„Es wird von Drittel zu Drittel besser“
Center Daniel Pietta bildet mit Topscorer Wayne Simpson und Frederik Storm die neue Paradereihe des ERC Ingolstadt. Der 34-Jährige spricht über eine neue Erfahrung und das Derby am Dienstag gegen München
Ingolstadt Es gibt wahrlich nicht viel, was Daniel Pietta in seiner langen Eishockey-Karriere noch nicht schon erlebt hätte. Kein Wunder, wer 34 Jahre alt ist, in der Saison 2003/2004 sein erstes DEL-Match absolviert und mittlerweile inklusive Play-offs über 800 Partien auf dem Buckel hat, der kann zweifelsohne einen reichen Erfahrungsschatz aufweisen. Dennoch gibt es auch im Profi-Leben eines erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen „Haudegens“immer wieder Momente oder Situationen, die überaus ungewohnt oder sogar absolutes Neuland sind.
Ein Auswärtsspiel bei den Schwenninger Wild Wings zählt für Pietta inzwischen freilich zum sportlichen Alltag. Eigentlich „business as usual“für den gebürtigen Krefelder, der erst kürzlich in der ewigen DEL-Scorerwertung an Panther-Legende Thomas Greilinger vorbeizog und nun den fünften Platz belegt. Doch in dieser Eishockey-Saison ist vieles anders. Nicht nur die Corona-Pandemie hat die jeweiligen Mannschaften und auch den Spielmodus gehörig durcheinandergewirbelt. Auch die Schwenninger Wild Wings haben für ein (sportliches) Novum gesorgt: Im Zuge der Umbauarbeiten der heimischen Helios-Arena entschieden sich die Verantwortlichen dafür, als bislang einziger DEL-Standort auf die kleinere „NHL-Eisfläche“zu setzen – was laut Liga-Statuten absolut zulässig, für die Akteure der übrigen 13 DEL-Clubs jedoch zumindest beim jeweils ersten Gastspiel gewöhnungsbedürftig ist.
„Das letzte Mal, dass ich auf dieser kleineren Eisfläche gespielt habe, war irgendwann im Nachwuchs“, erinnert sich Pietta, für den die Unterschiede zu den europäischen Maßen durchaus signifikant sind: „Auf dem NHL-Eis ist alles intensiver, man hat weniger Zeit und muss immer etwas schneller vorausdenken.“Dabei könnte sich der Panther-Center durchaus mit den neuen Gegebenheiten anfreuden: „Wenn man darauf regelmäßig trainiert und spielt, denke ich schon, dass es richtig Spaß macht. Aktuell ist es hingegen aber schon eine ziemliche Umstellung, wenn man von der großen auf die kleine Eisfläche wechselt.“
Auch wenn seine Angriffsreihe mit Wayne Simpson und Frederik Storm (sammelte zumindest einen Assist nach seiner tollen Vorarbeit für Torschütze Mirko Höfflin) am Samstagabend ohne Treffer blieb, sieht Pietta diese langsam, aber sicher ins Rollen zu kommen. „Wir konnten uns auch in Schwenningen einige gute Möglichkeiten herausspielen“, so Pietta und ergänzt: „Ich denke, dass wir schon jetzt ganz ordentlich miteinander harmonieren und es von Partie zu Partie beziehungsweise Drittel zu Drittel immer besser wird. Vielleicht kommen wir ja bald dahin, dass wir künftig pro
Begegnung zwei Tore schießen (lacht).“
Ein perfekter Zeitpunkt dafür wäre freilich die Neuauflage des oberbayerischen Derbys am Dienstagabend (18.30 Uhr) in der SaturnArena gegen RedBull München. Ein Kontrahent, der den Panthern in dieser Saison ohnehin zu liegen scheint. Nach den beiden Auswärtspartien in der bayerischen Landeshauptstadt (3:1, 6:4) konnte in der vergangenen Woche auch das erste Heimspiel trotz eines 0:2-Rückstands noch mit 3:2 nach Penaltyschießen gewonnen werden. Nachdem sich die Truppe von Headcoach Don Jackson nach aktuellem Stand auch in der ersten Play-off-Runde, die noch gruppenintern gespielt wird, mit den Panthern im Modus „Best of three“duellieren würde: Welche Auswirkungen – gerade auf mentaler Ebene – hätte ein weiterer Erfolg des ERC Ingolstadt, der dann aus allen vier Hauptrunden-Partien gegen den „Brause-Klub“siegreich hervorgegangen wäre?
„Ehrlich gesagt, denken wir noch gar nicht in Richtung Play-offs. Wir wollen derzeit einfach jedes Spiel gewinnen – und dazu gehört natürlich auch die nun anstehende Partie gegen München. Sollte uns das gelingen, womit wir alle vier Duelle zu unseren Gunsten entschieden hätten, wäre das selbstverständlich klasse“, sagt Pietta. Was den erfahrenen Nationalspieler diesbezüglich optimistisch stimmt: „Über welche Qualität unsere Mannschaft verfügt, hat man unter anderem beim letzten Match gegen RedBull gesehen, als wir in der Lage waren, gegen einen derartigen Kontrahenten einen 0:2-Rückstand noch umzubiegen.“
Verzichten muss Cheftrainer Doug Shedden in diesem vierten und letzten Hauptrunden-Duell mit dem Titelaspiranten aus München weiterhin auf die verletzten Justin Feser, Hans Detsch und Simon Schütz.