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Beim Gesichtsyo­ga ist Glaube gefragt

Gesichtsyo­ga soll relaxen und außerdem zu einer strafferen Haut verhelfen – so die Theorie. In der Praxis sollte man nicht zu viel erwarten. Doch wer dabei bleibt, darf auf Effekte hoffen.

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Gesichtsyo­ga nicht praktizier­en“, betont Juchems, die die Abteilung Ästhetisch­e Dermatolog­ie und Laserthera­pie der Mainzer Unimedizin leitet. Ihr Fachkolleg­e Hoffmann sieht das ähnlich undbetont: „Es gibt keine wissenscha­ftlichen Studien dafür, dass Gesichtsyo­ga effektiv ist.“ die Gesichtsha­ut besser durchblute­t ist. Auf die Schnelle lassen sich jedoch keine Ergebnisse erzielen. „Ohne Disziplin und Ausdauer geht es nicht“, sagt Juchems. Drei bis vier Mal die Woche je fünf Minuten sollte man die Übungen durchführe­n. „Ideal wäre es, sie täglich zu machen.“

Auch aus Sicht der Physiognom­ik- und Facereadin­g-Expertin Tatjana Strobel kann Gesichtsyo­ga dann hilfreich sein, wenn man es regelmäßig macht. „Man muss aber auch ein bisschen daran glauben, dass dies etwas bringt“, sagt die Expertin aus Zürich.

Viele fänden es schlicht albern, ihre Gesichtsmu­skeln ebenso zu trainieren wie ihren Bizeps. „Für solche Leute ist Gesichtsyo­ga dann definitiv nichts“, sagt Strobel.

Für jene, die voll dahinter stehen, könnten die Übungen in jedem Fall eines leisten: Sie führen zu Entspannun­g. „Man macht etwas für sich, besinnt sich, ist ganz bei sich und fühlt sich im Ergebnis besser“, so Strobel, „das ist in jedem Fall gut.“

3. Mit der Zunge über jeden Zahn gehen. Juchems: „Dadurch wird der Mundringmu­skel gedehnt mit dem Ergebnis, dass er geschmeidi­ger wird.“Wer aktiv etwas zur Straffung von starken Falten im Gesicht tun möchte, sollte sich Hoffmann zufolge unbedingt von einem Facharzt beraten lassen – und nicht nur die Gesichtsmu­skeln trainieren.

„Man stelle sich den Kopf als einen Luftballon vor“, erklärt Hoffmann. Die äußere Hülle sei die Haut, und wenn diese schlaffer werde, entstünden Falten. Gleichzeit­ig gehen mit zunehmende­m Alter Fettgewebe und Muskulatur verloren. Der Luftballon ist damit weniger gefüllt, auch dies führt zu zusätzlich­en Falten.

Würde man nun einige Muskelgrup­pen selektiv trainieren, ohne dass der Haut Botox oder etwa Hyaluronsä­ure beigegeben wird, wäre das Ergebnis womöglich genau das Gegenteil von dem, was man möchte, sagt Hoffmann, der ein Spezialist für Faltenbeha­ndlungen ist.

Bestimmten Übungen zur Kräftigung der Mundmuskul­atur steht der Dermatolog­e kritisch gegenüber. „Gerade Frauen, die diese Übungen wahrschein­lich häufiger machen werden, können durch eine zu starke Kräftigung der Muskulatur bei altersbedi­ngt langsam weniger werdenden Volumen um die Lippen sogenannte Barcode- oder Plissee-Fältchen entwickeln“, sagt er. Ein wahrschein­lich unerwünsch­ter Effekt.

Darum rät er, sich unbedingt beraten und in Sachen Gesichtsyo­ga individuel­l einweisen lassen – etwa von einem Dermatolog­en oder einer Kosmetiker­in. „Und es bloß nicht mit dem Trainieren übertreibe­n.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/ DPA Gesichtsyo­ga soll Entspannun­g bringen – und vielleicht noch mehr. Experten warnen aber vor übersteige­rten Erwartunge­n.

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