Vorsicht, bissig
Eine Frau wird beim Schwimmen in einem oberbayerischen See von einem Fisch gebissen. Wie oft das vorkommt, welche Arten schon mal zuschnappen können und wie gefährlich das ist
Augsburg Der Anglberger Weiher ist eigentlich ein ziemlich gemütlicher Ort. Einer jener idyllischen bayerischen Badeseen, an deren Ufern man in der Sonne döst, ab und an in den weiß-blauen Sommerhimmel blinzelt und sich im klaren, kalten Wasser ein bisschen abkühlt. Doch mit der Idylle ist es derzeit vorbei: Eine Frau wurde vor ein paar Tagen beim Schwimmen von einem Fisch angegriffen und leicht verletzt. Und ein bisschen fragen sich die Menschen seither: Was schwimmt denn da eigentlich alles unter uns? Und welche Fische schnappen schon mal zu?
Am Ufer des Anglberger Weihers in Zolling im Landkreis Freising steht mittlerweile ein großes Hinweisschild. „Achtung! Große Fische im See! Baden auf eigene Gefahr!“ist darauf zu lesen. Nebst einem Bild von einem Hecht, der das Maul mit den spitzen Zähnen weit aufreißt. Denn dass es ein Hecht gewesen sein soll, davon ging man in Zolling ziemlich schnell aus. Das würden die Bissspuren zeigen.
Michael Schubert vom Institut für Fischerei in Starnberg sieht die ganze Sache indes ein wenig anders. „Dass es ein Hecht war, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Fischexperte. Denn Hechte würden sich eher verziehen, wenn ihnen ein Mensch zu nahe kommt. Außerdem müssten die Verletzungen schlimmer sein – denn ein Hecht hat messerscharfe Fangzähne, die tiefe Wunden hinterlassen könnten. Die Frau vom Anglberger Weiher habe aber nur Abschürfungen gehabt. Schubert geht deshalb davon aus, dass der Angreifer ein ganz anderer Fisch war: ein Wels.
Die Wels-Männchen würden das Nest bewachen, erklärt Schubert. Wenn ein Mensch diesem Nest zu nahe kommt, dann würde es der große Fisch – Welse können mehr als zwei Meter lang werden – verteidigen. Trotz seiner Größe und seines furchteinflößenden Aussehens seien Welse aber weniger gefährlich als Hechte. Denn statt scharfer
Fangzähne haben sie sogenannte Hechelzähne, die eher klein und bürstenartig sind.
Abgesehen vom Wels und vom Hecht gebe es in den heimischen Baggerseen auch noch den Zander, der ebenfalls spitze Zähne hat und zubeißen kann, erklärt Fischexperte Schubert im Gespräch mit unserer Redaktion. Jedes Jahr im Sommer gebe es Meldungen, dass jemand von einem Fisch gebissen wurde, fährt er fort – und auffällig viele davon kämen aus der Freisinger Gegend.
Fisch-Angriffe sind zwar selten, kommen aber doch immer mal wieder vor. Ein paar Beispiele: Im Sommer 2015 hat ein Fisch an einem See im oberpfälzischen Pressath einem achtjährigen Mädchen in den Arm gebissen. Damals wurde ein Hecht als „Angreifer“identifiziert. Der Fisch habe das Mädchen offensichtlich mit einer Beute verwechselt, hieß es. 2016 wurde eine Schwimmerin in einem Badesee im niederbayerischen Kirchroth von einem Wels attackiert. Das riesige Tier hatte der Frau einige schmerzhafte, allerdings harmlose Verletzungen zugefügt.
Deutlich schlimmer erging es den Schwimmern am Lago Maggiore in der Schweiz. Vor einigen Jahren verletzte dort ein enorm großer Zander sechs Badegäste. Zwei von ihnen mussten mit zehn Zentimeter langen Bisswunden ins Krankenhaus gebracht werden.
Und längst sind es nicht nur Fische, vor denen sich so mancher Schwimmer fürchtet. Vor einigen Jahren blickte die ganze Welt auf das kleine, beschauliche Örtchen Irsee im Ostallgäu, wo eine gefährliche Schildkröte, die später Lotti getauft wurde, angeblich ihr Unwesen trieb. Damals wurde ein kleiner Junge beim Baden im Oggenrieder Weiher von irgendetwas ins Bein gebissen. Bald schon fiel der Verdacht auf eine Alligatorschildkröte, die dem Buben die Achillessehne durchtrennt habe. Gezeigt hat sich Lotti, über die in jenem Sommer so heftig diskutiert wurde, allerdings nie.