Sie ist die gute Seele Neuburgs
Generaloberin Schwester Maria Goretti wird heute 80. Für ihren Einsatz für Kinder und Kranke erhält sie das Bundesverdienstkreuz – und doch sind ihr andere Dinge viel wichtiger
Neuburg Gott nachfolgen und das eigene Leben ganz in seinen Dienst stellen – dieser Weg ist für jeden Menschen, der gläubig ist, Heimat und Herausforderung zugleich. Es sind nur wenige Menschen, die sich diesen Weg zutrauen. Schwester Maria Goretti ist so ein Mensch. Mit 18 Jahren – sie machte gerade eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester – entschied sie sich, ins Kloster Sankt Elisabeth einzutreten. „Das Leben im Kloster war in unserer Familie von Beginn an präsent“, erzählt Schwester Maria Goretti lächelnd. „Unsere Tante Evangelista war Klosterschwester und Krankenschwester in Neuburg. Wir haben sie oft und gerne in Sankt Elisabeth besucht.“
Als Sofia Walburga Böck ist die heutige Generaloberin am 18. Februar 1940 in Donauwörth geboren und in Asbach-Bäumenheim aufgewachsen. „Wir hatten eine schöne Kindheit“, erinnert sich Schwester Maria Goretti. An den Krieg sei lediglich die Erinnerung einer Bombardierung präsent. „Unsere Eltern haben uns religiös erzogen, am Sonntag sind wir gemeinsam in die Kirche gegangen. Wir haben ein gutes, bescheidenes Leben geführt.“Nach der Berufsschule habe ihr die Großmutter empfohlen, nach Neuburg zur Stationshilfe zu gehen.
Während des Praktikums habe sie entschieden, eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in Neuburg zu beginnen. „In dieser Zeit spielte ich manchmal mit dem Gedanken, auch ins Kloster zu gehen. Am 19. März 1958 wusste ich: Das ist mein Weg – und trat in den Orden ein.“Die klösterlichen Rituale erscheinen wohl für die meisten jungen Menschen streng. Schwester Maria Goretti hat dies allerdings nie so empfunden: „Im Postulat und Noviziat sind wir Schritt für Schritt an das Klosterleben herangeführt worden. Wir haben vor allem viel gesungen und viel Zeit in der Gruppe der Klosteranwärterinnen verbracht – das war sehr schön.“
Ihre Einkleidung habe die Schwester als großes Fest erlebt. Gemeinsam mit den Familien der Kandidatinnen gab es ein großes Fest. Da erhielt Maria Goretti auch ihren Namen. „Heute kann man selbst drei Namen vorschlagen, die für einen selbst besondere Bedeutung haben. Damals erhielt man einen Namen.“
Neben dem Ordensleben hat die geborene Böck auch einen ganz normalen Beruf ausgeübt. Nach der Ausbildung zur Kinderkrankenpflegeschwester, begann sie 1961 als examinierte Kraft in der Neuburger Kinderklinik. „Diese Institution hatte schon in den 60er Jahren einen hervorragenden Ruf; wir haben uns schon um Frühchen gekümmert.“Neun Jahre lang hatte sie die Stationsleitung auf der Säuglingsstation, der Station 13, inne. Danach ließ sie sich zur Lehrerin für Krankenpflege weiterbilden. Sie unterrichtete in drei Klassen und war unter anderem für die Examensvorbereitung verantwortlich.
Ein besonderes Jahr für Schwester Maria Goretti war 2002. „Im September dieses Jahres wurde ich aus der Schule verabschiedet – und zur Generaloberin für unser Kloster in Neuburg gewählt. In diesem Amt bin ich für das gesamte Kloster zuständig gewesen – und für die gesamte Klinik Sankt Elisabeth“, erinnert sich die Schwester. In dieser Zeit habe sie die Erfahrungen, die sie bis dahin gesammelt hatte, gut einbringen können. Sie sei immer bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen.“
Und das tat sie mit solcher Hingabe, dass sie 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt. „Ich weiß schon, dass das damals ziemlich Wellen geschlagen hat“, lächelt Schwester Maria Goretti bescheiden. „Aber für mich zählen vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die wir als Gläubige oder als Pflegende auf ihrem Weg begleiten dürfen.“Deshalb wolle sie neben der Arbeit als Kinderkrankenschwester, als Unterrichtende und als Generaloberin die großen Jubiläen in der Gemeinschaft der Elisabethinerinnen nicht missen: „Wir stehen in regem Austausch mit anderen Klöstern der Heiligen Elisabeth in ganz Europa und sogar in Kanada. In Graz, in Teschen (Polen), in Klagenfurt, in Wien, in Aachen oder in Straubing: Die Heilige Elisabeth verbindet uns.“
Dabei erinnert sie sich besonders gerne an den 175. Jahrestag des Wirkens in der Krankenpflege für Neuburg, den die Gemeinschaft im Jahr 2015 feiern durfte. „Sehr gefreut hat mich, dass die damalige Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, die Laudatio gehalten hat.“
Besondere Bedeutung hat für Schwester Maria Goretti der Psalm 119, Vers 105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, erklärt die Generaloberin. „Danach möchte ich mich mein Leben lang richten.“Viele Wegbegleiter und Freunde des Klosters und der Klinik Sankt Elisabeth werden sich mit Schwester Maria Goretti über ihren 80. Geburtstag freuen. Von den 177 Jahren, in denen sich die Elisabethinerinnen der Gesundheitsfürsorge in Neuburg widmeten, ist Schwester Maria Goretti mit 58 Jahren im Dienst am Menschen fast ein Drittel dieser Zeit aktiv gewesen.