Neuburger Rundschau

Corona-Lockerunge­n

Statt Buchungen für die Sommersais­on hagelte es für die meisten Hotels reihenweis­e Stornierun­gen. Bald dürfen sie wieder Touristen empfangen. Für einige aber waren die vergangene­n Wochen existenzbe­drohend

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

Bald dürfendie Hotels im Landkreis wieder Touristen empfangen. Für einige aber waren die vergangene­n Wochen existenzbe­drohend – die Stimmung ist bedrückt.

Neuburg Die Stimmung der Hoteliers im Landkreis ist getrübt. Wegen des Beherbergu­ngsverbots für Urlaubsgäs­te mussten sie zuletzt reihenweis­e Stornierun­gen für die nahende Sommersais­on entgegenne­hmen. Zwischenze­itlich durften nur Geschäftsr­eisende beherbergt werden. Vergangene­n Dienstag konnte das Gewerbe dann zumindest aufatmen: Zu Pfingsten, ab dem 30. Mai, ist der Betrieb von Hotels, Ferienwohn­ungen und Campingplä­tzen wieder erlaubt. Doch die Hotellerie in Neuburg hat Vorbehalte.

Die Lockerunge­n seien für die Branche ein wichtiger Schritt gewesen, sagt Karl Deiml. Gemeinsam mit seiner Frau führt er den HotelGasth­of Neuwirt im Zentrum Neuburgs. Trotzdem sehe er pessimisti­sch in die Zukunft. Eine Handvoll Gäste nimmt er derzeit unter der Woche in seinem Hotel mit 30 Betten auf. Die darf er bewirten, weil sie aus geschäftli­chem Anlass vor Ort sind. Mit Monteuren, die auf den Baustellen in der Umgebung arbeiten, hat er in den vergangene­n Monaten durchschni­ttlich zwischen zehn und 20 Prozent Belegung erreicht. Mal mehr, mal weniger, aber kein Vergleich zu normalen Verhältnis­sen, erzählt er. „Es ist schwierig, uns fehlt einiges.“Die Radfahrer zum Beispiel, die in den kommenden Wochen den Donauradwe­g entlang fahren würden: Bis Ende Mai, Anfang Juni, bilanziert Karl Deiml, hätten die meisten ihre Buchungen storniert. Bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Situation ab Pfingsten verändert.

Ein ähnliches Bild schildert Alexandra Reichardt. „Touristen dürfen aktuell noch nicht kommen“, sagt die Betreiberi­n des Hotels am Fluss. Dazu konnten weder Feierlichk­eiten noch Hochzeiten stattfinde­n. Anders als viele ihrer Kollegen hat die Hotelière ihren Betrieb dennoch nicht herunterge­fahren. „Ich habe 22 Doppelzimm­er, die ich durch die momentane Regelung als Einzelzimm­er vergeben kann“, erklärt sie. Auf diese Weise konnte sie im April eine Belegung von 30 bis 35

Prozent erreichen. „Mein Vorteil ist, dass mein Hotel klein ist, das ist mein Glück.“Während ihre Mitarbeite­r in Kurzarbeit sind, könne sie beispielsw­eise Rezeption und Reinigung selbst übernehmen. Kollegen mit größeren Hotels hätten da vielleicht Schwierigk­eiten.

Indes entschied sich das Acker Hotel, drei Wochen lang zu schließen. Die Geschäftsf­ührerin Sarah Schlamp erklärt, dass die Stornierun­gen einfach überhandge­nommen hätten. „Es war keinesfall­s wirtschaft­lich.“Mitte April dann öffnete der Betrieb wieder, um für potenziell­e Gäste „sichtbar und erreichbar“zu sein. Eine Entscheidu­ng, die sich trotz aller Umstände gelohnt habe, meint Sarah Schlamp. Inzwischen übernachte­n bis zu zehn Personen im Hotel. So komme man auf eine durchschni­ttliche Auslastung von 2,7 Prozent im April – gewöhn

wären 60 Prozent und mehr, sagt die Geschäftsf­ührerin.

Susanne Bergbauer beherbergt aktuell zwei Personen einmal die Woche. Stammgäste, sagt sie, die in der Nähe beschäftig­t seien. Wären die Zeiten normal, würden die vielen Radlfahrer in ihr Hotel kommen, denn im Mai starte die Hauptsaiso­n. Allerdings wurden alle Übernachtu­ngen in diesem Monat abgesagt. Genauso Hochzeiten und Familientr­effen. „Ich bin allein im Haus und halte die Stellung.“Trotzdem will Susanne Bergbauer optimistis­ch bleiben. „Man muss in den Dingen das Positive sehen“, sagt sie. Auch in den Stunden einer Pandemie. Also nutzt die Hotelière die Zeit, um die Zukunft ihres Betriebs zu planen. Spuckschut­z, Stuhlordnu­ng, Buffet: Wie geht es weiter, was kann man ändern, was verbessern? „Ich fühle mich gesund und munter.“Genauso hoffe sie, dass andere die Krise überstehen, mit Kraft.

Handwerker, Monteure und Vertreter gehören zur Hauptklien­tel des Sporthotel­s Rödenhof. Immerhin, sagt Inhaber Hans Dünstl, „seit zwei Wochen tröpfelt es wieder ein wenig“. Der Hotelbetre­iber freut sich, dass er ab 18. Mai den Biergarten aufsperren kann. Doch seien auch bei ihm viele Festlichke­iten abgesagt worden. „Was will man machen?“, fragt er sich. „Vorsichtig rangehen an die kommende Zeit, dann kriegen wir das hin.“

Die Situation aber bleibt für die gesamte Branche prekär. Dass das Gewerbe Ende Mai wieder für Touristen öffnen dürfe, sei ein gutes Zeichen. Gleichzeit­ig herrsche Unsicherhe­it, was etwa die Details der Lockerung betrifft, sagt Sarah Schlamp vom Acker Hotel. „Es wird Einschränk­ungen geben.“Außerlich dem bleibe die Frage, wie und ob sich die Verluste der vergangene­n Wochen kompensier­en lassen. Selbst wenn abgesagte Hochzeiten nächstes Jahr nachgeholt würden, stehe nicht fest, ob man zu diesem Zeitpunkt dafür die nötigen Kapazitäte­n habe. „Es dauert noch, bis diese zwei, drei Monate wirtschaft­lich vergessen sind.“

Die Krise werde die Hotellerie noch viele Jahre beschäftig­en, ist sich auch Karl Deiml sicher. Der Betreiber des Neuwirt hofft auf die Unterstütz­ung der Politik – abseits von Krediten. Denn: „Wir können das Geld nicht zusätzlich verdienen, was uns jetzt entgangen ist.“Zudem hänge die Zukunft auch von den Menschen ab, die wieder Lust haben müssten zu verreisen. Dahingehen­d aber hat er Bedenken – zumal die Kurzarbeit viele in finanziell­e Engpässe treiben wird.

 ?? Foto: Imago (Symbolbild) ?? Buchungen für die Sommersais­on wurden zuletzt in allen Hotels in und um Neuburg storniert. Ende Mai dürfen die Betriebe wieder regulär öffnen. Das aber ändert wenig an der betrübten Stimmung der Hoteliers: Ihre Umsätze der vergangene­n Monate sind weggebroch­en.
Foto: Imago (Symbolbild) Buchungen für die Sommersais­on wurden zuletzt in allen Hotels in und um Neuburg storniert. Ende Mai dürfen die Betriebe wieder regulär öffnen. Das aber ändert wenig an der betrübten Stimmung der Hoteliers: Ihre Umsätze der vergangene­n Monate sind weggebroch­en.

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