Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Fahrradstraße
Geschäftsleute, Apotheker und ein Wirt am Bültmannshof lehnen eine Fahrradstraße zur Uni ab. Parkplätze am Ärztehaus könnten nicht mehr angesteuert werden (NW vom 29. Februar).
¥ Die Behauptung, dass „von der Kfz- und Mineralölsteuer Straßen unterhalten und neue Straßen und auch Radwege gebaut“werden, wie ein Leser behauptete, ist absurd und entbehrt jeder Kenntnis von Haushaltspolitik. Fakt ist: Die genannten Steuern fließen wie alle anderen Steuern auch in das Gesamtjahresbudget ein, aus dem auch die gesamte Transportinfrastruktur bezahlt wird. So wird umgekehrt ein Schuh daraus: Auch diejenigen Steuerzahler, die kein Auto besitzen und/oder von der vornehmlich von Autos genutzten Infrastruktur nicht oder nur indirekt profitieren, zahlen durch ihre Steuern mit. Deshalb Autofahrerlobby: Schön die Kirche im
Dorf lassen. Wenn man dann noch an die Krankheitskosten durch Unfälle, die Belastung der Bevölkerung durch verschiedene Emissionen denkt, dannsollten die ideologisch auf Autos fixierten ganz leise sein. Auch die ewige Legitimierung von einer durchgängig autozugänglichen Innenstadt über die Notwendigkeiten für Alte, und Krank geht einem gelinde gesagt auf den Keks – der Blick auf weitaus größere Städte wie Kopenhagen, Oslo oder Amsterdam, aber auch vergleichbare wie Zermatt, Münster oder Freiburg zeigt, dass durch einen umfassenden ÖPNV, alternierende Innenstadtzugangsberechtigungen oder andere Konzepte intelligente Kompromisse für alle Bevölkerungsgruppen möglich sind. Notwendig für eine lebenswerte Zukunft sind solchewegeallemal.
Matthias Grünewald 33613 Bielefeld
¥ Mit einem hat ihr Leser recht: Vonder Kfz- unddermineralölsteuer werden die Straßen unterhalten und „neue Straßen und auch Radwege gebaut“– aber nicht nur – auch Schulen und Krankenhäuser. Sogar die Sektsteuer leistet einen Beitrag zu allem. Aus dem Zahlen von Steuern kann niemand etwas direkt für sich ableiten. Wer Tabaksteuer bezahlt, hat nicht frei Rauchen und wer Kfz-steuer zahlt, hat nicht frei Parken. Selbst Fahrradlobbyisten, die nach Meinung ihres Lesers „mit geschwellter Brust zu Lasten der Kfz teilweise überdimensionierte Radwege und Fahrradstraßen“fordern, können das nichtdamitbegründen, dass sie Steuern zahlen– da gibt es treffendere Argumente. (. . .).
Vielleicht könnte es gelingen, den Leserbriefschreiber für ein Mit- statt Gegeneinander zu gewinnen – auch wenn ihm ’die ewige Diskussion um die Radwege’ auf den Keks geht“. Dazu müsste man allerdings weniger Vorurteile mitteilen, als Argumente austauschen.
Peter Ueding 33818 Leopoldshöhe
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