Abgeschminkt
Warum die alternden Hardrocker von Kiss ans Aufhören denken
Dass sie als Hardrocker das Rentenalter überhaupt erleben, geschweige denn dann noch auf der Bühne stehen werden, daran haben Paul Stanley und Gene Simmons wohl kaum einen Gedanken verschwendet, als sie 1973 die Band „Kiss“gegründet haben. Viele Jahre kannte kaum jemand ihr wahres Gesicht, ihre geschminkten Visagen als „Starchild“oder „The Demon“dafür jedes Kind samt dem Discohit „I Was Made For Loving You“. Doch die Zeiten, in denen die auf die Siebzig zugehenden Kiss-Frontmänner sich mit Clownsschminke bemalen, gehen langsam zu Ende. So nennen die New Yorker ihre Livetour, die sie Ende Mai auch nach München führt, unsentimental „The End of the Road“. Und auch wenn „Starchild“Paul Stanley mit seinem schwarzen Sternenauge für immer jung erscheint, der 66-Jährige ist es nicht: „Wir können das nicht ewig machen, das ist körperlich unmöglich“, sagt er, vor allem mit Blick auf seinen drei Jahre älteren Kollegen Simmons: „Versuch mal, ein 50 Pfund schweres Kostüm anzulegen, damit rumzurennen und es einfach aussehen zu lassen.“Nun machen viele alternde Bands eine Masche daraus, mit einer „Abschiedstournee“Tickets für volle Hallen zu verkaufen und zwei Jahre später wieder in den Tourbus zu steigen. Für Kiss rächte sich das: Kurz nach ihrer „Farewell Tour“im Jahr 2000 verlor die Band im Streit ihre halbe Originalbesetzung. Dank der Schminkgesichter fiel das aber praktischerweise nicht wirklich vielen auf. So könnten sich Stanley und Simmons auch die Zukunft von Kiss vorstellen – mit Ersatz für sie beide: „Ich halte das für möglich“, sagt Sänger Stanley. „Wir sind da nicht anders als ein Fußballverein oder eine Armee.“