Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Arminia lässt sich zu leicht aus dem Tritt bringen
Unser Experte vermisst nach dem Essener Ausgleich das Selbstvertrauen der vergangenen Wochen.
Bielefeld. Das 1:1 zwischen der Arminia und Rot-weiss Essen war nicht das Spektakel aus der Hinrunde, sondern durch die nahezu identischen Matchpläne der Trainer taktisch geprägt. Dieumdenaufstiegmitspielenden Essener enttäuschten in der ersten Halbzeit, die Arminen dagegen wackelten nach dem Ausgleich von RWE in der 61. Minute bedenklich.
Die erste Halbzeit
Sowohl Trainer Mitch Kniat als auch Essens Coach Christoph Dabrowski gaben ihren Teams im Spiel gegen den Ball mit auf den Weg, den Gegner aus dem eigenen Drittel zu locken und auf Fehler zu warten. Beide Mannschaften verteidigten in einer 4:4:2-Anordnung das Zentrum und setzten auf Mittelfeldpressing beziehungsweise ein tiefes Pressing. Heraus kam so ein Nichtangriffspakt ohne nennenswerte Torchancen. Den Spielaufbau gestalteten die Arminen wie zuletzt über eine dynamische Dreierkette, in die meistensmaelcorboz als Sechser abkippte. Doch die Essener boten den Bielefeldern keine Tiefe an. Da die Arminen mehr Ballbesitz und den strukturierteren Spielaufbau als die Essener hatten, gingen sie nach einem mit ein wenig Glück gekonnt vorgetragenen Angriff in der 32. Minute verdient in Führung. Arminia war ballsicherer, schaltete bei Ballverlusten schnell um und verteidigte häufig im 2:1 auf den Flügeln, da die offensiven Thaddäus Momuluh und Leandro Putaro weite Wege zurück machten.
Die zweite Halbzeit, Teil 1
Die Arminen setzten mit Beginn der zweiten Halbzeit nach und wollten eine vorzeitige Entscheidung. Doch Innenverteidiger Leon Schneider vergab nach einem Eckstoß von Christopher Lannert in der 53. Minute die Riesenchance zur 2:0-Führung. Die Essener wären in der Verfassung der ersten Halbzeit wohl nicht mehr ins Spiel zurückgekommen. Doch es kam anders.
Die zweite Halbzeit, Teil 2
Mit ihrer ersten Torchance erzielten die Rot-weissen in der 61. Minute den 1:1-Ausgleich. Dabei sahen sowohl Louis Oppie und Sam Schreck auf der linken abwehr seite als auch der eingerückte Rechts verteidiger Lannert im strafraum nicht gut aus. Leider patzte auch der in den letzten Wochen starke Torwart Jonas Kersken beim Schuss des Essener Cedric Harenbrock ins kurze Eck. Anschließend ging nichts mehr bei den Bielefeldern. Ballverluste von Corboz, Maximilian Großer und Co. vor dem eigenen Strafraum steigerten die Nervosität auf und neben dem Platz. Wo war das gewonnene Selbstvertrauen der letzten Wochen? Die größte Essener Chance auf einen Auswärtssieg hatte Linksaußen Marvin Obuz in der 73. Minute, als er die fast komplette Arminendefensiveimstrafraumwieslalomstangen umdribbelte und einschussbereit an Rechtsverteidiger Lannert scheiterte. Dieser zeigte Rettermentalität und warf sich entschlossen in den Schuss. Der aktive Druck auf den Ball beim gegnerischen Spielaufbau war nicht hochgenug. Kniat reagiertemit positionsgetreuen Wechseln, verzichtete auf taktische Korrekturen und vertraute seinen Spielern. Erst spät mit Beginn der Nachspielzeit fingen sich die Arminen wieder und kamen noch einmal gefährlich vor das Tor des Gegners.
Fazit
Arminia kann mit dem einen Punkt leben, denn der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz ist fünf Spieltage vor Schluss mit sechs Punkten einigermaßen komfortabel. Das sollte den Arminen genügend Selbstvertrauen für die Endphase der Saison geben. Dieses ist elementar für notwendige Punktgewinne. Nacheiner kurzen Trainingswoche ist die Arminia am Freitag zu Gast in Sandhausen. Der Tabellensechste hat noch Chancen auf den Relegationsplatz und wird ein starker Gegner sein.