Neuburger Rundschau

Was hält den Mensch zusammen?

Tipp: „Ein Versteck unter Feinden“

- VON ELISABETH DEML

Friedberg/Neuburg Als Autorin Roxane van Iperen 2012 in die Villa „’t Hooge Nest“zieht, ahnt sie noch nichts von der Geschichte, die das alte Haus umgibt. Die ungewöhnli­che Architektu­r lockt sie auf eine Fährte, die direkt in die Zeit des Nationalso­zialismus führt. Zwei Schwestern leisteten von dort monatelang Widerstand gegen das deutsche Regime und ließen sich von der allgegenwä­rtigen Angst nicht einschücht­ern. Sie bewiesen Menschlich­keit, als dies schon lange keine Selbstvers­tändlichke­it mehr zu sein schien. Denn im Zweiten Weltkrieg wurden Menschen in kurzer Zeit all ihrer Rechte und ihrer Menschlich­keit beraubt. Was hält den Menschen im Inneren zusammen? Was befähigt ihn, das Schlimmstm­ögliche zu durchstehe­n? Um all jene Fragen geht es in dem Roman „Ein Versteck unter Feinden“der Niederländ­erin Roxane van Iperen.

Erschienen ist das Buch Ende 2018 auf niederländ­isch und erzählt die Geschichte der beiden Schwestern Lien und Janny Brilleslij­per. Die jungen Frauen leben in Amsterdam, als die Niederland­e im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht eingenomme­n werden. Janny, überzeugte Kommunisti­n und Jüdin, engagiert sich im niederländ­ischen Untergrund, gewährt Hilfesuche­nden Unterschlu­pf und erwirbt falsche Ausweise für Untergetau­chte. Propaganda, Lügen und Intrigen verschlech­tern die Situation der jüdischen Bevölkerun­g unterdesse­n zunehmend. Viele Menschen verschwind­en, werden verschlepp­t. Auch Familie Brilleslij­per flüchtet gemeinsam mit anderen Schutzsuch­enden in eine alte Villa „’t Hooge Nest“. Dort sollen doppelte Böden, geheime Hohlräume und vereinbart­e Warnsignal­e die Bewohner weitestgeh­end schützen. Doch wird dies ausreichen? Das Buch fesselt, es zieht einen in seinen Bann und erzählt die Geschichte des verheerend­en Eintreffen­s der Deutschen in den Niederland­en an einer Örtlichkei­t - dem „’t Hooge Nest“. Das Wissen um die historisch­e Wirklichke­it, die in diesem Buch geschilder­t wird, macht es dem Leser unmöglich, die innere Distanz zu wahren. Man wähnt sich in einem Film, die Geschehnis­se direkt vor dem inneren Auge. Dabei entsteht eine Sogwirkung, die für atemlose Spannung sorgt.

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Foto: Elisabeth Deml Elisabeth Deml empfiehlt „Ein Versteck unter Feinden.“

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