Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Urin und Erbrochenes vor der Haustür
Udo und Vera Brünger reicht es. Sie wohnen in der Engeraner Innenstadt und bei jedem Kirschblütenfest erleichtern sich Unbekannte vor ihrem Haus. Was Stadt und Veranstalter dazu sagen.
Enger. Am vergangenen Wochenende haben zigtausende Menschen in Enger wieder begeistert das Kirschblütenfest gefeiert. Udo und Vera Brünger sind weniger begeistert. Denn seit Jahren erbrechen und erleichtern sich Unbekannte direkt vor ihrer Haustür.
„Es stinkt da wie im Affenhaus“, sagt Udo Brünger. Auf der Kellertreppe vor dem Haus liegen zerbrochene Flaschen. Ein großer Urinfleck ist zu sehen. An zwei anderen Stellen vor der Haustür liegt Erbrochenes. Das Mehrfamilienhaus, in dem die beiden wohnen liegt mitten in der Engeraner Innenstadt – und damit mitten im Kirschblütenfest.
Das Problem: Nur ein paar Meter weiter befindet sich die Treppe des Parkhaus am Königin-mathilde-platz. Viele Besucher nutzen diesen Weg als Abkürzung. Denn durch eine angrenzende private Einfahrt kommt man direkt zur Mathildenstraße. Dort hängt zwar ein Schild, dass der Durchgang verboten ist. Das wird während des Festes aber mehrfach ignoriert. Selbst während des Gesprächs der Brüngers mit dernwläuft auf einmal ein Mann durch den privaten Hinterhof.
Im vergangenen Jahr habe jemand die Mülltonne des Paares von oben vollgekotzt, sagt Vera Brünger. „Das lief richtig da runter“, sagt Udo Brünger. Siehättenesmitwasserabspülen müssen. „Wir sind das schon gewohnt“, sagt Udo Brünger. Jedes Jahr hätten sie den gleichen Ärger wieder.
Vergleichsweise ruhiges Jahr
Meistkommtdie böse Überraschung erst nach dem Festwochenende. Währenddessen fahren die Brüngers in der Regel weg, erzählen sie. Es ist ihnen dann in der Innenstadt zu laut. „Ich habe nichts gegen Festlichkeiten“, sagt Udo Brünger. „Die Leute sollen ihrenspaßhaben, aber sich bitte auch ein bisschen benehmen.“
Das Erbrochene und den Urin der Festbesucher zu entfernen, sehen sie nicht ein. „Ich
Udo Brünger zeigt, bis wohin die Stadt reinigt.
will das nicht wegmachen. Dann übergeb ich mich selber“, sagt Vera Brünger. Die Brüngers sehen die Stadt in der Pflicht. Vor allem, da diese den Bereich um die ParkhausTreppe ohnehin sauber mache, dann aber am Beginn des Hausgrundstücks mit ihren Arbeiten stoppe.
„Dass die Leute das nicht lustig finden, können wir voll nachvollziehen“, sagt Daniela Dembert, Vorsitzende des Kultur- und Verkehrsvereins Enger (KUV) undbei der Stadtenger für Kultur und Tourismus zuständig. Der KUV organisiert das Kirschblütenfests. „Seit Corona sind die Feste vergleichsweise ruhig“, sagt Dembert. So sei es auch in diesem Jahr gewesen. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch die Polizei im Kreis Herford. Es gab keine größeren
Übergriffe, Prügeleien oder ähnliches unter den Besuchern.
Bekannte Problemstellen
Die Veranstalter würden sich im Vorfeld Maßnahmen überlegen, wie Situationen wie bei den Brüngers verhindert werden könnten, erklärt Engers Ordnungsamtsleiter Matthias Husemann. So war die Toilettennutzung zum Beispiel in diesem Jahr kostenlos. Dafür habe es bisher viel positives Feedback gegeben, sagt Dembert.
Es gebe bekannte Problemstellen, die im Auge behalten werden, sagt Husemann. An Stellen wie dem Parkhaus gibt es Abgrenzungen durch einen Bauzaun.„diepolizei patrouilliert zwischendurch“, sagt Husemann „Es ist wichtig, dass die Menschen an uns herantreten“, sagt Dembert. Wenn ein Problem bekannt sei, könnte auch etwasunternommenwerden. Für das diesjährige Fest sind beim KUV und bei der Stadt aber bisher kaum entsprechende Hinweise eingegangen. Nur in einem besonders unangenehmen Fall soll ein Besucher einen Haufen auf Privatgrund hinterlassen haben.
Doch auch diese Maßnahmenhaben ihre Grenzen, nämlich dann, wenn es um Privatgelände geht. Dort kann die Stadt nicht einfach Zäune aufstellen oder die Reinigung übernehmen, sagt Guido Strathmann, Leiter der Wirtschaftsbetriebe. Kontrolleure können zudem nicht überall zugleich sein. „Wir sind nicht in der Lage, alles abzusperren“, sagt Strathmann. Es könne nicht verhindert werden, dass doch mal jemand auf ein Privatgrundstück läuft, sagt Husemann. Dort könnten Anwohner aber auch selbst Vorkehrungen treffen und Zäune oder ähnliches aufstellen.
Stadt will unterstützen
Nach der Anfrage der NW haben sich Vertreter der Stadt selbst ein Bild von der Situation bei den Brüngers gemacht. „Wir wollen uns damit weiter beschäftigen“, sagt Strathmann. Laut Dembert möchte „die Stadt sich gemeinsam mit dem Kultur- und Verkehrsvereingedankenüber ein Absperrkonzept machen [. . .] unddarüber, wasmandenbürgern anbieten kann, damit jeder mit der Situation leben kann.“