Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Zum Glück ein Kleiner
Der Honda e:ny1 reiht sich nicht ein in die Liste der großen E-SUV. Die Japaner wollen mit dem Modell das Angebot im E-bereich ausbauen.
Den weltweiten Trend zur Elektromobilität haben japanische Hersteller verschlafen – Toyota, Suzuki oder Mazda haben da, vorsichtig ausgedrückt, Nachholbedarf. Auch Honda hatte bislang mit dem „e“ein einziges EModellimangebot, daszwar einzigartig aussieht und ein echter Herzensbrecher ist. Aber leider auch unverschämt teuer und dank kleiner Reichweite nur bedingt alltagstauglich ist. Das zweite Elektroauto der Japaner soll allesbessermachen: Was kann der e:ny1 im Alltag?
Zunächst einmal macht er eine gute Figur, sieht dem konventionell angetriebenen MINI-SUV HR-V ähnlich, ist mit 4,39 Metern Länge nur unwesentlich länger als sein Hybrid-bruder– zum Glück, denn überdimensionierte SUV gibt’s ja mehr als genug. Auchwennesdieeine oder andere technische Überschneidung gibt, will Honda den e:ny1 als eigenständiges Modell positionieren. Ob es dafür nicht einen etwas emotionaler wirkenden Namen als (ausgesprochen) „i-enn-uai-uann“hätte geben können?
Derlei Gedanken sind allerdings erst einmal beiseite geschoben, wennmansich auf den Fahrerplatz begibt. Ordentliches Platzangebot, ordentliche Materialauswahl, ein großer, hochkant verbauter Zentralbildschirm, der stets dreigeteilt informiert: Unten die Klimaanlagensteuerung, in der Mitte das Hauptmenü, oben wird entweder die Navigation, das gespiegelte Smartphone oder das Kamerabild beim Ein- und Ausparken angezeigt. Clever gelöst.
Der Elektromotor produziert 204 PS, was natürlich für den Elektroautoalltag mehr als ausreichend ist. 7,6 Sekunden dauert der Sprint von 0 auf 100 – in den allermeisten Fällen irrelevant, weil kein E-fahrer derart hemmungslos aufs Gaspedal drückt. Halten wir also fest: Wie nahezu alle anderen E-autos auch liefert der e:ny1 hinsichtlich Fahrleistungen keinerlei Anhaltspunkte, um nicht auf Elektromobilität umzusteigen.
Viel relevanter sind dagegen für die allermeisten potenziellen Kunden die Punkte „Reichweite“und „Ladegeschwindigkeit“– unddareiht sichhondanicht in der ersten Reihe ein. 412 Kilometer Wltp-reichweite werden versprochen; im frühlingshaften norddeutschen Winter mit Temperaturen um die zehn Grad musste man froh sein, wenn knapp 350 Kilometer am Stück gefahren werden konnten – und das auch nur bei gleichzeitig deaktivierter Klimaanlage. Ansonsten hätte die Reichweite keine 300 Kilometer erreicht. An der heimischen Wallbox wirddie68,8kwhgroßebatterie mit 11 kw geladen, an der Schnellladesäule sind 78 kw drin. Auch das kann die Konkurrenz mittlerweile schneller: Eine Dreiviertelstunde dauert es hier im besten Fall, um von zehn auf 80 Prozent aufzuladen.
Ein Stromverbrauch von 18,2 kwh auf 100 Kilometer wird versprochen, auch dieser Wert wird im Alltag nicht erreicht: 20,2 kwh waren es im sparsamsten Fall – die Verbrauchsanzeige im Fahrerdisplay ist übrigens kaum zu gebrauchen, weil der Balken, der den aktuellen Stromverbrauch darstellt, nur bis 20 kwh reicht. Alles, was darüber hinausgeht, wird nicht dargestellt. Ein Stochern im Nebel, was den aktuellen Verbrauch angeht.
Ursprünglich hatte Honda sein kleines Elektro-suv mit mindestens 47.590 Euro eingepreist, wie bei vielen anderen Elektromodellen hatmanallerdings nachdem Wegfall der Umweltprämie massiv am Preis geschraubt: 38.990 kostet mittlerweile der Einstieg, das Basismodell ist bereits mehr als ordentlich ausgestattet, sodass aus der begrenzten Aufpreisliste lediglich Metalliclack und beleuchtete Einstiegsleisten für insgesamt 40.530 Euro auf der imaginären Rechnung standen.