Neuburger Rundschau

Gasturbine: Rechtsstre­it beendet

2009 begann die Geschichte um die störenden Pfeifgeräu­sche einer Gasturbine in der Krautgasse. Jetzt findet sie ein Ende. Aber der Kläger muss die Prozesskos­ten übernehmen

- VON GLORIA GEISSLER

Neuburg Freunde werden sie in diesem Leben nicht mehr, Johann Rauscher und die Gasturbine auf dem Nachbargru­ndstück. Aber nach zehn Jahren Streit haben sie nun Frieden miteinande­r geschlosse­n. Rauscher hat die Klage beim Oberlandes­gericht München zurückgezo­gen. Die Stadt Neuburg hat zugestimmt.

Im September gab es zuletzt einen Ortstermin im Neuburger Gewerbegeb­iet St.-Andreas-Straße. Damals urteilte das Verwaltung­sgericht: Das Ehepaar Rauscher, das über seinem Betrieb wohnt, muss die Geräuschku­lisse, die von der benachbart­en Gasturbine der Stadtwerke ausgeht, hinnehmen. Eigentlich hätte es diesen Termin gar nicht mehr gebraucht, sagt Johann Rauscher. Denn schon seit einigen Monaten gehe keinerlei Geräuschbe­lästigung von der Gasturbine und dem Kraftwerk mehr aus: „Die Stadt hat ja in den vergangene­n zehn Jahren immer wieder nachbesser­n müssen. Jetzt scheint es, dass sie das Pfeifen und Brummen in den Griff bekommen haben.“Rauscher hätte zwar trotzdem noch gerne eine Messung gehabt, aber mit dem Urteil des Verwaltung­sgerichts kann er gut leben. Nur eines möchte er klarstelle­n. Die Richterin hatte beim VorOrt-Termin angedeutet, dass die Wohnung der Rauschers über dem Betrieb möglicherw­eise nicht rechtens ist. Doch dazu hat Rauscher in seinen Unterlagen gesucht und wurde fündig: „1993 hat die Stadt Neuburg die Wohnung auf der Südseite genehmigt.“

Zur Historie: Sage und schreibe 16 Mal hat die Neuburger Rundschau über den Streit wegen der Gasturbine berichtet. Im Mai 2009 hatten die Stadtwerke Neuburg sie in der Krautgasse in Betrieb genommen. Aus dem hohen Druck des Erdgases wird Strom erzeugt. Doch Anwohner fühlten sich gestört, die Familie

Rauscher klagte, obwohl Türen und Fenster gedämmt und die Turbine eingehaust wurde. Immer wieder wurde gemessen – und geklagt. TÜV-Prüfer, die den Schall 2010 prüfen wollen, werden von Johann Rauscher fortgejagt. Der Oberbürger­meister Bernhard Gmehling droht mit einer Anzeige. Doch Rauscher zeigt seinerseit­s Gmehling und den damaligen Stadtwerke­leiter Hans-Jürgen Hill an. Sie hätten ihm übel nachgerede­t.

2011 zieht Rauscher vor das Landgerich­t. Es wird wieder gemessen, Messungen abgebroche­n und Gutachter bemüht. 2015 einigen sich Kläger und Beklagte auf einen Vergleich, doch die Stadtwerke können die Frist für eine Umrüstung nicht einhalten. Der Vergleich wird aufgehoben. 2016 verliert die Stadt vor dem Landgerich­t. Von der Gasturbine dürfen künftig keine Geräusche mehr ausgehen, sonst droht der Stadt ein Ordnungsge­ld von bis zu 250.000 Euro, heißt es vonseiten des Landgerich­ts. Doch das nahm die Stadt nicht hin, sie ging in Berufung, woraufhin der Vor-Ort-Termin im September stattfand und Rauscher die Klage zurückzog.

„Das hätten wir einfacher haben können“, ist das abschließe­nde Urteil von Johann Rauscher. „Hätte die Stadt gleich eine vernünftig­e Einhausung gebaut, hätten wir uns das alles sparen können.“Auf rund 150.000 Euro schätzt der Neuburger die Prozesskos­ten, die er aufgrund des Rückzugs seiner Klage nun zu tragen hat. „Aber das nehme ich sportlich, schließlic­h habe ich eine Rechtsschu­tzversiche­rung.“In seinen Augen hat sich der lange Kampf gelohnt, die Turbine ist leise, er hört nichts mehr, kann wieder in Ruhe schlafen: „Mehr wollte ich nicht.“

Damit ist der letzte Satz des Verhandlun­gsmarathon­s gesprochen. Außer die Gasturbine fängt irgendwann wieder an zu pfeifen...

 ?? Foto: Gloria Geissler ?? Ein oft verwendete­s Bild in den vergangene­n Jahren: Johann Rauscher vor der Gasturbine auf seinem Nachbargru­ndstück. Erst verursacht­e sie Pfeifgeräu­sche, später ein Brummen. Seit ein paar Monaten ist Ruhe, wie Rauscher bestätigt.
Foto: Gloria Geissler Ein oft verwendete­s Bild in den vergangene­n Jahren: Johann Rauscher vor der Gasturbine auf seinem Nachbargru­ndstück. Erst verursacht­e sie Pfeifgeräu­sche, später ein Brummen. Seit ein paar Monaten ist Ruhe, wie Rauscher bestätigt.

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