Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Bad Oeynhausen ist kunterbunt
Rund 300 Bad Oeynhausener demonstrierten vor der Auferstehungskirche für Demokratie und Toleranz. Dorthin hatte das überparteiliche und überkonfessionelle Bündnis geladen.
Bad Oeynhausen. Nein, Demokratie ist nicht einfach. Sie bedeutet Arbeit, sich einzusetzen, sich stark zu machen und Haltung zu zeigen. So wie rund 300 Bad Oeynhausener es am Mittwochabend bei der Kundgebung des Bündnisses für Vielfalt, Menschenwürde und Toleranz taten. Anlässlich des 79. Jahrestages der bedingungslosen Kapitulation am Ende des Zweiten Weltkrieges wollten die Mitglieder der überparteilichen und überkonfessionellen Vereinigung ein Zeichen setzen – unabhängig von rechten Aufmärschen in der Kurstadt.
„Wenn man immer nur auf das reagiert, was die anderen machen, macht man sich von ihnen abhängig und verliert unter Umständen sein eigenes Ziel aus den Augen“, begründete Mitinitiatorin Annette Bretall die Entscheidung, dieses Mal außerhalb von Gegendemonstrationen mit Kundgebungen ein eigenes Zeichen zu setzen. Der Zeitpunkt am 8. Mai als dem historischen Tag der Befreiung des Kontinents von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft
Die Polizei war nur kurz vor Ort – vermutlich, weil die Demo absolut friedlich über die Bühne ging.
wurde dabei bewusst gewählt.
„Bad Oeynhausen ist bunt“– das Motto fand sich vereinzelt auch unter den Demonstranten. Nur wenige Regenbogenfahnen oder Plakate waren dieses Mal zu sehen. „Menschenrechte statt rechte Menschen“oder auch „Nie wieder ist immer“sowie „Kunterbunt statt kackbraun“fielen deshalb umso mehr ins Auge. Es sollte eine Demo werden, bei der Haltung für die Grundrechte und für die Weltoffenheit der Stadt gezeigt werden sollte. Nahezu alle demokratischen
Parteien – außer der CDU – waren mit vielen Mitgliedern vor Ort. „Wir müssen für unsere Werte einstehen“, betonte Mitorganisator und Redner Christian Fitte und spielte damit auf die CDU an, die ihr Logo nicht auf dem Plakat sehen wollte – aus Angst vor Einschüchterungen oder negativen Reaktionen. Das stimmte Rednerin Kerstin Hensel vom Diakonischen Werk nachdenklich. Herkunft und Muttersprache seien nicht ausschlaggebend im Leben, weshalb die Diakonie auch eine
Christian Fitte vom Bündnis für Vielfalt, Toleranz und Menschenwürde eröffnete die Veranstaltung.
klare Position gegen Rassismus und Diskriminierung habe: „Und genau diese klare Position erwarten wir auch von unseren Mitarbeitern, Kunden und Kooperationspartnern“, machte sie deutlich.
Redner Rüdiger Beinroth vom Bündnis erwartet von der CDU zudem „dass sie aktiv an der Verteidigung der Demokratie mitarbeitet“. Denn Neutralität sei ein schlechter Ratgeber. „Jeder und jede in der Gesellschaft muss sich dafür einsetzen. Am Stammtisch genauso wie am Arbeitsplatz, in
der Familie, im Freundeskreis und in den Vereinen und Gruppen“, forderte Beinroth. „Wir stehen hier, um nicht wieder in die falsche Richtung abzubiegen.“So wie einst. Vor mehr als 80 Jahren.
Für die musikalische Untermalung der Demo sorgte der Posaunenchor der Emmausgemeinde und die Teilnehmer selbst: beim Rudelsingen. Und so erklangen die Textzeilen von „Die Gedanken sind frei“und am Ende, wie könnte es anders sein, die der Europa-hymne.
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