So wirbelt Corona den Sport durcheinander
Liebe Leser, bitte erschrecken Sie jetzt nicht, Sie haben sich nicht verblättert. Das ist Ihr geliebter Sportteil. Trotzdem muss es sein, dass wir an dieser Stelle einen Blick auf die Homepage des Bundesgesundheitsministeriums werfen. Dort stand gestern zu lesen, dass es in Deutschland momentan 13 gemeldete Fälle von Menschen gibt, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das ist schlimm für die Betroffenen – mit Blick auf die Gesamtbevölkerung aber prozentual sogar noch unter dem, was die FDP in Thüringen erreicht hat. Die beiden Fälle verbindet, dass sie trotz statistischer Belanglosigkeit größtes Tohuwabohu ausgelöst haben.
Während Politiker die Leibesertüchtigung aber meist links liegen lassen, hat das Coronavirus die Sportwelt ordentlich durcheinandergewirbelt. In China, dem Ursprungsland des Krankheitserregers, ist es Staatsräson, dem Sport alleroberste Priorität einzuräumen. Das autoritäre Regime pumpt viel Geld in die Ausrichtung von Großereignissen aller Art. In nahezu allen Sportarten sind chinesische Athleten Weltspitze. Das führt zu Situationen, in denen irrationales Verhalten plötzlich eine ernsthafte Option ist.
Beispiel: In Deutschland finden Anfang März die German Open im Badminton statt. Rund 40 chinesische Spieler plus Betreuer werden erwartet. Auf vielfache Nachfrage sah sich der Weltverband nun gezwungen, darauf hinzuweisen, dass bis auf weiteres alle üblichen Konventionen und Etiketten wie Seitenwahl mit Münzwurf, Händeschütteln und Siegerehrungen beibehalten werden sollen. Oder: Beim Eisschnelllauf-Weltcup am Wochenende
im kanadischen Calgary müssen sich alle Teilnehmer einer Kontrolle unterziehen. Wer eine Körpertemperatur von über 38 Grad hat, wird genauer unter die Lupe genommen. Ohne bestandenen Gesundheitstest gibts keine Akkreditierungen. Oder: Das Formel-1-Rennen im chinesischen Schanghai, das Mitte April gefahren werden soll, könnte ans Jahresende verschoben werden. Der Skiweltcup in Yanqing – abgesagt. Die HallenWM der Leichtathleten in Nanjing – um ein Jahr verschoben.
China aber scheint nun einen Weg gefunden zu haben, dem ganzen Schlamassel doch noch etwas Positives abzugewinnen. Die chinesische Anti-Doping-Agentur ließ wissen, dass sie jetzt, knapp ein halbes Jahr vor den Sommerspielen in Tokio, die Kontrollen aussetzen werde. Priorität habe die öffentliche Gesundheit. Wie praktisch. Und vielleicht stellt sich irgendwann sogar heraus, dass nichts besser gegen das Virus hilft als eine ordentliche Anabolika-Kur.