Achtung, Virus-Kopfkino
Es kann ein Geschenk sein. In der Wirklichkeit draußen meldet sich der alte Papst zu Wort, gegen seinen Nachfolger und dessen Überlegungen zur Lockerung des Zölibats – und drinnen, im Kino, „Die zwei Päpste“, ein Film, der deren grundsätzliche Haltungsverschiedenheit ausleuchtet. Kino als Hintergrund zum Zeitgeschehen.
Aber viel häufiger ist es ein Fluch. Denn zu allem, was die Wirklichkeit an auch nur möglichen Katastrophen anzubieten hat, gibt es längst die passenden und meist maximalmächtigen Schreckensbilder in unseren Köpfen. Aktuelles Beispiel: Coronavirus. Die Filme über die Gefahren von sich ausbreitenden, tödlichen Infektionen sind Legion – die blühende ZombieHorror-Sparte noch gar nicht mit eingerechnet. Am nächsten dran ist der ziemlich starke „Contagion“von Steven Soderbergh aus dem Jahr 2011 mit sensationell breiter StarBesetzung. Nicht von ungefähr, denn Blaupause ist hier die SarsPandemie 2002/03 – ein doppeltes Déjà-vu, durchs Kino kommt die Geschichte zurück zu sich selbst.
Und dann, noch viel breiter verankert im Bildgedächtnis: Zum einen Wolfgang Petersens „Outbreak“mit Dustin Hoffmann und jeder Menge anderer Stars über „Lautlose Killer“, die (siehe Ebola) in einem Dorf in Zaire auftreten und die ganze Welt bedrohen können; und zum anderen Terry Gilliams „12 Monkeys“mit Bruce Willis und Brad Pitt, bei dem ein Virus die Menschheit von der Erdoberfläche getilgt hat und jene sich aus dem Untergrund im Jahr 2035, zurückreisend durch die Zeit, auf die Suche nach dem Auslöser macht.
Es ist alles in unseren Köpfen: Ein satanischer Wissenschaftler oder zufällig ein Tier als Auslöser; die Vernichtung der Menschheit oder die Rettung in letzter Minute durch engagierte Menschen… Promi-Erfolgskino mit Urängsten. Aber zum Glück gibt es da ja auch noch das ganz andere: Journalismus.