Das Ende des Bierdimpfls
Mit unserer durchoptimierten neuen Welt kommt mancher Typ Mensch so gut zurecht wie die Dinosaurier nach der Kreidezeit. Gerade in Bayern hatten ja lange auch gesellschaftliche Außenseiter immer ein wohl geduldetes Auskommen. Einer von ihnen ist der sogenannte Bierdimpfl. Edmund Stoiber hat Gerhard Schröder („Hol mir ma ’ne Flasche Bier“) mal einen solchen genannt, als der eine noch Ministerpräsident war und der andere noch Bundeskanzler. Schröder wusste wahrscheinlich gar nicht, was ein Bierdimpfl ist.
Kein Wunder. Im Duden steht nix über ihn und im Wahrig auch nicht. Nur im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache findet sich die Definition: Beim Bierdimpfl handelt es sich um einen „gewohnheitsmäßigen Biertrinker“.
Und ja, man muss ihn nicht mögen, kann ihn moralisch und gesundheitspolitisch verurteilen. Aber der Bierdimpfl war unbestritten ein Stück bayerische Wirtshauskultur. Jetzt ist er vom Aussterben bedroht wie der Wampenträger. Und nicht, weil eine Leberzirrhose ihm ein würdiges Ende bereitet hätte, sondern schlichtweg, weil er nicht mehr trinkt.
Jawoll! Der Bayer als solcher wendet sich vom Gerstensaft ab, die Braubranche meldet trotz Klimawandels sinkende Absatzzahlen. Der Bayer und das bayerische Bier – da heißt es nicht mehr: Des samma mia!, wie ein Haindling-Hit verspricht. Nein. Das ist eine verblühte Liebe. Ruhe in Frieden, Bierdimpfl!
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