Neue Westfälische - Bad Oeynhausener Kurier
Wissenswertes über Kinderrechte
Parallel zu den interkulturellen Tagen gibt es an drei Grundschulen einen Projekttag. Die Kinder sollen lernen, welche Rechte sie haben. Und die Schulen wollen zeigen, wie wichtig Schulsozialarbeit ist.
Bad Oeynhausen. Das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, das Recht auf Bildung, auf einen Namen oder auch auf Privatsphäre – bei den Zweitund Drittklässlern dreier Bad Oeynhausener Schulen ging es vergangene Woche um Kinderrechte. Parallel zur interkulturellen Woche hatten die Schulsozialarbeiter der Grundschulen zu einem aktiven Projekttag geladen. Außerdem wollen die Grundschulen zeigen, wie wichtig Schulsozialarbeit schon bei den Jüngsten ist. Immerhin eine Stelle mehr gibt es künftig – was dann zu einer halben Stelle pro Grundschule (somit auch nur eine halbe pro Verbund) führen soll.
Mads, Marlon, Elias, Tom und Thalia verarbeiten die Reste. Die Fünf sind die letzte Gruppe, die das Thema gesunde Ernährung in der Ogsküchevolmerdingsenaktiverleben. Erst heißt es, Packungen nach gesund, ungesund und manchmal erlaubt sortieren, dann dürfen sie sich Obstspieße schnippeln – und natürlich auch essen. „Ich esse gerne Äpfel“, verkündet Tom. Und auch bei den anderen gibt es regelmäßig Obst. Keine Selbstverständlichkeit, wie die Leiterin des Grundschulverbunds zwischen Weser und Wiehen,tanjakienapfel,weiß. 28 Kinder aus dem dritten Schuljahr sind bei ihr unterwegs, um sich schlau zu machen. „Die Stationen werden von den drei Schulsozialarbeitern und Elternhelfern betreut“, sagt sie. Dass sich die Politik für die Schulen stark gemacht, freut die Schulleiterin. Trotzdem sei das noch „Luft nach oben“, was die Ausstattung der Schulen mit Sozialarbeitern angehe.
Die Kinder für ihre Rechte sensibilisieren
An drei Grundschulen (Volmerdingsen, Wulferdingsen und Lohe) haben Annika Volland-fuchs und ihre beiden Kolleginnen Mona Spanke und Diana Rohlfing das Projekt durchgeführt. „Es ist ein Projekt im Rahmen der interkulturellen Tage des Arbeitskreises Wir“, so Volland-fuchs. Eigentlich gelten die Kinderrechte nach der Un-kinderrechtskonvention für alle Kinder auf der ganzen Welt. Doch nicht in allen Ländern wird das beachtet. „In Deutschland schon, aber die Kinder kennen ihre Rechte oftmals trotzdem nicht“, erklärt Vollandfuchs. Deshalb wolle man einige wichtige Rechte vorstellen und die Kinder dafür sensibilisieren. „Die Kinder müssen wissen, dass sie niemand schlagen darf, dass es etwas Besonderes ist, Lernen zu dürfen und dass das nicht überall selbstverständlich ist“, findet Schulleiterin Kienapfel.
Möglich ist dieses Projekt nur, weil einige Grundschulen für die Zeit auf ihre Schulsozialarbeitsstunden verzichtet haben. „Wir haben derzeit eine volle Stelle für die Grundschulstandorte im Norden und eine volle Stelle für den Süden“, berichtet Schulleiterin Tanja Kienapfel. Mit Beschluss des
Schulausschusses sollen diese künftig auf drei Stellen aufgestockt werden. „Macht eine halbe Stelle pro Grundschule – nicht pro Standort“, wie Kienapfel betont. Schulverbünde mit zwei Standorten müssten die halbe Stelle somit auch noch aufsplitten. Wann diese dritte Vollzeitstelle geschaffenwerde,seiderzeitnoch unklar. „Wir sind ja froh über
die Erweiterung. Aber ausreichend ist das noch lange nicht“, winkt sie ab. „Pro Schule wäre eine eigene Schulsozialarbeiterin wünschenswert, da der Beratungs- oder Unterstützungsbedarf nicht speziell an dem Tag auftaucht, an dem die Mitarbeiterin da ist, sondern an jedem Tag pro Woche.“
Annika Volland-fuchs weiß, dass Schulsozialarbeit auch Beziehungsarbeit beinhaltet: „Es sollte eigentlich immer die gleiche Person als Ansprechpartner für die Kinder da sein“, sagt sie. „Wir arbeiten viel präventiv, bieten Elternberatung an, teilweise auch die Streitschlichter oder machen mit den Kindern das Projekt Gefühleforscher.“
Dass Kindheit einen Wandel durchgemacht hat, davon ist Tanja Kienapfel überzeugt. „Alles ist weniger verlässlich, es gibt viele Probleme, wie die Pandemie oder der Krieg, oftmals kommen in den Familien finanzielle Sorgen dazu – und das beschäftigt die Kinder, diese Themen bringen sie mit in die Schule.“Aus Sicht der Schulleitung sei Schulsozialarbeit die Schnittstelle zwischen Schule und Jugendhilfe. „Die Kinder heute haben schon ihr Päckchen zu tragen“, weiß Tanja Kienapfel. Und auch Volland-fuchs sieht mehr Kinder mit Unterstützungsbedarf. „Zum Glück ist die Hemmschwelle gesunken, Hilfe wird eher angenommen. Das ist kein No-go mehr.“