Den Kleinsten die Welt zeigen
An der Berufsfachschule für Kinderpflege werden die Mitarbeiter von Krippen, Kindergärten und Horten ausgebildet. Schülerin Vanessa Bädorf erzählt, was den Job so besonders macht
Am Neuburger Berufsschulzentrum gibt es inzwischen drei Berufsfachschulen sowie eine Fachakademie. Mit dem Erhalt des Zwischenzeugnisses stellt sich für viele Schüler spätestens jetzt die Frage, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Die Neuburger Rundschau stellt die Berufsfachschulen sowie die Fachakademie vor.
Neuburg Und plötzlich steigt Rauch auf. Erst ein bisschen, dann immer mehr und schließlich ergießt sich rote Lava über den selbst gebastelten Vulkan. Vanessa Bädorf liebt Experimente. Vor allem findet sie die Reaktionen der Kinder darauf spannend. Deswegen sind die Praxistage ihre persönlichen Höhepunkte. Ein Mal pro Woche ist die 17-Jährige zum Praktikum in der Kindervilla in Ingolstadt, einer altersübergreifenden Einrichtung mit Kindergarten- und Krippenkindern.
Wer Kinderpfleger werden will, absolviert keine „normale“Berufsausbildung im Sinne von Arbeit beim Arbeitgeber und Berufsschule. Kinderpflege wird in Bayern an einer Berufsfachschule unterrichtet. Das heißt, die Schüler haben vier Tage die Woche Unterricht und einen Tag verbringen sie in einer Kindertagesstätte.
Das Problem: Während Vanessas Altersgenossen in anderen Berufen bereits ihr erstes eigenes Geld verdienen, ist die Vohburgerin auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. „Das ist natürlich ein Manko“, sagt Anja Piehler. Sie ist Theorielehrkraft an der Berufsfachschule für Kinderpflege in Neuburg. Vor allem junge Menschen, die früh auf eigenen Beinen stehen wollen, schreckt die zweijährige unbezahlte Ausbildung ab. Auch Vanessa wollte Maler und Lackierer werden, ein Praktikum im Kindergarten aber ließ sie umschwenken: „Die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, mitzubekommen, wie sie täglich Neues dazu lernen und Teil ihres Aufwachsens zu sein, ist einfach toll“, schwärmt die 17-Jährige.
Die schulische Ausbildung bereitet die zukünftigen Kinderpfleger auf ihre späteren Aufgaben vor. Selbst die Theoriefächer wie Deutsch haben berufsbezogene
als Schwerpunkt. Am Ende stehen eine schriftliche Prüfung sowie eine Praxisprüfung in der Einrichtung, wie zum Beispiel ein Experiment, das die Schüler zusammen mit den Kindern entwickeln und durchführen.
Vanessa Bädorf wird heuer im Sommer ihren Abschluss machen, aber voraussichtlich wird ihre Zeit am Neuburger Berufsschulzentrum
noch nicht zu Ende sein. Sie möchte eine Erzieher-Ausbildung anschließen, die sie an der Neuburger Fachakademie für Sozialpädagogik absolvieren kann.
Für ihren Traumberuf nimmt sie jeden Tag drei Stunden Hin- und Rückweg in Kauf. „Die Berufsfachschule in Neuburg hat einfach einen guten Ruf“, erzählt sie. Sie fühlt sich wohl und gut aufgehoben. Ihre ZuThemen
kunftsaussichten sind rosig. Personal in Kindergärten, Krippen und Horten wird händeringend gesucht. Manche Städte zahlen ihren Mitarbeitern sogar Prämien, um sie anzulocken.
Dennoch sei der Verdienst noch ausbaufähig, findet Lehrerin Anja Piehler: „Kinder sind unser wertvollstes Gut, deswegen sollten sie uns auch etwas wert sein.“Zwidamit
schen 2500 und 3000 Euro verdienen Kinderpfleger in Bayern durchschnittlich.
Und welche Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man den Beruf der Kinderpflegerin ausüben möchte? „Man muss belastbar sein, kreative Ideen haben, Lautstärke aushalten können und in Stresssituationen die Ruhe bewahren können“, sagt Vanessa Bädorf lachend.