Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Wiederaufbau mit Doppelschichten
Nach dem verheerenden Feuer in Oldentrup stehen zwei neue Häuser an alter Stelle. Die ausrangierte Heiztechnik geht als Hilfsgut in die kriegsgeplagte Ukraine.
¥ Oldentrup. „Fenster und Fugen“sagt Paul Gerber, das seien die jetzt anstehenden Außenarbeiten. Anschließend käme noch die finale Täfelung unters Dach, und danach gehe es mit vereinten Kräften an den Innenausbau der neuen Doppelhaushälfte auf altem Fundament. Nach dem verheerenden Brand in der Nacht zu Ostersonntag 2023 mussten die beiden benachbarten Familien ihre Häuser bis auf die Grundmauern abreißen.
Ein dritter Nachbar war von der Feuersbrunst weniger stark betroffen, doch auch das frei stehende Einfamilienhaus brauchte anschließend ein neues Dach sowie innen eine Kernsanierung. Nach dem Flammeninferno, das binnen weniger Stunden und trotz massiven Feuerwehreinsatzes drei Familien auf einen Schlag obdachlos machte. Fast ein Jahr später sind die beiden Ruinen längst wieder aufgebaut – trotz des Dauerregens im Herbst: „Wir haben unter Planen weitergearbeitet – ich bin dem Bauunternehmen sehr dankbar für den besonderen Einsatz“, sagt Gerber, der als geringfügig Beschäftigter mittlerweile mit zum Bautrupp gehört.
Das funktioniere nur, weil ihm sein eigentlicher Chef die Freiheit lasse, sich nach dem Erledigen seiner jeweiligen
Schweiß-Arbeiten auf den verschiedenen Baustellen der Firma unter der Woche auch ums eigene Heim zu kümmern. Die
Kraft für die vielen Doppelschichten und Überstunden holt sich der gläubige Gerber im Gebet, seine Quelle für die religiöse wie weltliche Kontemplation, denn es gibt noch genug zu tun.
Der Baumeister hofft, dass die Familie in einem halben Jahr in das neue Haus einziehen kann, in dem schon in jeder Etage Licht brennt und in den nächsten Wochen die Fußbodenheizung verlegt wird. Viel Arbeit warte allerdings im Keller, dem die Wassermassen von Herbst und Winter heftig zugesetzt haben. Kleine dunkle Punkte auf dem Putz zeugen von der Feuchtigkeit in den Wänden: abschleifen und trocknen heiße die Devise, und sich sputen, dass bis zum nächsten großen Regen die Dachrinnen hängen. Fast im Gleichtakt schreiten auch die Fortschritte auf den beiden benachbarten Baustellen voran, der Ausleger eines Baukrans schwebt über den Dächern, in einer Mulde liegt der letzte Bauschutt, und die Autos der Handwerker verteilen sich in der kleinen Siedlung, deren Narben aus der Brandnacht sichtbar verheilen.