Wollten Prinzen putschen?
Aufruhr in saudischer Königsfamilie
Riad In Saudi-Arabien sind offenbar gleich mehrere hochrangige Mitglieder der Königsfamilie festgenommen worden. Ihnen werde eine Verschwörung gegen den König vorgeworfen, berichten das Wall Street Journal und die New York Times. Unter den Verhafteten seien der Bruder und der Neffe des 84 Jahre alten Königs Salman. Ihnen drohten demnach nicht nur lange Haftstrafen, sondern möglicherweise auch die Todesstrafe. Der Bruder des Königs, Prinz Ahmed bin Abdulasis al-Saud, 78, und Prinz Mohammed bin Naif bin Abdulasis al-Saud, 60, waren beide in der Vergangenheit unter anderem Innenminister und galten zeitweise als potenzielle Thronfolger.
Weder das saudische Königshaus noch saudische Medien berichteten über die Verhaftungen. Die New York Times sprach von einer „neuen Episode in der saudischen Palast-Intrige“.
Bereits in der Vergangenheit war der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman gegen führende Mitglieder der Königsfamilie vorgegangen. Im Herbst 2017 ließ er mehr als 200 führende Persönlichkeiten des Landes im Luxushotel Ritz Carlton festsetzen. Unter anderem wurde ihnen Korruption vorgeworfen. Erst nach Zusagen von Geldzahlungen wurden die Menschen, unter denen sich ebenfalls einige Mitglieder der Königsfamilie befunden hatten, freigelassen. Nach offiziellen Angaben hatten die Ausgleichszahlungen dem Königreich Einnahmen von mehr als 85 Milliarden Euro eingebracht. Beobachter sahen in dem Vorgehen den Versuch des damals noch neuen Kronprinzen, seine Macht zu festigen. Professor Juan Cole von der Universität von Michigan sieht auch in den aktuellen Verhaftungen einen Versuch des 34 Jahre alten Kronprinzen, die Macht im Palast zu sichern. Er setze sein Vorgehen gegen potenzielle Rivalen fort.