„Klingt geil. Nehm ich“
Johannes Floors gewinnt Gold und ist jetzt der schnellste Mann ohne Beine
Tokio Als sich Johannes Floors endgültig zum schnellsten Mann ohne Beine gekrönt hatte, wartete „Tante Silber“schon im Ziel. Mit Deutschland-Fahne um die Schultern und einem Belohnungseis in der Hand jubelte Irmgard Bensusan dem neuen Prothesen-Sprintkönig zu. Sie sprang ihm jubelnd in die Arme – und ließ ihr Eis fallen. „In dem Moment wäre es sogar in Ordnung gewesen, wenn es mir den Meniskus rausgehauen hätte“, sagte Floors, der seine Freude beim Zieleinlauf über 400 Meter mit einem „I am the champion“rausgeschrien hatte.
Weltmeister, Weltrekordler, Europameister – all das war er schon in der unter den Para-Leichtathleten magischen Nachfolgeklasse von „Blade Runner“Pistorius. Doch ohne dieses Paralympics-Gold wäre es nicht perfekt gewesen. „Jetzt könnte ich heulen. Vorher habe ich mir in die Hose geschissen“, sagte der 26-Jährige: „Das tue ich vor jedem Rennen, aber diesmal war es noch mal ganz anders. Mir ist jeder Gedanke zweimal durch den Kopf gegangen. Was machst du, wenn du gewinnst? Was passiert, wenn du ausrutschst? Oder wenn die scheiß Feder beim Aufwärmen bricht? Zum Glück habe ich das Positive rauskanalisiert.“Nun hat er alles beisammen. „Fastest man on no legs. Klingt geil. Nehm ich“, sagte der Leverkusener. So hieß auch schon der Südafrikaner Oscar Pistorius, der den Para-Sport durch seine Olympia-Teilnahme 2012 bekannt gemacht hatte und heute wegen Totschlags im Gefängnis sitzt.
„Floors Leverkusener Trainingskollegin Bensusan freute sich ausgelassen mit. Dass sie 20 Minuten zuvor zum fünften Mal ParalympicsSilber statt der erlösenden Goldmedaille gewonnen hatte, grämte sie nicht. „Die 100 Meter hasse ich eigentlich“, sagte Bensusan, die sich wieder der Niederländerin Marlene van Gansewinkel geschlagen geben musste. Ali Lacin mit seinem Bronze-Lauf über 200 Meter der Unterschenkelamputierten machte den deutschen Medaillensatz im Olympiastadion komplett.