. Acht Notfallsanitäter durchliefen im Zuge der Kompetenzüberprüfungen vier Stationen. Dazu zählen eine Hygieneunterweisung, Reanimation, das Skill-training und die Simulation von ausgewählten Notfällen. Dabei arbeiten die Rettungskräfte mit Gerätschaften wie Beckenschlingen, Schaufeltragen, Extremitätenschienen und Vakuummatratzen.
Altenhöner schaute sich alles genau an und probierte sich an der einen oder anderen Sache auch selbst aus. „Ich habe großen Respekt vor dem, was unsere Mitarbeitenden hier leisten“, sagte er. „Hunderte von Rettungskräften werden hier regelmäßig geprüft und haben hier Gelegenheit, ein professionelles Feedback zu bekommen. Auch hier gilt: Übung macht die Meisterin, beziehungsweise den Meister.“Für die Simulation wurden die Räumlichkeiten so umgestaltet, dass ein Notfall unter anderem in einem häuslichen Umfeld nachgestellt werden kann. Durchgeführt werden die Prüfungen von Praxisanleitungen, von denen es an jedem der sieben Rettungswachen-standorte im Kreis Herford mindestens zwei gibt.
Für die Simulationen bekommen die Notfallsanitäterinnen und Sanitäter eines von vier möglichen Szenarien zugelost, das auf sie zukommt. So etwa ein akuter Verschluss peripher Arterien oder ein kardiales Lungenödem. Die Behandlung folgt einem bestimmten Pfad, den die Prüflinge befolgen müssen. Jeder Pfad beinhaltet wiederum verschiedene Handlungsanweisungen, je nachdem, welche Medikamente verwendet oder welche Arbeitsschritte befolgt werden.
„Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter benötigen einen umfänglichen Fundus an medizinischem Wissen, um Menschen in Not bestmöglich helfen zu können. Dass das hier bei uns regelmäßig geprüft wird, ist enorm wichtig“, sagte Altenhöner. Bis zum letzten Jahr fanden diese Simulationen
im Rahmen einer turnusmäßigen und jährlichen Fortbildung zentral an der Rettungsdienstschule in Bielefeld statt. Mittlerweile machen die Kreise und kreisfreien Städte diesen speziellen Teil der Fortbildung selbst. „Und wir gehören mit zu den ersten, die das so schnell umgesetzt haben.“
Das ist ein großer Gewinn, so Steffen Grautoff, ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Kreises Herford: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, die jährlichen Prüfungen komplett selbst durchzuführen und eigene Schwerpunkte zu setzen. Für die Qualitätssicherung ist das sehr gut. Ich komme so mit jedem im Kreis tätigen Notfallsanitäter ins Gespräch.“Er beobachtet jede Prüfung genau und führt mit den Prüflingen im Anschluss ein Feedbackgespräch.
Die Simulations-räume werden zudem auch vom Nachwuchs genutzt. Die Auszubildenden der Rettungswachen nutzen im Rahmen ihrer dreijährigen Ausbildung die Gegebenheiten oft, um hier zu üben und sich intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten.