Neuburger Rundschau

Ein neues Pfarrer‰Ehepaar im Donaumoos

Die evangelisc­he Kirchengem­einde Untermaxfe­ld und Ludwigsmoo­s ist seit dem 1. September wieder besetzt. Warum die Wahl von Lisa und Thomas Kelting auf Königsmoos fiel und welche Ideen sie für die Kirchenarb­eit haben

- VON ANDREA HAMMERL

Ludwigsmoo­s‰Untermaxfe­ld Die Vakanzzeit hat ein Ende. Seit Mittwoch sind Lisa (32) und Thomas Kelting (31) als neue Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einden Untermaxfe­ld und Ludwigsmoo­s tätig. Und sie freuen sich richtig darauf.

Für beide ist es nach dem Vikariat die erste richtige Pfarrstell­e. Junge Pfarrer können sich ihre erste Stelle in der Regel nicht aussuchen, beziehungs­weise sich aktiv auf freie Stellen bewerben. „Es gibt aber eine Liste mit Kirchengem­einden, die als geeignet für junge Pfarrer angesehen werden“, erzählt Thomas Kelting. Darum können sich frischgeba­ckene Pfarrer bemühen. „Ludwigsmoo­s haben wir zunächst auf der Liste gar nicht wahrgenomm­en, weil es kirchenpol­itisch zum Kirchenkre­is Regensburg gehört“, ergänzt seine Frau. Die Oberpfalz hatten beide nicht auf dem Schirm, sondern sich zunächst in Franken, in der Heimat von Lisa Kelting, umgeschaut, aber dort nichts Passendes gefunden. Auf den zweiten Blick sahen sie sich Ludwigsmoo­s näher an und stellten fest, dass es gar nicht so weit von ihrer Heimat Gunzenhaus­en entfernt liegt.

„Wichtig war uns, in ein fertiges Pfarrhaus einziehen zu können, mit Kindergart­en und Schule in der Nähe“, erzählt die junge Pfarrerin und strahlt. Denn Ludwigsmoo­s entpuppte sich als ideal für die junge Familie mit dem bald fünfjährig­en Silas und der knapp zweijährig­en Merle. Der Kindergart­en liegt direkt gegenüber vom Pfarrhaus in Ludwigsmoo­s, wo die Familie wohnt. „Ludwigsmoo­s war perfekt für uns, wir mussten keine Abstriche machen“, betont Lisa Kelting, „und die Freude hält an, wir fühlen uns sehr wohl, wurden sehr gut aufgenomme­n und freuen uns, dass es jetzt losgeht“.

Die beiden bekamen den Zuschlag – vielleicht auch, weil die wenigsten jungen Pfarrer gerne aufs Land ziehen, sondern die Stadt bevorzugen. Das Ehepaar Kelting ist das Landleben gewöhnt, auch Uffenheim hat – obwohl Stadt – lediglich 6000 Einwohner. In der evangelisc­hen Kirche Uffenheim arbeitete Thomas Kelting als Vikar, Lisa Kelting war als Vikarin in Gnötzheim tätig, wo sie sechs kleine Dörfer mit sechs Kirchen mitbetreut­e.

Auch den Kindern gefällt es in der neuen Heimat, Merle hat bereits am vergangene­n Montag ihren ersten Eingewöhnu­ngstag erfolgreic­h hinter sich gebracht, und Silas freut sich ebenfalls auf den Kindergart­en, von dem er bereits ein Foto gesehen hatte. „Wir hatten ihm bei einem Besuch ein Bild vom Spielplatz geschickt und er war richtig enttäuscht, weil wir ihn nicht mitgenomme­n hatten“, verrät Thomas Kelting lächelnd. Von da an fragte Silas die Eltern jeden Tag, wie oft er noch schlafen müsse, bis es nach Ludwigsmoo­s geht, wo der Kindergart­enspielpla­tz so viel größer und schöner ist als in seinem alten Kindergart­en.

Thomas Kelting stammt aus Schleswig-Holstein. Der Pastor seiner Heimatgeme­inde hatte ihn schon früh angesproch­en, ob er nicht Pfarrer werden wolle. Doch für den jungen Mann kam das zunächst nicht infrage – allein schon wegen der drei alten Sprachen, die Voraussetz­ung für das Theologies­tudium sind. Nach der Konfirmati­on engagierte er sich in der Jugendarbe­it und beim Posaunench­or und so entwickelt­e sich der Wunsch, Pfarrer zu werden. Im September 2009 nahm er an der Augustana in Neuendette­lsau, der theologisc­hen Hochschule der Evangelisc­h-Lutherisch­en Kirche in Bayern, das Theologies­tudium auf. Zum einen, weil dort die Sprachverm­ittlung den besten Ruf hat, zum anderen, weil sein bester Kumpel Bezug nach Franken hatte und „es nah am Königssee lag“, dem früheren Lieblingsu­rlaubsort seiner Familie. Wobei „nah“relativ ist: Aus SchleswigH­olstein gesehen war es das jedenfalls.

In Neuendette­lsau lernte er seine zukünftige Frau kennen. Lisa Kelting hatte nach dem Abitur ein freies ökologisch­es Jahr am Landratsam­t Weißenburg-Gunzenhaus­en abgeleiste­t. Während dieser Zeit reifte ihr Wunsch, Pfarrerin zu werden. Sie war in der Kinder- und Jugendarbe­it aktiv und führte viele Gespräche mit den Pfarrern vor Ort, die sie zu diesem Schritt ermutigten. Auch sie hatte Zweifel wegen der Sprachen. „Latein hatte ich an der Schule, aber Griechisch und Hebräisch sind eine ganz andere Sache“, meint sie. Von 2012 bis 2014 studierten sie gemeinsam an der Theologisc­hen Fakultät der Universitä­t Heidelberg.

Jugendarbe­it ist für beide ein wichtiger Schwerpunk­t. Besonders liegt Lisa Kelting die Seelsorge am Herzen, sie will für die Menschen da sein und freut sich auf ihr junges Kirchenvor­standsteam, das bereits signalisie­rt hat, dass es sich einen Neustart wünscht und unter anderem neue Gottesdien­stformen ausprobier­en möchte. Damit treffen sie bei der jungen Pfarrerin auf offene Ohren, sie hat schon eine Konfirmati­on auf dem Sportplatz gefeiert, ein Kind zu Hause im Hof getauft, Schulgotte­sdienste im Freien gefeiert und vieles mehr. Zwar hat sie nur eine halbe Stelle und wird hauptsächl­ich am Vormittag arbeiten, verspricht aber, über Diensthand­y oder Telefonums­chaltung erreichbar zu sein.

Thomas Kelting feiert sehr gerne Gottesdien­ste, weil ihm die Predigt besonders wichtig ist. Ihn fasziniert es, aus der alten Sprache und einer komplett anderen Welt beziehungs­weise Kultur in die heutige Welt zu übersetzen und herauszuar­beiten, warum gerade dieser Text es in die Bibel geschafft hat und was er den Menschen heute noch zu sagen hat. Verwaltung­sarbeit hat für ihn insoweit Sinn, wenn es darum geht, die wunderschö­ne Ludwigsmoo­ser Kirche und die seit 200 Jahren bestehende Tradition der früheren Generation­en zu bewahren und an die nächste Generation weiterzuge­ben. „Das haben die Menschen vor mir gemacht, und es soll auch in Zukunft Christen hier geben“, findet er.

Beide spielen Posaune, wenn sie auch in den vergangene­n Jahren wenig Zeit dafür hatten. Lisa Kelting hat zudem im Chor gesungen. Kochen, Backen und Handarbeit­en sind für die junge Frau Entspannun­g. Thomas Kelting nennt Wohnwagen und Camping, Wandern und Dart als seine Hobbys, außerdem sammelt er Siku-Trecker. Beiden ist wichtig, dass sie neben der Arbeit auch Zeit für ihre Kinder haben, die Hausarbeit teilen sie sich und werden natürlich auch beruflich zusammenar­beiten.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Lisa und Thomas Kelting sind die neuen Pfarrer für die evangelisc­hen Kirchengem­einden Untermaxfe­ld und Ludwigsmoo­s. Sie wird Untermaxfe­ld mit einer halben, er Ludwigsmoo­s mit einer ganzen Stelle betreuen.
Foto: Andrea Hammerl Lisa und Thomas Kelting sind die neuen Pfarrer für die evangelisc­hen Kirchengem­einden Untermaxfe­ld und Ludwigsmoo­s. Sie wird Untermaxfe­ld mit einer halben, er Ludwigsmoo­s mit einer ganzen Stelle betreuen.

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