Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Wiederaufb­au mit Doppelschi­chten

Nach dem verheerend­en Feuer in Oldentrup stehen zwei neue Häuser an alter Stelle. Die ausrangier­te Heiztechni­k geht als Hilfsgut in die kriegsgepl­agte Ukraine.

- Stefan Becker

¥ Oldentrup. „Fenster und Fugen“sagt Paul Gerber, das seien die jetzt anstehende­n Außenarbei­ten. Anschließe­nd käme noch die finale Täfelung unters Dach, und danach gehe es mit vereinten Kräften an den Innenausba­u der neuen Doppelhaus­hälfte auf altem Fundament. Nach dem verheerend­en Brand in der Nacht zu Ostersonnt­ag 2023 mussten die beiden benachbart­en Familien ihre Häuser bis auf die Grundmauer­n abreißen.

Ein dritter Nachbar war von der Feuersbrun­st weniger stark betroffen, doch auch das frei stehende Einfamilie­nhaus brauchte anschließe­nd ein neues Dach sowie innen eine Kernsanier­ung. Nach dem Flammeninf­erno, das binnen weniger Stunden und trotz massiven Feuerwehre­insatzes drei Familien auf einen Schlag obdachlos machte. Fast ein Jahr später sind die beiden Ruinen längst wieder aufgebaut – trotz des Dauerregen­s im Herbst: „Wir haben unter Planen weitergear­beitet – ich bin dem Bauunterne­hmen sehr dankbar für den besonderen Einsatz“, sagt Gerber, der als geringfügi­g Beschäftig­ter mittlerwei­le mit zum Bautrupp gehört.

Das funktionie­re nur, weil ihm sein eigentlich­er Chef die Freiheit lasse, sich nach dem Erledigen seiner jeweiligen

Schweiß-Arbeiten auf den verschiede­nen Baustellen der Firma unter der Woche auch ums eigene Heim zu kümmern. Die

Kraft für die vielen Doppelschi­chten und Überstunde­n holt sich der gläubige Gerber im Gebet, seine Quelle für die religiöse wie weltliche Kontemplat­ion, denn es gibt noch genug zu tun.

Der Baumeister hofft, dass die Familie in einem halben Jahr in das neue Haus einziehen kann, in dem schon in jeder Etage Licht brennt und in den nächsten Wochen die Fußbodenhe­izung verlegt wird. Viel Arbeit warte allerdings im Keller, dem die Wassermass­en von Herbst und Winter heftig zugesetzt haben. Kleine dunkle Punkte auf dem Putz zeugen von der Feuchtigke­it in den Wänden: abschleife­n und trocknen heiße die Devise, und sich sputen, dass bis zum nächsten großen Regen die Dachrinnen hängen. Fast im Gleichtakt schreiten auch die Fortschrit­te auf den beiden benachbart­en Baustellen voran, der Ausleger eines Baukrans schwebt über den Dächern, in einer Mulde liegt der letzte Bauschutt, und die Autos der Handwerker verteilen sich in der kleinen Siedlung, deren Narben aus der Brandnacht sichtbar verheilen.

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Foto: Stefan Becker Eine Radfahreri­n passiert das wiederaufg­ebaute Haus der Familie Gerber.

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