Keine Hoffnung auf Einigung
Schon am kommenden Freitag finden die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie statt
Ingolstadt Am Freitag sind die letzten Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie vor dem Ende der Friedenspflicht am 2. März. Ebenfalls am Freitag veranstaltet die IG Metall Ingolstadt eine Kundgebung der besonderen Art. Wie in ein Autokino kommen die Mitglieder zum Parkplatz am Audi Sportpark. Und da die IG MetallFunktionäre nicht an eine Einigung im Tarifstreit am Freitag glauben, ist die Veranstaltung am Freitag bereits als Auftakt zu einem Arbeitskampf zu sehen, der in ungewöhnlichen Zeiten auch ungewöhnlich ablaufen wird.
Dass es aber zu einer Auseinandersetzung an der Tariffront kommen wird, das scheint sicher, schaut man auf die Stimmung der Beschäftigten einiger großer Unternehmen in der Region. Nun gaben die Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Audi in Ingolstadt, Airbus Military in Manching, Aurora in Eichstätt und Wacker Neuson in Reichertshofen einen Einblick in das Seelenleben ihrer Kollegen. Bei Audi wurden die Beschäftigten bereits durch eine Informationsaktion an den Werkstoren am Donnerstag über den Stand der Tarifverhandlungen informiert. Deren Vertrauenskörperleiter Jörg Schlagbauer kann als Verhandlungsteilnehmer direkt aus erster Hand von den Tarifverhandlungen berichten. Schlagbauer spricht von einer Verweigerungshaltung vonseiten der Ar„Meiner Meinung nach wollen sie die momentane Situation ausnutzen, um unseren Kollegen sogar noch bisherige Errungenschaften wegzunehmen.“Die Arbeitgeber wollen das Weihnachts- und das Urlaubsgeld flexibilisieren, was bedeuten würde, dass ein Unternehmen entscheiden kann, ob und wie viel es auszahlt. Und diese wirtschaftliche Lage werde systematisch schlechter geredet als sie aktuell sei, so Wolfgang Strasser, Vertrauenskörperleiter bei Wacker Neuson, der noch einmal betonte, dass die IG Metall schon im vo
Jahr auf Tarifverhandlungen verzichtet hat und damit seien die Beschäftigten den Arbeitgebern bereits enorm entgegengekommen. Auch Bernhard Stiedl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, sieht keine wirklich prekäre Wirtschaftssituation bei den Metall- und Elektrounternehmen. „Im vergangenen Jahr haben die großen Daxunternehmen zwölf Milliarden Euro Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet und uns wollen sie ans Geld und die Errungenschaften.“Letztes Jahr hätten die Arbeitnehmer keine Lohnerhöhung erhalten und zubeitgeber. dem würden alle Wirtschaftsinstitute für das laufende Jahr ein Wachstum des Bruttosozialproduktes von vier bis fünf Prozent prognostizieren. Bei dem Baumaschinenhersteller Wacker Neuson in Reichertshofen bereitet man sich auf erste Aktionen vor. Dazu Wolfgang Strasser: „Die Profitsteigerung auf Kosten der Beschäftigten nehmen wir nicht hin.“
Und auch bei Airbus in Manching erwartet man keine schnelle Einigung mit den Arbeitgebervertretern. Das Unternehmen kam bisher ohne Kurzarbeit durch die Pandemie. Vertraurigen enskörperleiter Andreas Domke sieht die Aktionen der IG Metall als Herausforderung. „Aber wir haben Lösungen und können adäquat und schnell reagieren.“UnterschriftenAktionen und sogenannte Frühschlussaktionen sollen die Arbeitgeber zum Einlenken bewegen. „Wir werden keine Großkundgebungen abhalten können. Aber wir haben ganz andere Mittel.“
Bestens organisiert ist die IG Metall auch bei der Aurora Lichtwerke GmbH, früher Ledvance. Vertrauenskörperleiterin Jana Rauch berichtet, dass die Belegschaft zusammenhält. „Wir wollen für Beschäftigungssicherung und die Zukunft für die Jugend kämpfen.“Sie forderte die Arbeitgeber noch einmal auf, nicht nur kurzfristig zu denken. Die Diskussion um den Fachkräftemangel sei noch nicht lange her, es komme eine Zeit nach Corona. Die Forderungen sind klar: Vier Prozent mehr Lohn, der zum Arbeitszeitausgleich bei wirtschaftlicher Schieflage genutzt werden kann, um die Beschäftigung zu sichern. Und dann aber vor allem ein Zukunftskonzept bei Transformation und E-Mobilität. Das dürfe nicht zum Nachteil der Beschäftigten geschehen. 2. Bevollmächtigte Tamara Hübner erklärt den weiteren Zeitplan. Die Friedenspflicht ende am 2. März. Dann müsse mit Arbeitsniederlegungen und weiteren Aktionen gerechnet werden – 37.000 der rund 47.000 Beschäftigten in Metall und Elektro in der Region sind bei der IG Metall.