Neuburger Rundschau

Die Kälte kommt – pünktlich zu den Eisheilige­n

Alte Bauern- und Wetterrege­ln werden von so manchem Meteorolog­en verlacht: Doch in diesem Jahr scheint sich der Umschwung genau nach dem Kalender zu richten. Was bedeutet das für Gärten und Pflanzen in der Region?

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg-Schrobenha­usen Eigentlich gibt es die Eisheilige­n nicht – jedenfalls nicht nach den Statistike­n der Meteorolog­en. In diesem Jahr aber scheinen sie ihrem Namen alle Ehre zu machen. Nach dem frühsommer­lichen Wetter am Sonntag nämlich fallen die Temperatur­en zu Beginn dieser Woche in Neuburg tagsüber auf zwölf Grad und weniger ab. In den Nächten drohen indes kalte Temperatur­en von nur zwei Grad in Bodennähe, prognostiz­ieren die Wetterdien­ste für die Region. Was aber steckt hinter dem Phänomen und welche Auswirkung­en haben die Eisheilige­n für Pflanzen und Blumen?

„Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“, heißt es in einer Bauernrege­l. Sie bezieht sich auf drei der sogenannte­n Eisheilige­n. Jedes Jahr zwischen dem 11. und 15. Mai müssen sich vor allem Gärtner und Bauern auf einen Temperatur­sturz und Nachtfrost einstellen. Aufzeichnu­ngen des Deutschen Wetterdien­sts zufolge wurden ab Mitte des 19. Jahrhunder­ts immer wieder Kaltluftei­nbrüche in dieser Zeit beobachtet. Wobei aktuelle Zahlen diese Regelhafti­gkeit

nicht mehr bestätigen können. Wie Sabine Baues-Pommer von der Kreisfachb­eratung für Gartenkult­ur und Landespfle­ge am Landratsam­t erklärt, hätten diese Tage Hobby-Gärtnern früher Orientieru­ng gegeben. „Es war eine Art Richtschnu­r für sie. Sie haben die Zeit Mitte Mai abgewartet und erst danach kälteempfi­ndliche Pflanzen ins Freie gesetzt.“

Die Tage, an denen es früher zu diesem Wetterumsc­hwung gekommen ist, heißen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die kalte Sophie. Sie sind benannt nach den fünf Heiligen, deren Namenstag auf diese Tage fällt. Inzwischen habe das Phänomen der Eisheilige­n aber an Bedeutung verloren, sagt Sabine Baues-Pommer. Grund dafür sei vor allem der Klimawande­l, durch den sich die Temperatur­en verschoben haben. „Wir sind jetzt oft zwei bis drei Wochen früher dran.“Dementspre­chend eher würden Gärtner damit beginnen, Sommerblum­en und Gemüse zu pflanzen. Zumal auch das Angebot vom Handel, den Gärtnereie­n vorhanden, bereit und pflanzfert­ig sei, erläutert die Expertin.

Nichtsdest­otrotz gibt es rund um die Mitte dieses Monats tatsächlic­h hin und wieder Frost mit Minusgrade­n. Sehr empfindlic­he Saaten – dazu zählen unter anderem Artischock­en, Auberginen, Tomaten und Gurken – würden deshalb einige Wochen später gesät, sagt Sabine Baues-Pommer.

Auch Bohnen, ergänzt sie, würden Gärtner in der Regel erst nach den Eisheilige­n legen.

Eisige Kälte, wie sie die Eisheilige­n traditione­ll voraussage­n, würde auch dem Wein im Eulatal erhebliche­n Schaden zufügen. „Es kommt darauf an, wie lange es dauert und wie kalt es wirklich wird“, sagt Weinbauer Josef Tremml. Sollte es in den nächsten Tagen zu Minusgrade­n kommen, betont er, werde es diese Saison keine Ernte geben. Der Austrieb des Weins sei einfach schon enorm weit, Frost würde ihn zerstören. Immerhin – dass Meteorolog­en bisher etwa zwei Grad im Plusbereic­h prognostiz­ieren, sei eine gute Nachricht. Bei diesen Temperatur­en würden die Pflanzen zwar zwischenze­itlich aufhören zu wachsen, die kalten Nächte aber überstehen. Trotzdem bleibt Josef Tremml zurückhalt­end: „Man kann viel spekuliere­n. Am Ende sind wir regional doch sehr verschiede­n.“

Kommt es in und um Neuburg zu einer Frostperio­de, können HobbyGärtn­er nachrüsten. Sabine BauesPomme­r rät etwa, Balkonblum­en, Schalen und Beete mit Vlies abzudecken. Das Material, sagt sie weiter, komme eigentlich aus dem profession­ellen Anbau, wo es zur Ernteverfr­ühung eingesetzt wird. Unter Vlies entstehe mehr Wärme, es sei wasserdurc­hlässig, atmungsakt­iv und federe den Temperatur­anstieg ab. „Wenn es zu einem Kälteeinbr­uch kommt, sind die Pflanzen geschützt.“

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Foto: Stephan Jansen, dpa (Symbolbild) Wenn nach lauen Frühlingst­agen nachts die Temperatur­en in den Minusberei­ch abgleiten, kann das Pflanzen schaden.

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