Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Das sind Bielefelds stärkstebä­ume

Nrw-weit hat ein Autor 267 besonders starke Bäume entdeckt – in Bielefeld stehen davon zwei. Sie sind echte Prachtstüc­ke. Zeugen des Lebens. Und des Friedens.

- Kurt Ehmke

Bielefeld. Es sind Wesen aus einer anderen Zeit – fast muten sie an wie pflanzlich­e Dinosaurie­r: mächtige, uralte Bäume. Christoph Michels hat sich jetzt auf die Suche nach den herausrage­ndsten Bäumen in NRW gemacht; und diese unter dem Titel „Starke Bäume“auf 368 Seiten in ein Buch gepresst. 515 Fotos gibt es, zwei von Bielefelde­r Bäumen. Aber: Welches sind die stärksten Bäume Bielefelds?

Für den Autor sind es zwei Bäume mit gewaltigem Stammumfan­g, mit Geschichte, mit erhebliche­n Spuren ihres Alters. Alsonicht die1742 gepflanzte Platane am Niederwall, die wohl fast jeder Bielefelde­r kennt, die mit ihrem Stammumfan­g von fünfeinhal­b Metern und der gewaltigen, teilweise mit riesigen Stützbände­rn gesicherte­n Krone, gerne als Bielefelds größter Baum angenommen wird.

Nicht weit von der Platane steht er dann aber, der vermutlich älteste Baum Bielefelds: Die 1648 gepflanzte Friedensli­nde vor der Neustädter Marienkirc­he.

Ein Baum wie eine Statue, ein Baum, der immer wieder eingekürzt und gesichert werden musste. Die Linde erinnert anden Westfälisc­hen Frieden, der den 30-jährigen Krieg in Deutschlan­d beendete.

Hohe Friedensli­nde und Eiche mit Xxl-stamm

Ein Naturdenkm­al, 23 Meter hoch, mit einem Stammumfan­g von 6,17 Metern. Die Krone ist 19 Meter breit, getragen wird sie von drei mächtigen Stämmen, die sich in einerhöhev­onviermete­rnaus dem Hauptstamm entwickelt haben. Eine Hohlstelle in Bodennähe ist zugemauert worden.

Etwas niedriger (16 Meter) und etwas weniger breit in der Krone (19 Meter) ist die StielEiche am Dornberger Golfplatz. Mit fast siebeneinh­alb Metern Stammumfan­g ist sie unten noch mächtiger als die Linde und die Platane, und auch sie brauchte bereits viel menschlich­e Hilfe, um noch immer vorzeigbar zu sein.

Innen ist vieles hohl, teilweise die Eiche unten offen

Wie bei der Linde wurde die Krone eingekürzt, zudem wurden laut Buchautor Michels „Höhlungen ausgefräst“und mehrere Metallvers­trebungen sowie Kronensich­erungen eingesetzt.

Auch hier teilt sich der Hauptstamm in knapp vier Metern Höhe, zwei Stämme bilden dann den Grundstock der Krone über ihnen. Innen ist vieles hohl, teilweise ist die Eiche unten offen.

Dass solche Bäume besondere Schätze sind, ist nicht nur ihrer einmaligen, oft verwunsche­nen oder auch pompösmäch­tigen Optik geschuldet. Es sind auch ihre Leistungen, die sprachlos machen können.

So fanden Forscher der TU Dresden heraus, dass ein einziger dieser sogenannte­n Methusalem­bäume in seinen Umweltleis­tungen (Schatten spenden, Kohlendiox­id speichern, Luft filtern) etwa 400 jungen Bäumen entspricht.

Für den Autor des Buches sind diese Prachtstüc­ke fast schon magisch, Michels: „Diese alten und mächtigen Bäumezogen­den Menschen schon immer in ihren Bann; einst wurden sie durch ihre beeindruck­ende Gestalt mit den Göttern in Verbindung gebracht.

Ehrfürchti­g versammelt­en sich unsere Vorfahrenu­nter ihnen.“Und weiter: „Gerade in der Hektik unserer Zeit laden diese wundervoll­en Zeitzeugen dazu ein, innezuhalt­enund sie mit Muße zu betrachten.“

Damit das den Leserinnen und Lesern von „Starke Bäume in NRW“gelingt, gibt es neben denbeschre­ibungen der Bäume auch Karten und QRCodes – und Artikel zur Entstehung unserer Wälder, dem Einfluss des Menschen auf sie

und auch dazu, wie Bäume neu hinzukamen, welche Probleme das teilweise macht.

Wer sich nicht mit Ausflügen zu den zwei Bielefelde­r Prachtstüc­ken begnügen will, derwird in derumgebun­gweiter fündig. So in Gütersloh, wo ein Geweihbaum im Stadtpark das Prädikat „Starker Baum“tragen darf, bei 27 Metern Kronenbrei­te nachvollzi­ehbar.

Gewaltige Bäume in Bielefelds Umgebung

Der vordergrün­dig wohl älteste Baum der Region steht in Schloß Holte-stukenbroc­k im Holter Wald, 350 Meter südwestlic­h des Jagdschlos­ses Holte.

Die Eiche gilt als 1.000-jährige Eiche, doch auch schon ums Jahr 1800 herum wurde sie so bezeichnet. Der Baum, der zuletzt stark gelitten hat, wird heute auf 500 bis 600 Jahre geschätzt.

In Lage (Ortsteil Heiden) steht der vielleicht mächtigste Baum der Gegend – mit fast neuneinhal­b Metern Stammumfan­g bietet die Gogerichts­linde am Pfarrhaus so richtig was fürs Auge, zumal sie so breit wie hoch ist; jeweils 21 Meter.

Tatsächlic­hdürftedie­selinde, die auch als Gerichtsli­nde und Tanzlinde diente, mit ihren gut 600 Jahren älter sein als die 1.000-jährige Holter Eiche.

Ebenfalls eine mächtigeli­nde hat Bad Salzuflen in Wülfer-bextenzubi­eten. Derbaum diente lange als Tanzlinde, er wird auf 500 Jahre geschätzt. Und noch einmal Bad Salzuflen, noch einmal eine 1.000jährige Eiche, hier etwa 350 bis 400 Jahre alt: Sie steht 100Meter vom Rittergut Papenhause­n entfernt und ist 25 Meter hoch.

Und weil aller guten Dinge drei sind, noch einmal Bad Salzuflen: 25 Meter hoch ist hier eine spektakulä­re Säuleneich­e, sie steht 300Meternö­rdlich des Herrenhaus­es von Gut Steinbeck.

Letzter Baum, der vielleicht noch gut per Fahrrad zu erreichen ist, ist eine Sommerlind­e in Spenge, die sogenannte Freiligrat­h-linde im Schlosspar­k am Schloss Mühlenburg. Gut 430 Jahre soll sie alt sein. www.starke-bäume.de

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Fotos: Verlag Kessel/christoph Michels Die gewaltige Eiche am Dornberger Golfplatz in Hoberge-uerentrup hat einen Stammumfan­g von mehr als sieben Metern.
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Die 1648 gepflanzte Friedensli­nde vor der Neustädter Marienkirc­he.

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