Was hält den Mensch zusammen?
Tipp: „Ein Versteck unter Feinden“
Friedberg/Neuburg Als Autorin Roxane van Iperen 2012 in die Villa „’t Hooge Nest“zieht, ahnt sie noch nichts von der Geschichte, die das alte Haus umgibt. Die ungewöhnliche Architektur lockt sie auf eine Fährte, die direkt in die Zeit des Nationalsozialismus führt. Zwei Schwestern leisteten von dort monatelang Widerstand gegen das deutsche Regime und ließen sich von der allgegenwärtigen Angst nicht einschüchtern. Sie bewiesen Menschlichkeit, als dies schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr zu sein schien. Denn im Zweiten Weltkrieg wurden Menschen in kurzer Zeit all ihrer Rechte und ihrer Menschlichkeit beraubt. Was hält den Menschen im Inneren zusammen? Was befähigt ihn, das Schlimmstmögliche zu durchstehen? Um all jene Fragen geht es in dem Roman „Ein Versteck unter Feinden“der Niederländerin Roxane van Iperen.
Erschienen ist das Buch Ende 2018 auf niederländisch und erzählt die Geschichte der beiden Schwestern Lien und Janny Brilleslijper. Die jungen Frauen leben in Amsterdam, als die Niederlande im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht eingenommen werden. Janny, überzeugte Kommunistin und Jüdin, engagiert sich im niederländischen Untergrund, gewährt Hilfesuchenden Unterschlupf und erwirbt falsche Ausweise für Untergetauchte. Propaganda, Lügen und Intrigen verschlechtern die Situation der jüdischen Bevölkerung unterdessen zunehmend. Viele Menschen verschwinden, werden verschleppt. Auch Familie Brilleslijper flüchtet gemeinsam mit anderen Schutzsuchenden in eine alte Villa „’t Hooge Nest“. Dort sollen doppelte Böden, geheime Hohlräume und vereinbarte Warnsignale die Bewohner weitestgehend schützen. Doch wird dies ausreichen? Das Buch fesselt, es zieht einen in seinen Bann und erzählt die Geschichte des verheerenden Eintreffens der Deutschen in den Niederlanden an einer Örtlichkeit - dem „’t Hooge Nest“. Das Wissen um die historische Wirklichkeit, die in diesem Buch geschildert wird, macht es dem Leser unmöglich, die innere Distanz zu wahren. Man wähnt sich in einem Film, die Geschehnisse direkt vor dem inneren Auge. Dabei entsteht eine Sogwirkung, die für atemlose Spannung sorgt.