Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Urin und Erbrochene­s vor der Haustür

Udo und Vera Brünger reicht es. Sie wohnen in der Engeraner Innenstadt und bei jedem Kirschblüt­enfest erleichter­n sich Unbekannte vor ihrem Haus. Was Stadt und Veranstalt­er dazu sagen.

- Jan-henrik Gerdener

Enger. Am vergangene­n Wochenende haben zigtausend­e Menschen in Enger wieder begeistert das Kirschblüt­enfest gefeiert. Udo und Vera Brünger sind weniger begeistert. Denn seit Jahren erbrechen und erleichter­n sich Unbekannte direkt vor ihrer Haustür.

„Es stinkt da wie im Affenhaus“, sagt Udo Brünger. Auf der Kellertrep­pe vor dem Haus liegen zerbrochen­e Flaschen. Ein großer Urinfleck ist zu sehen. An zwei anderen Stellen vor der Haustür liegt Erbrochene­s. Das Mehrfamili­enhaus, in dem die beiden wohnen liegt mitten in der Engeraner Innenstadt – und damit mitten im Kirschblüt­enfest.

Das Problem: Nur ein paar Meter weiter befindet sich die Treppe des Parkhaus am Königin-mathilde-platz. Viele Besucher nutzen diesen Weg als Abkürzung. Denn durch eine angrenzend­e private Einfahrt kommt man direkt zur Mathildens­traße. Dort hängt zwar ein Schild, dass der Durchgang verboten ist. Das wird während des Festes aber mehrfach ignoriert. Selbst während des Gesprächs der Brüngers mit dernwläuft auf einmal ein Mann durch den privaten Hinterhof.

Im vergangene­n Jahr habe jemand die Mülltonne des Paares von oben vollgekotz­t, sagt Vera Brünger. „Das lief richtig da runter“, sagt Udo Brünger. Siehättene­smitwasser­abspülen müssen. „Wir sind das schon gewohnt“, sagt Udo Brünger. Jedes Jahr hätten sie den gleichen Ärger wieder.

Vergleichs­weise ruhiges Jahr

Meistkommt­die böse Überraschu­ng erst nach dem Festwochen­ende. Währenddes­sen fahren die Brüngers in der Regel weg, erzählen sie. Es ist ihnen dann in der Innenstadt zu laut. „Ich habe nichts gegen Festlichke­iten“, sagt Udo Brünger. „Die Leute sollen ihrenspaßh­aben, aber sich bitte auch ein bisschen benehmen.“

Das Erbrochene und den Urin der Festbesuch­er zu entfernen, sehen sie nicht ein. „Ich

Udo Brünger zeigt, bis wohin die Stadt reinigt.

will das nicht wegmachen. Dann übergeb ich mich selber“, sagt Vera Brünger. Die Brüngers sehen die Stadt in der Pflicht. Vor allem, da diese den Bereich um die ParkhausTr­eppe ohnehin sauber mache, dann aber am Beginn des Hausgrunds­tücks mit ihren Arbeiten stoppe.

„Dass die Leute das nicht lustig finden, können wir voll nachvollzi­ehen“, sagt Daniela Dembert, Vorsitzend­e des Kultur- und Verkehrsve­reins Enger (KUV) undbei der Stadtenger für Kultur und Tourismus zuständig. Der KUV organisier­t das Kirschblüt­enfests. „Seit Corona sind die Feste vergleichs­weise ruhig“, sagt Dembert. So sei es auch in diesem Jahr gewesen. Zu einer ähnlichen Einschätzu­ng kommt auch die Polizei im Kreis Herford. Es gab keine größeren

Übergriffe, Prügeleien oder ähnliches unter den Besuchern.

Bekannte Problemste­llen

Die Veranstalt­er würden sich im Vorfeld Maßnahmen überlegen, wie Situatione­n wie bei den Brüngers verhindert werden könnten, erklärt Engers Ordnungsam­tsleiter Matthias Husemann. So war die Toilettenn­utzung zum Beispiel in diesem Jahr kostenlos. Dafür habe es bisher viel positives Feedback gegeben, sagt Dembert.

Es gebe bekannte Problemste­llen, die im Auge behalten werden, sagt Husemann. An Stellen wie dem Parkhaus gibt es Abgrenzung­en durch einen Bauzaun.„diepolizei patrouilli­ert zwischendu­rch“, sagt Husemann „Es ist wichtig, dass die Menschen an uns herantrete­n“, sagt Dembert. Wenn ein Problem bekannt sei, könnte auch etwasunter­nommenwerd­en. Für das diesjährig­e Fest sind beim KUV und bei der Stadt aber bisher kaum entspreche­nde Hinweise eingegange­n. Nur in einem besonders unangenehm­en Fall soll ein Besucher einen Haufen auf Privatgrun­d hinterlass­en haben.

Doch auch diese Maßnahmenh­aben ihre Grenzen, nämlich dann, wenn es um Privatgelä­nde geht. Dort kann die Stadt nicht einfach Zäune aufstellen oder die Reinigung übernehmen, sagt Guido Strathmann, Leiter der Wirtschaft­sbetriebe. Kontrolleu­re können zudem nicht überall zugleich sein. „Wir sind nicht in der Lage, alles abzusperre­n“, sagt Strathmann. Es könne nicht verhindert werden, dass doch mal jemand auf ein Privatgrun­dstück läuft, sagt Husemann. Dort könnten Anwohner aber auch selbst Vorkehrung­en treffen und Zäune oder ähnliches aufstellen.

Stadt will unterstütz­en

Nach der Anfrage der NW haben sich Vertreter der Stadt selbst ein Bild von der Situation bei den Brüngers gemacht. „Wir wollen uns damit weiter beschäftig­en“, sagt Strathmann. Laut Dembert möchte „die Stadt sich gemeinsam mit dem Kultur- und Verkehrsve­reingedank­enüber ein Absperrkon­zept machen [. . .] unddarüber, wasmandenb­ürgern anbieten kann, damit jeder mit der Situation leben kann.“

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Foto: Jan-henrik Gerdener

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