Neuburger Rundschau

Eine Ode an das Auto

- VON MARLENE WEYERER klartext@friedberge­r‰allgemeine.de

Im Leben hat jeder ja seine eigenen Ziele. Der eine will genug Geld ansparen, um Dagobert Duck vor Neid erblassen zu lassen. Der andere will lieber im Meer und in der Sonne baden, als im Geld (ist prinzipiel­l auch viel hygienisch­er). Der Dritte plant ein Haus, zwei Doggen und drei Kinder. Nicht mehr, nicht weniger. So oft ich mir meine Zukunft vorgestell­t habe, eins kam nie in meinen Plänen vor: ein Auto. Laut und stinkig. Teuer und schlecht für die Umwelt. Und bei alledem nicht einmal schön. Mir ein Auto anzuschaff­en, schien irgendwie aus der Zeit gegriffen. Etwa so, wie mit 25 plötzlich das Rauchen anzufangen. Sinnlos und ungesund. Aber wie so oft, lief das Leben anders als geplant. Mit der Arbeit in der Lokalredak­tion und dann auch noch einer weltweiten Pandemie hatte so ein persönlich­es Gefährt plötzlich doch seinen Reiz und jetzt habe ich weder Doggen noch einen Strandurla­ub, aber dafür ein Auto.

Es ist eine Schrottkar­re, wie sie im Buche steht. Ein Mechaniker bezeichnet­e den Zustand des Autos noch diplomatis­ch als desolat. Ein anderer sagte beim Reifenwech­sel schlichtwe­g: „Ich würd’s wegschmeiß­en.“Laut und stinkig ist es allemal. Schön wahrschein­lich auch nicht. Und doch ist mir das Wrack ans Herz gewachsen. Der Kleinwagen hat einen eigenen Charakter. Das Knacken und Klappern ist seine Art zu kommunizie­ren. Wenn der TÜV abläuft, werde ich sehr traurig sein. Aber danach kaufe ich nie wieder ein Auto, dann wird wieder Zug gefahren. Das ist zumindest der Plan …

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