Mit dem Rollstuhl in der Schule unterwegs
Menschen mit Handicap haben es nicht immer leicht. Besonders in Schulen werden Barrieren sichtbar. Ein Experiment hat Neuburger Grundschüler nun dafür sensibilisiert
Neuburg Inklusion – ein Thema, das in aller Munde ist. Doch wie fühlt es sich an, mit einer Behinderung zu leben? Wie lässt sich der (Schul-) Alltag damit gestalten? Das erfuhren die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Neuburg-Ost mit allen Sinnen. Lehrerin Birgit Hubbauer, die in der Inklusionsberatung tätig ist, hatte in Zusammenarbeit mit Monika Lutz und Michaela Sims von der Stiftung St. Johannes in Schweinspoint einen „Rolli-Parcours“zusammengestellt, der die Schüler weit über das Rollstuhlfahren hinaus mit speziellen Formen des Behindert-Seins konfrontierte. Ziel war es, zu erfahren, wie sich ein Leben ohne Seh-, ohne Hörfähigkeit anfühlt und wie es ist, auf den Rollstuhl angewiesen zu sein.
In verschiedenen Stationen konnten die Kinder ausprobieren, wie man sich mit Gebärdensprache verständigt oder die Braille-Schrift liest. Wie man – ohne zu sehen – ertastet, was sich in abgedeckten Kisten befindet, brauchte schon ein klein wenig Mut. Mit Simulationsbrillen versuchten die Kinder, beim Zielwerfen aufgestapelte Becher zu treffen und landeten meist nur Glückstreffer. „Schwarz vor Augen“war eine Erfahrung, bei der eine Schülerin reflektierte und erklärte: „Ich musste mich absolut auf meinen Partner verlassen, da ich mit der Augenbinde überhaupt nichts sah und mit dem Taststock meist nur gegen die Wand lief.“
Eine ähnliche Erfahrung, die sie ihren eigenen Gesundheitszustand wertschätzen ließ, machten die Kinder bei den Partnerübungen im Rolli-Parcours. Selbst einmal im Rollstuhl zu sitzen, bot ihnen die Möglichkeit, sich in die Lage eines Rollstuhlfahrers hineinzuversetzen. Die Schwierigkeiten, Unebenheiten zu überwinden und über kleine Stege zu fahren, zeigten jedem Einzelnen, wie unangenehm es ist, mit dem Rollstuhl hängen zu bleiben, nicht weiterzukommen und wie anstrengend es ist, den Rollstuhl anzuheben oder zu schieben. Mithilfe beim Rollen war also durchaus gefragt.
Dass Verständnis für die einzelnen Situationen entwickelt und Toleranz aufgebaut wurde, zeigte der achtsame wie auch unterstützende Umgang miteinander sowie das emotionale Feedback, das spontan kam: „Da geht’s uns Gesunden doch eigentlich recht gut!“