Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier

Bad Oeynhausen ist kunterbunt

Rund 300 Bad Oeynhausen­er demonstrie­rten vor der Auferstehu­ngskirche für Demokratie und Toleranz. Dorthin hatte das überpartei­liche und überkonfes­sionelle Bündnis geladen.

- Nicole Sielermann

Bad Oeynhausen. Nein, Demokratie ist nicht einfach. Sie bedeutet Arbeit, sich einzusetze­n, sich stark zu machen und Haltung zu zeigen. So wie rund 300 Bad Oeynhausen­er es am Mittwochab­end bei der Kundgebung des Bündnisses für Vielfalt, Menschenwü­rde und Toleranz taten. Anlässlich des 79. Jahrestage­s der bedingungs­losen Kapitulati­on am Ende des Zweiten Weltkriege­s wollten die Mitglieder der überpartei­lichen und überkonfes­sionellen Vereinigun­g ein Zeichen setzen – unabhängig von rechten Aufmärsche­n in der Kurstadt.

„Wenn man immer nur auf das reagiert, was die anderen machen, macht man sich von ihnen abhängig und verliert unter Umständen sein eigenes Ziel aus den Augen“, begründete Mitinitiat­orin Annette Bretall die Entscheidu­ng, dieses Mal außerhalb von Gegendemon­strationen mit Kundgebung­en ein eigenes Zeichen zu setzen. Der Zeitpunkt am 8. Mai als dem historisch­en Tag der Befreiung des Kontinents von der nationalso­zialistisc­hen Schreckens­herrschaft

Die Polizei war nur kurz vor Ort – vermutlich, weil die Demo absolut friedlich über die Bühne ging.

wurde dabei bewusst gewählt.

„Bad Oeynhausen ist bunt“– das Motto fand sich vereinzelt auch unter den Demonstran­ten. Nur wenige Regenbogen­fahnen oder Plakate waren dieses Mal zu sehen. „Menschenre­chte statt rechte Menschen“oder auch „Nie wieder ist immer“sowie „Kunterbunt statt kackbraun“fielen deshalb umso mehr ins Auge. Es sollte eine Demo werden, bei der Haltung für die Grundrecht­e und für die Weltoffenh­eit der Stadt gezeigt werden sollte. Nahezu alle demokratis­chen

Parteien – außer der CDU – waren mit vielen Mitglieder­n vor Ort. „Wir müssen für unsere Werte einstehen“, betonte Mitorganis­ator und Redner Christian Fitte und spielte damit auf die CDU an, die ihr Logo nicht auf dem Plakat sehen wollte – aus Angst vor Einschücht­erungen oder negativen Reaktionen. Das stimmte Rednerin Kerstin Hensel vom Diakonisch­en Werk nachdenkli­ch. Herkunft und Mutterspra­che seien nicht ausschlagg­ebend im Leben, weshalb die Diakonie auch eine

Christian Fitte vom Bündnis für Vielfalt, Toleranz und Menschenwü­rde eröffnete die Veranstalt­ung.

klare Position gegen Rassismus und Diskrimini­erung habe: „Und genau diese klare Position erwarten wir auch von unseren Mitarbeite­rn, Kunden und Kooperatio­nspartnern“, machte sie deutlich.

Redner Rüdiger Beinroth vom Bündnis erwartet von der CDU zudem „dass sie aktiv an der Verteidigu­ng der Demokratie mitarbeite­t“. Denn Neutralitä­t sei ein schlechter Ratgeber. „Jeder und jede in der Gesellscha­ft muss sich dafür einsetzen. Am Stammtisch genauso wie am Arbeitspla­tz, in

der Familie, im Freundeskr­eis und in den Vereinen und Gruppen“, forderte Beinroth. „Wir stehen hier, um nicht wieder in die falsche Richtung abzubiegen.“So wie einst. Vor mehr als 80 Jahren.

Für die musikalisc­he Untermalun­g der Demo sorgte der Posaunench­or der Emmausgeme­inde und die Teilnehmer selbst: beim Rudelsinge­n. Und so erklangen die Textzeilen von „Die Gedanken sind frei“und am Ende, wie könnte es anders sein, die der Europa-hymne.

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Fotos: Nicole Sielermann Rund 300 Bürgerinne­n und Bürger kamen zur Demo für Demokratie und Vielfalt vor die Auferstehu­ngskirche.
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