Friede, Freude und ein Videobeweis
Simon Schröttle vom FC Ehekirchen besucht mit seinem Bruder Niko die Halbfinals und das Endspiel in Russland. Über eine unerwartet komfortable Reise, Fans unter sich und die Erfüllung eines Wunsches
Rain/Moskau Hinter Simon Schröttle und seinem Bruder Niko liegen tausende Kilometer. Die beiden jungen Männer aus Rain waren für eine Woche in Russland und haben dort die beiden Halbfinalpartien und am Sonntagabend das Endspiel zwischen Frankreich und Kroatien verfolgt.
Vergangenen Montag sind sie nach St. Petersburg im Norden des Landes geflogen, saßen dort beim Spiel zwischen Frankreich und Belgien auf der Tribüne. Noch in der Nacht ging es mit dem Zug in die Hauptstadt Moskau, dort fand am Mittwoch das zweite Halbfinalspiel zwischen Kroatien und England statt. Und der Höhepunkt des Ausflugs der beiden Fußballbegeisterten war das Finale. Schröttle ist mittlerweile spielender Co-Trainer beim Bezirksligisten FC Ehekirchen, Niko spielt in der zweiten Mannschaft des TSV Rain.
„Bereits im Dezember haben wir uns um die Karten beworben“, erklärt Simon Schröttle. Über den Fußball-Weltverband Fifa mussten die Eintrittskarten zunächst angefragt werden, im Losverfahren verlief dann die Vergabe. Und die beiden Brüder hatten Glück und bekamen für alle drei Spiele eine Zusage. Bei einem besseren Auftreten der deutschen Mannschaft hätten sie also im Halbfinale die Truppe von Trainer Jogi Löw gesehen. Doch sie waren auch nicht traurig, dass sie die deutsche Mannschaft nicht bejubeln durften.
„Es wäre natürlich schön gewesen. Aber an sich war uns egal, wer da aufeinandertrifft“, sagt Simon Schröttle. Das Halbfinale zwischen Belgien und Frankreich war für ihn das fußballerisch beste der drei Spiele.
Direkt danach fuhr dann bereits der Zug ins zehn Stunden entfernte Moskau. „Wir hatten im Vorfeld schon Bedenken, wie komfortabel das denn werden würde. Aber wir wurden positiv überrascht“, sagt der 26-Jährige. In einem Schlafwaggon waren die beiden Brüder untergebracht, mit ihnen noch zwei weitere Männer. Die Züge wurden extra für die Fans bereitgestellt, die Karten für beide Halbfinalspiele hatten – als Ticketbesitzer war die Fahrt auch kostenlos.
Bis zum Finale am Sonntag waren die Brüder in Moskau, wo die Stimmung laut Simon Schröttle einfach super war. „Da laufen alle in Trikots rum, man kommt mit so vielen Leuten ins Gespräch, das ist echt klasse.“So waren Niko und Simon Schröttle im Finale von Libanesen und Israelis umgeben. „Plötzlich stehen die einen auf, gehen um uns herum und geben den anderen die Hand. ’Let’s make peace’, also lasst uns Frieden machen, haben sie gesagt.“Im Endspiel bekamen sie dann auch mal live im Stadion mit, wie denn der Videoschiedsrichter eingreift. Denn dem Elfmeter der Franzosen zum 2:1 ging ein strittiges Handspiel voraus. „In den beiden Halbfinals gab es ja keine Videoentscheidung. Deshalb haben wir im Finale wirklich darauf gehofft“, sagt Simon Schröttle.
Für die Brüder war es nicht das erste Mal, dass sie bei einer solchen Großveranstaltung dabei waren. 2006 war Simon bei der WM in Deutschland, vor vier Jahren dann in Brasilien.
Und vor zwei Jahren waren sie gemeinsam bei der Europameisterschaft in Frankreich. Und die Organisation in Russland war wirklich top, wie Simon Schröttle bestätigt. „Wir waren echt überrascht, alles war gut organisiert, alles verlief friedlich und es gab keine Ausschreitungen. Da kann man wirklich den Hut ziehen.“