Neuburger Rundschau

Desaster in Dresden

Immer mehr Kritik am Semperoper­nball

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Dresden Eine skandalöse Ehrung, brüskierte Partner, Absagen Prominente­r: Der Dresdner Semperoper­nball ist in aller Munde – aber anders als gedacht. Die Macher, ein privater Verein um den Kulturmana­ger Hans-Joachim Frey, bemühen sich seit Tagen um Schadensbe­grenzung. Die Preisverle­ihung im Vorfeld an Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der gegen Kritiker und Opposition­elle hart vorgeht, überschatt­et die Veranstalt­ung am Freitag. Nun zieht Frey die Notbremse.

Mit der Übergabe des St.-Georgs-Ordens vor anderthalb Wochen in Kairo hat Frey den Bogen überspannt, Partner und Akteure der Ballnacht in die Bredouille gebracht und das Event zum Politikum gemacht. Noch nach der Rückkehr vom Nil hat Frey die Auszeichnu­ng verteidigt, der Verein habe damit „Kulturbrüc­ken bauen“wollen. Kurz vor dem Event aber musste er sich dem anhaltende­n Druck dann doch beugen: Al-Sisi wird der Orden wieder aberkannt. Es war nicht der erste Eklat. Auch 2009 hatte Frey mit der Auswahl des russischen Präsidente­n Wladimir Putin für Misstöne gesorgt.

Nun also geht es um Al-Sisi. Und der öffentlich­e Druck wurde in den vergangene­n Tagen immer größer. Der Semperoper-Intendant erklärte seine ausdrückli­che Missbillig­ung und betonte, dass das Haus „als führende Kulturinst­itution stets Stellung für Frieden, Toleranz und Menschenre­chte bezieht“. Der Oberbürger­meister prüfte kritisch seine Ballteilna­hme, auch Medienpart­ner distanzier­ten sich, Moderator und Schlagersä­nger Roland Kaiser gar „mit allergrößt­em Nachdruck“. Die Vergabe des Ballordens an Al-Sisi „widerspric­ht allem, wofür ich als Künstler und als Mensch stehe“, schrieb er auf Facebook. Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers zeigte sich wie Kaiser „irritiert“und löste ihren Vertrag als Co-Moderatori­n; auch Stadt, Oper und MDR kündigten Konsequenz­en an. Auch Mareile Höppner, die aus dem Hut gezauberte neue Dame für den Abend an der Seite von Kaiser, machte einen Rückzieher, weil sie nach eigenen Angaben angefeinde­t und bedroht wurde. Inzwischen hat auch Model Eva Padberg abgesagt. „Ich habe mich als Botschafte­rin für Unicef sehr auf den Semperoper­nball gefreut“, schrieb sie auf Instagram.

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