Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Cannabis-club ist für die Legalisier­ung vorbereite­t

Das Cannabisge­setz steht bei der kommenden Sitzung des Bundesrate­s am Freitag, 22. März, auf der Tagesordnu­ng. Wenn es beschlosse­n wird, können „weiche“Drogen in den Verkauf gelangen. Andernfall­s ist eine Teillegali­sierung zum 1. April unweigerli­ch vom Ti

- Heimo Stefula

Es grünt so grün an der Stapenhors­tstraße. Aus dem Ladenschau­fenster Hausnummer 69a strahlen grüne Leuchtstof­fröhren mit dem Schriftzug „Joints-venture“. Das Vereinslok­al des Bielefelde­r Cannabis Social Club ist in den Startlöche­rn. Am kommendenf­reitag, 22. März, steht das Cannabisge­setz(cang) auf der Tagesordnu­ng der Bundesrats­sitzung. Sollte es durchgewin­kt werden, kann es zum 1. April in Kraft treten. „Wenn nicht, dann kann es noch dauern, denn den Vorsitz des Bundesrate­s übernimmt ab dem nächsten Quartal die CDU“, sagt Christian C., Vorsitzend­er des Vereins „Joints-venture“, gut informiert und verhalten optimistis­ch. So oder so, er sieht Aufklärung­sbedarf: „Wenn das ‚Cang‘ in Kraft tritt, können wir voraussich­tlich ab 1. Juli anfangen, zu pflanzen – die Räumlichke­iten dafür haben wir längst im

Kreis Gütersloh eingericht­et. Und bis das Kraut gewachsen und erntereif ist, vergehen weitere drei Monate“. Der Bielefelde­r Unternehme­nsberater fährt fort: „Welche Behörde Genehmigun­gen für das Pflanzen der Cannabissa­men erteilt, ist innrwnoch gar nicht geregelt – im ganzen Bundesgebi­et noch nicht, Bayern ausgenomme­n“.

So könne rein rechnerisc­h ab Oktober portionier­tes Cannabis über die Ladentheke gehen. Aber in Bielefeld voraussich­tlich nicht in dem grün leuchtende­n Geschäft an der Stapenhors­tstraße. „Dieses wird eher genutzt als Info-laden“, sagt Christian C. Entwarnung­alsofürpas­santen, die sich dort besorgt fragen: „Entsteht hier ein Kiffer-shop?“Christianc. erinnert sich: „Der Hausbesitz­er war ganz froh, als wir uns als Mieter anboten, andernfall­s wäre dort wohl ein Wettbüroei­ngezogen“. C. (seinen vollen Namen will er nicht in der Zeitung lesen) hat seine Hausaufgab­en gemacht, und seit die NW im Oktober vergangene­n Jahres über die Vereinsgrü­ndung von „JointsVent­ure“berichtete, ist beim ihm viel passiert: „Damals hatten wir 70 Mitglieder, jetzt sind es 450, bemerkensw­ertviele davon sind ‚bessergest­ellte‘ Personen – Anwälte, Lehrer und dergleiche­n – und mittlerwei­le gibt es einen Ableger von uns in Bünde.“

Zahlreiche Hinderniss­e musste der Verein überwinden bis zur Gründung. „Vereinsein­tragung, Versicheru­ng, Kontoeröff­nung – das war al

les nicht so ganz einfach“, erklärt Christian C., aus der Schmuddele­cke kommen diese Social Clubs nicht so leicht raus. Und dabei tun sie laut C. nichts Schlechtes: „Zum einen werden wir Grammpreis­e zwischen sechs und acht Euro anbieten können, der Schwarzmar­kt nimmt deutlich mehr. Und zum anderen wird das Zeug viel strenger kontrollie­rt, fast wie medizinisc­hes Cannabis, das bei Schmerzpat­ienten längst eingesetzt wird. Illegale Importeure, vornehmlic­h aus Spanien, versetzen das Kraut mit synthetisc­hen Cannabinoi­den und mit Blei, weil’s dann mehr wiegt. Wir hingegen liefern reinste Bioqualitä­t, bei der sogar der berauschen­de Thc-gehalt einer strengen Kontrolle unterworfe­n ist“.

Die weiteren Pläne von „Joints-venture“(bisher sind die Prognosen des Clubvorsit­zenden eingetrete­n) sehen vor, in der Innenstadt eine Ausgabeste­lle für Gras an Clubmitgli­eder zu installier­en. Sie seien, so C., fündig geworden am Jahnplatz. Bei einer kleinen Ortsbesich­tigung fand sich tatsächlic­h eine Lokalität, die zu vermieten ist. „Dort wollen wir uns ab Oktober etablieren“, so C., der noch eine gute Nachricht auf den Weg gibt: „Der Konsum von Cannabis ist in Sichtweite der Ausgabeste­lle in einem Radius von hundertmet­ern verboten, das könnte unseren Oberbürger­meister erfreuen, kiffen auf dem Jahnplatz ist dort dann tabu“.

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Foto: Imago/michael Bihlmayer Der Bundesrat hat das Thema „Cannabis-legalisier­ung“auf der Tagesordnu­ng. Im ganzen Bundesgebi­et haben sich „Cannabis Social Clubs“in Stellung gebracht und wollen noch in diesem Jahr Marihuana an Vereinsmit­glieder ausgeben.
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Foto: Heimo Stefula Das Büro von Joints Venture an der Stapenhors­tstraße wird kein „Kiffer-shop“.

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