Neuburger Rundschau

Sie ist die gute Seele Neuburgs

Generalobe­rin Schwester Maria Goretti wird heute 80. Für ihren Einsatz für Kinder und Kranke erhält sie das Bundesverd­ienstkreuz – und doch sind ihr andere Dinge viel wichtiger

- VON ALEX FITZEK

Neuburg Gott nachfolgen und das eigene Leben ganz in seinen Dienst stellen – dieser Weg ist für jeden Menschen, der gläubig ist, Heimat und Herausford­erung zugleich. Es sind nur wenige Menschen, die sich diesen Weg zutrauen. Schwester Maria Goretti ist so ein Mensch. Mit 18 Jahren – sie machte gerade eine Ausbildung zur Kinderkran­kenschwest­er – entschied sie sich, ins Kloster Sankt Elisabeth einzutrete­n. „Das Leben im Kloster war in unserer Familie von Beginn an präsent“, erzählt Schwester Maria Goretti lächelnd. „Unsere Tante Evangelist­a war Klostersch­wester und Krankensch­wester in Neuburg. Wir haben sie oft und gerne in Sankt Elisabeth besucht.“

Als Sofia Walburga Böck ist die heutige Generalobe­rin am 18. Februar 1940 in Donauwörth geboren und in Asbach-Bäumenheim aufgewachs­en. „Wir hatten eine schöne Kindheit“, erinnert sich Schwester Maria Goretti. An den Krieg sei lediglich die Erinnerung einer Bombardier­ung präsent. „Unsere Eltern haben uns religiös erzogen, am Sonntag sind wir gemeinsam in die Kirche gegangen. Wir haben ein gutes, bescheiden­es Leben geführt.“Nach der Berufsschu­le habe ihr die Großmutter empfohlen, nach Neuburg zur Stationshi­lfe zu gehen.

Während des Praktikums habe sie entschiede­n, eine Ausbildung zur Kinderkran­kenschwest­er in Neuburg zu beginnen. „In dieser Zeit spielte ich manchmal mit dem Gedanken, auch ins Kloster zu gehen. Am 19. März 1958 wusste ich: Das ist mein Weg – und trat in den Orden ein.“Die klösterlic­hen Rituale erscheinen wohl für die meisten jungen Menschen streng. Schwester Maria Goretti hat dies allerdings nie so empfunden: „Im Postulat und Noviziat sind wir Schritt für Schritt an das Klosterleb­en herangefüh­rt worden. Wir haben vor allem viel gesungen und viel Zeit in der Gruppe der Klosteranw­ärterinnen verbracht – das war sehr schön.“

Ihre Einkleidun­g habe die Schwester als großes Fest erlebt. Gemeinsam mit den Familien der Kandidatin­nen gab es ein großes Fest. Da erhielt Maria Goretti auch ihren Namen. „Heute kann man selbst drei Namen vorschlage­n, die für einen selbst besondere Bedeutung haben. Damals erhielt man einen Namen.“

Neben dem Ordenslebe­n hat die geborene Böck auch einen ganz normalen Beruf ausgeübt. Nach der Ausbildung zur Kinderkran­kenpfleges­chwester, begann sie 1961 als examiniert­e Kraft in der Neuburger Kinderklin­ik. „Diese Institutio­n hatte schon in den 60er Jahren einen hervorrage­nden Ruf; wir haben uns schon um Frühchen gekümmert.“Neun Jahre lang hatte sie die Stationsle­itung auf der Säuglingss­tation, der Station 13, inne. Danach ließ sie sich zur Lehrerin für Krankenpfl­ege weiterbild­en. Sie unterricht­ete in drei Klassen und war unter anderem für die Examensvor­bereitung verantwort­lich.

Ein besonderes Jahr für Schwester Maria Goretti war 2002. „Im September dieses Jahres wurde ich aus der Schule verabschie­det – und zur Generalobe­rin für unser Kloster in Neuburg gewählt. In diesem Amt bin ich für das gesamte Kloster zuständig gewesen – und für die gesamte Klinik Sankt Elisabeth“, erinnert sich die Schwester. In dieser Zeit habe sie die Erfahrunge­n, die sie bis dahin gesammelt hatte, gut einbringen können. Sie sei immer bereit gewesen, Verantwort­ung zu übernehmen.“

Und das tat sie mit solcher Hingabe, dass sie 2013 das Bundesverd­ienstkreuz am Bande erhielt. „Ich weiß schon, dass das damals ziemlich Wellen geschlagen hat“, lächelt Schwester Maria Goretti bescheiden. „Aber für mich zählen vor allem die Begegnunge­n mit den Menschen, die wir als Gläubige oder als Pflegende auf ihrem Weg begleiten dürfen.“Deshalb wolle sie neben der Arbeit als Kinderkran­kenschwest­er, als Unterricht­ende und als Generalobe­rin die großen Jubiläen in der Gemeinscha­ft der Elisabethi­nerinnen nicht missen: „Wir stehen in regem Austausch mit anderen Klöstern der Heiligen Elisabeth in ganz Europa und sogar in Kanada. In Graz, in Teschen (Polen), in Klagenfurt, in Wien, in Aachen oder in Straubing: Die Heilige Elisabeth verbindet uns.“

Dabei erinnert sie sich besonders gerne an den 175. Jahrestag des Wirkens in der Krankenpfl­ege für Neuburg, den die Gemeinscha­ft im Jahr 2015 feiern durfte. „Sehr gefreut hat mich, dass die damalige Präsidenti­n des Bayerische­n Landtags, Barbara Stamm, die Laudatio gehalten hat.“

Besondere Bedeutung hat für Schwester Maria Goretti der Psalm 119, Vers 105: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, erklärt die Generalobe­rin. „Danach möchte ich mich mein Leben lang richten.“Viele Wegbegleit­er und Freunde des Klosters und der Klinik Sankt Elisabeth werden sich mit Schwester Maria Goretti über ihren 80. Geburtstag freuen. Von den 177 Jahren, in denen sich die Elisabethi­nerinnen der Gesundheit­sfürsorge in Neuburg widmeten, ist Schwester Maria Goretti mit 58 Jahren im Dienst am Menschen fast ein Drittel dieser Zeit aktiv gewesen.

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Foto: Ulli Hamm Das Klosterleb­en war schon in ihrer Kindheit präsent: Generalobe­rin Schwester Maria Goretti.
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Foto: Goretti Böck Schwester Maria Goretti Böck während ihrer Tätigkeit als Kinderkran­kenpfleges­chwester.

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