Keine CoronaMaßnahmen oder doch ein Weltraumbahnhof?
Diese vier Kandidaten kämpfen für die kleineren Parteien um das Direktmandat des Wahlkreises 216
Neuburg/Ingolstadt Bei der Bundestagswahl am 26. September treten auch Kandidaten der kleineren Parteien im Kampf um das Direktmandat für den Wahlkreis Ingolstadt an. Die vier Kandidaten von der Bayernpartei, von Die Basis, von der ÖDP und von Die Partei stellen wir hier im Kurzportrait vor:
● Wolfgang Distler (Bayernpartei): Der 45-Jährige aus Hitzhofen (Kreis Eichstätt) tritt zum zweiten Mal für die Bundestagswahl an. Distler ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Als Förster und Revierleiter bei den bayerischen Staatsforsten ist ihm die Nutzung von Biomasse ein Anliegen – erst recht, weil sein Heimatkreis Eichstätt sehr waldreich ist. „Wir haben die Energie vor der Haustüre, die sollten wir auch nutzen“, sagt er. Langfristig ist er der Meinung, dass man nicht gleichzeitig auf die Energie aus Kernkraft und Kohle verzichten kann. Einen Fokus will er außerdem auf die Bürgerrechte legen. „Die Freiheit hat Vorrang“, sagt Distler, der in Neumarkt in der Oberpfalz geboren wurde. Sich selbst bezeichnet er als „konservativen Mensch“. Auch die Familie sei ihm wichtig, diese wolle er stärken. Als seine Stärke sieht er sein Einfühlungsvermögen. Eine Schwäche habe er dagegen für Süßigkeiten – zum Leidwesen seiner Töchter, wie er mit Augenzwinkern sagt.
● Helmut Groß (Die Basis):
Die Basisdemokratische Partei Deutschland hat sich im Zusammenhang der Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen gegründet. Kein Wunder also, dass Kandidat Helmut Groß ankündigt: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass alle Corona-Maßnahmen sofort eingestellt werden.“Erst dann könne man wieder ein normales Leben führen, so Groß. Der 54-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Ingolstadt. Der ausgebildete Karosserie- und Fahrzeugbaumeister arbeitet als Objektberater für Lüftungstechnik. Neben dem Thema Corona möchte Groß den „Korruptionssumpf“, den er in deutschen Parlamenten sieht, eindämmen. Dafür will er zwei Paragrafen abschaffen: Den, der es Abgeordneten erlaubt, Geld anzunehmen, und den, der besagt, dass Ermittlungsbehörden der Weisungsbefugnis des Dienstherren unterstellt sind – laut
Groß „fatale“Zusammenhänge. Privat hat der Politiker eine Schwäche für gutes Essen. „Ich bin ein Genussmensch“, sagt er.
● Sebastian Zahn (Die Partei):
Seit 2016 ist Sebastian Zahn schon in der Satirepartei Die Partei aktiv. Eingetreten ist der heute 30-Jährige damals, weil ihn „ein Kumpel überredet hat, als ich besoffen in der Kneipe war“, wie er sagt. Heute überzeugt ihn vor allem, dass die Partei gut ist. Als gebürtiger Brandenburger liegt ihm diese Gegend noch immer sehr am Herzen und so möchte er aus dem nordostdeutschen Bundesland ein „riesengroßes Wind- und Sonnenkraftwerk“machen. Sollte er Bundeskanzlerin werden ist ihm allerdings ein Weltraumbahnhof in seinem derzeitigen Wohnort Eichstätt noch wichtiger. Qualifiziert für die Politik sieht er sich durch sein Studium der Politikwissenschaft und Soziologie. „Wer kann das Business so gut wie wir?“, fragt er. Momentan arbeitet Zahn in der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Diakonie Eichstätt.
● Jakob Sedlmeier (ÖDP): Sedlmeier ist Realist und geht nicht davon aus, dass seine ÖkologischDemokratische Partei (ÖDP) in den Bundestag einzieht. Seine Kandidatur im Wahlkreis 216 hält er dennoch für unverzichtbar, „denn wir setzen die Themen, die die anderen vernachlässigen.“Er spricht von Umwelt- und Klimaschutz, Ressourcenwende und Nachhaltigkeit. Der 53-jährige Köschinger hat bereits 2017 für den Bundestag kandidiert und sieht „kein Anzeichen, dass wir seitdem weitergekommen sind.“Der Ingenieur verlangt nicht weniger als eine Neuausrichtung der Wirtschaft auf konsequenten Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. Seine ÖDP hatte das Volksbegehren „Rettet die Bienen“erfolgreich organisiert, bei der Umsetzung sieht Jakob Sedlmeier nach wie vor eine Benachteiligung kleiner Landwirte gegenüber Großbetrieben. „Was wir der Erde entnehmen, müssen wir ihr auch wieder zurückgeben“, so lautet die Kernforderung des ÖDP-Kandidaten zur Bewahrung der Schöpfung.
Aus dem Landkreis NeuburgSchrobenhausen kennt er die Diskussion um den Donaupolder Bertoldsheim („den brauchen wir“), die Förderung des Radverkehrs und die Bemühungen um das Donaumoos. Der Erhalt dieses großen Niedermoores sei „dringlich und alternativlos.“