Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Neue Fakten zum Südring
Die „Initiative Südring Schluss“präsentiert ihre Ergebnisse von Streckenanalyse, Auswertung von Google-analytics-daten, eigener Verkehrszählung und offizieller Verkehrsdaten. Manches hat sie selbst überrascht.
Rheda-wiedenbrück. Ein gewisses Risiko sei die „Initiative Südring Schluss“mit ihren Analysen und der Verkehrszählung eingegangen, gesteht deren Sprecher Wolfgang Tietz. Denn der geplante „Bau des Südrings hätte sich ja aus der Verkehrssicht als sinnvoll erweisen können“. Das sei aber nicht der Fall, informierte er bei der Ergebnispräsentation.
Es gibt drei Rotbezirke in der Stadt
Die Initiative wollte auf Faktenbasis die Argumente der Befürworter des Südringschlusses überprüfen. Die führen auch an, dass das Bauprojekt die Wasserstraße vom Verkehr entlaste und zu einer Beruhigung auf dem Nordring führe. Vorgenommen hat die Initiative erstens eine Streckenanalyse mit der Frage: Wo fahren Menschen, um von A nach B zu kommen. Es geht um einund ausfahrende Pendler und ihre Routen in der Stadt. Zur Hilfe genommen wurden Daten der nts-studie von 2015, mit der der Südringschluss begründet wird, sowie des Mobilitätskonzeptes 2024. Aufgelistet sind diewegemitundohne Südringschluss in „endlosen Excel-tapeten“, so Tietz.
Mit Google-analyticsDaten schaute die Initiative zweitens, wie der Verkehr zu bestimmten Zeiten in RhedaWiedenbrück fließt. Autofahrer könnten mit grün oder gelb angezeigten Strecken gut leben, auch wenn Anwohner da schon belastet seien. Ändern würden Kfz-nutzer ihren Weg erst bei rot markierten Strecken. Als Rotbezirke nannte Tietz zur Rushhourden Bahnhofskreisel mit Wilhelmstraße, Gütersloher Straße und Nordring vor der Kreuzung mit der Hauptstraße. Südringrelevante Bereiche wie Wasserstraße oder Lippstädter Straße seien bei normaler Verkehrslage grün oder gelb.
Die Initiative zählte drittens den Verkehr, „normiert und standardisiert“. Über 60 Leute haben im April ehrenamtlichan 20 Standorten in der Stadt die Verkehrsteilnehmer erfasst– aneinigen Stellen dreifach. Verglichen wurden ihre Daten mit offiziellen Zählungen des Landesbetriebs Straßen.nrw. „Bei uns passt es, wir haben richtig gezählt“, informierte Tietz. Er nannte Auffälligkeiten.
Viel Ziel- und Quellverkehr hat die Wasserstraße, wo Kreissparkasse und Kreishaus angefahren werden. Auf der Langen Straße gibt es von 16 bis 18 Uhr eine Rush Hour.
Dann fließt er Verkehr „Auto an Auto, aber ohne Stau“. An der „Musikschule Jasper“am Südring ist um 7.50 Uhr viel los. Dieinitiativegehtvoneiner Doppelzählung sehr vieler Elterntaxis aus, wegen des nahen Schulzentrums. Erfasst wurden auf der Emsbrücke 928 Fahrradfahrer und 1.517 Fußgänger – auch 66 Hunde. Am Nordring bogen 36 Prozent der Verkehrsteilnehmer auf die Hauptstraße Richtung Rheda ab. Amkreisel waren es 46 Prozent an der Ringstraße. „Ein Großteil des Verkehrs am Nordring hat das Ziel Rheda“, meinttietz, dassderwohlnicht in Richtung Süden ausweichen würde.
Ein anderer Teil der Autofahrer wähle vormittags den Nordring „vermutlich mitdem Ziel Wohngebieteumst. Pius“. Am Nachmittag werde dann die Lange Straße genutzt. Ihre „potenzielle Entlastung ist theoretisch möglich“.
Sehrerstaunthattietz,„dass sich die Verkehrsstärke nicht nach oben entwickelt hat“. Sie liege etwa auf dem Niveau wie 2005 – trotz mehr Kfz-anmeldungen beim Kreis Gütersloh bis 2022. Das könne an strukturelle Veränderungen in der Stadt liegen – beispielsweise weniger Arbeitsplätze in der Möbelindustrie, bei Westfalia und der Westag.
Einige Zuhörer werden vermisst
Die Auswertung zeige, dass die Stadt auch beim Bau der Südring-querspange kein Ringsystem habe, das den Anreiz biete, dort durchgehend zu fahren. „Es ist eine Ansammlung einzelner Straßen, mit Ampeln und Kreuzungen, auf denen man abbiegen kann.“
Überraschend sei, dass der Verkehr im Süden von Wiedenbrück deutlich geringer sei, als immer dargestellt. Widerlegt habe die Verkehrszählung der Initiative die viel höheren Verkehrsstärken, mitdenennts 2015 gearbeitet habe. Das Gutachten habe für 2030 deutlich mehr Verkehr prognostiziert. Sein Wert liege um 31,5 Prozent höher als die jetzt ermittelte Verkehrsstärke. „Die Zahlen für die Wasserstraße sind zu hoch angesetzt und Lichtjahre vom Ist entfernt.“Zudem sei die im Gutachten genannte Verteilung des Verkehrs „in keiner Weise mehr nachvollziehbar“, so Tietz.
Intensiv geprüft habe die Initiative eine mögliche Verkehrsentlastung des Nordrings. „Wir sehen eher das Gegenteil.“Komme der Südringschluss und sollten in der Innenstadt von Wiedenbrück Restriktionen für Autos eingeführt werden, werde der Nordring weiter belastet. Das Bauvorhaben, das „hochgepusht wurde als Lösung aller Verkehrsprobleme“, beschere neue Nachteile und Gefahrenquellen. Laut Tietz gibt es „kein vernünftiges Argument mehr für den Bau der Trasse“.
Eine Debatte schloss sich der Präsentation nicht an. Doch Fragen gab es von den Zuhörern, auch von CDU, Move, SPD, Grünen und FDP. Auch diese: Wann präsentiert die Initiative ihre Ergebnisse Bürgermeister Theo Mettenborg, Baudezernent Stephan Pfeffer und Joel Otta, Fachbereichsleiter öffentliche Sicherheit, Ordnung und Verkehr? „Jederzeit“, so Tietz. „Siewarenalle eingeladen“. Marc Heidfeld, Abteilungsleiter Klima, Mobilität und Stadterneuerung, war gekommen.